Donnerstag, 7. Juni 2012

Ich bin so stolz auf ihn.

Mein Herzallerliebster hat gekündigt, tatsächlich.

Also genauer gesagt hat er seinen Chef aufs polemischste beleidigt, indem er eine email mit Tatsachen geschrieben hat (das soll man aber auch nicht machen, pfui!), und daraufhin wurde ihm, wie er gehofft hatte, die Kündigung nahegelegt. Letztes Mal hatte man noch mit allen Mitteln versucht, ihn zu halten, und er ist durchaus Sklave seines Pflichtgefühls. Bis zu einer gewissen Grenze, und die war jetzt erreicht.

Ich sehe ein, daß das, obwohl er so lange Anlauf genommen, Kraft dafür gesammelt und sich auch danach gesehnt hat, jetzt kein Grund zum Feiern ist, sondern primär eine schmerzliche Niederlage. Ein endgültiges Scheitern an der selbstgestellten Aufgabe, in einem dysfunktionalen Umfeld, dessen Herangehensweise an die Arbeit im allerbesten Falle Gleichgültigkeit war, unter einer auf allen Ebenen korrupten Hierarchie irgendwie etwas rauszureißen, halbwegs seine Aufgabe zu erfüllen, halbwegs diese Dienstleistung zu erbringen.
Es ist ziemlich übel, einsehen zu müssen, daß das wirklich nicht möglich war, insbesondere für jemanden, den ich schon oft habe Berge versetzen sehen.
Es tut glaubich auch ziemlich weh, den allerletzen Glauben in die betreffende Struktur zu verlieren.

Und gerade deshalb finde ich es eine unglaubliche Leistung, sich einzugestehen, daß da nichts zu retten ist und daß es keine Heldentat ist, mit dem sinkenden Schiff unterzugehen. Nachgeben, Aufgeben gehört normalerweise nicht so zu seinen Stärken, und er hat wirklich lange gekämpft, alles probiert, immer wieder Hoffnung und Optimismus aus irgendwelchen Nischen gekramt und nochmal allem eine Chance gegeben, aber die Windmühlen waren stärker.

Der Plan ist jetzt nicht, sofort irgendwas anderes zu suchen. Unter einem Vorgesetzten will er nie wieder arbeiten; guter Plan, er hat schon zuviele verschlissen. Was ihm sonst wichtig ist, wird ein bißchen Zeit brauchen, ans Licht zu kommen, und ich finde, er soll sie sich nehmen.
Alle Zeit der Welt.
Er hat sein Leben lang immer für irgendjemanden geackert, und immer mit vollem Einsatz - ich hoffe echt, er ist noch jung genug, um das Muster aufbrechen und die Freiheit jetzt genießen zu können.

Er ist leider jemand mit einem ziemlich starken materiellen Sicherheitsbedürfnis, und obwohl er noch ein bißchen Mieteinkommen hat, fühle ich die seltsame Verantwortung, jetzt die Alleinverdienerin zu sein, durchaus sehr deutlich - halb als Belastung, halb als Herausforderung.
Für meine Arbeit sinnvoll Geld zu nehmen, ist mir immer schwergefallen, aber nur, weil ich wenig brauchte. Ich funktioniere auf vielen Ebenen seltsam utilitaristisch: Wenn ich das Gefühl habe, jemand anderen (zB den Kunden) macht das Geld grade glücklicher als mich (und das gilt fast immer), dann scheint es mir bei ihm besser aufgehoben.
Jetzt werd ich ein bißchen mehr davon brauchen, also werd ich es mir auch einfordern können. Darauf freue ich mich eigentlich fast.

Vor allem aber freue ich mich darauf, das wichtigste Feature an meinem Mann, das, was damals kaufentscheidend für mich war, wieder öfter genießen zu können - die krassen, tiefgehenden Gespräche und Diskussionen über alles mögliche, mit seinen Standpunkten zu Gott und der Welt, die von meinen normalerweise grade weit genug weg sind, um den Kontakt nicht zu verlieren, aber die Fetzen fliegen zu lassen - und sein völlig ungeschönter Blick auf mich, der ihn für mich immer herausgehoben hat aus der Menge der Männer, mit denen ich zu tun hatte (und der mich in zahlreiche Vorhöllen der Verzweiflung getrieben hat, die sich aber alle langfristig als extrem nützlich erwiesen haben)
Das alles ist aber eine Kraft- und Nervenfrage, und man merkt jetzt schon, wo die Kündigung durch ist, und obwohl die letzten Tage noch Spießrutenlaufen sind, daß die allgegenwärtige Gereiztheit und Nervosität abnimmt: da schimmert schon wieder überall mein Mann durch!

Ich freu mich auf ihn.
Er hat mir schon verdammt gefehlt, die letzten Jahre.
<3

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Das ist ja schon witzig... Du hast wirklich sehr sehr...
madove - 19. Jan, 22:00

Über mich

"Ma dove?" ist italienisch und heißt "Aber wo?".
Der "Name" ist eigentlich zufällig an mir hängenge-blieben, paßt aber bestechend:
Ich suche.
Den Sinn des Lebens, meinen Platz in der Welt, meinen eigenen Stil, und eigentlich ständig meinen Schlüsselbund. Bislang mit mäßigem Erfolg, aber unverdrossen.
Um herauszufinden, was ich denke, lese ich gerne hier nach. Dafür muß ich es aber erst schreiben.
Daher das blog.


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