Donnerstag, 2. Mai 2013

Letter to my future self

[Das Konzept ist geklaut bei Muriel]

Äh, hi.

Ich wollte das schon eine Weile machen, weil cooles Format und so, aber ich schreib Dir genau jetzt, weil ich zum ersten Mal seit langem tatsächlich neugierig auf die Zukunft bin.
Weil ich nicht mehr glaube, eh schon zu wissen, wer und wie Du bist, oder, schlimmer: sein sollst. Weil ich grade überhaupt nicht mehr viel weiß, und das ein ziemlich grandioser Zustand ist. Meiner Erfahrung nach ist das so: Wenn man schon vorher weiß, was richtig ist und wie es sein müßte, ist Zukunft eigentlich nur, zu gucken, wie weit es einem gelingt, dem zu entsprechen, und wieviel davon man in den Sand setzt. Vor allem letzteres. Yay. Nichts wirklich Erstrebenswertes.

Der Nachteil ist, daß ich keine Idee mehr habe, wer Du sein wirst. Das ist ein wirklich schönes Gefühl, viel Freiheit und so, aber es macht den Brief schwieriger. Alles, was ich über mich erzählen könnte, weißt Du schon, und das meiste ist wahrscheinlich auch gar nicht wahr.
Und wonach soll ich fragen...
Eigentlich interessiert mich vor allem, wie es sich anfühlt, gleichzeitig ICH zu sein, und nicht mehr soviel bescheuerte Angst zu haben. In meiner Wahrnehmung schließt sich das ein bißchen aus, auch wenn ich es manchmal ahnen kann.
Ich weiß natürlich auch, wie es sich anfühlt, keine Angst zu haben - man muß nur sein Leben so einschränken, daß nichts darin vorkommt, wovor man Angst hat. Ich nehme an, wenn man Höhenangst hat, meidet man eben Türme. Und wenn man Angst hat vor Konflikten, Angst davor, anderen wehzutun, Angst, andere zu enttäuschen oder auch nur, sie ernsthaft zu überraschen, dann ist das ganz einfach: Man muß einfach nur sich selber komplett abschalten und durch einen Serviceroboter ersetzen. Das ist wirklich einfach, und tut gar nicht weh, wenn man nur früh genug damit anfängt. Und wenn man ihn gut programmiert, merkt das auch keiner. Und alles läuft prima, und man muß keine Angst mehr haben.
Aber keine Angst und dabei ICH? Darauf bin ich wirklich neugierig. Ich kenne das Gefühl am ehesten, wenn ich allein bin. Aber dann bin ich eben immer allein, und muß zumindest noch Angst haben, daß jemand dazukommt und es kaputtmacht.

Ich stelle mir natürlich vor, daß Du, also ICH, wenn ich das dann kann, also daß wir dann meine Wünsche erfüllen gehen und so. Aber. Ich habe gar keine. Alle meine großen, gewagten Träume, die ich bisher nicht umsetzen konnte, weil ich glaube, auf alles mögliche absurd viel Rücksicht nehmen zu müssen, bestehen eigentlich darin, mir besonders elegant viel Platz zum Alleinsein zu verschaffen. Erkennst Du das Muster?
Ich weiß nicht viel über Dich, aber es würde mich wundern, wenn das noch Dein Lebensziel wäre.
Ich habe den Eindruck, daß Du jemand bist, der auch dann eigene Wünsche und Ideen haben kann, wenn andere Menschen im Raum sind.
Aber ich habe von hier aus wirklich noch keine Mittel um herauszufinden, welche Ideen das sind.
Ich bin so verdammt neugierig auf Dich.

Das Einzige, wovor ich ein bißchen Angst hab, ist, daß Du beim Lesen dieses Briefes gütig und nachsichtig lächelst - wenns geht, verkneif Dir das, okay? Auch komische pelzige Viecher, die im Schlamm um ihr Leben paddeln, möchten ernstgenommen werden. Oder was weiß ich über die anderen. ICH möchte jedenfalls, danke. Aber vielleicht erinnerst Du Dich ja noch genau genug an mich, um das zu wissen.
Wenn ich doch auf Güte und Nachsicht hoffe, dann, daß Du nicht zu viel bittere, wütende Reue spürst für die fünfzehn Jahre, die ich in den Sand gesetzt habe. Alle Pädagogen in mir schreien jetzt "Jede Erfahrung ist wertvoll, man kann aus jedem Fehler lernen", ...aber das hätte man dann auch machen müssen - Es gibt auch Fehler, in denen man steckenbleibt wie in einem Panzer, die man verziert und bemalt, bis sie wirklich schön aussehen, und die man gegen alles verteidigt, was sie in Frage stellt.
Und aus denen man dann nichtmal durch eigene Kraft herauskommt, sondern nur, weil jemand, der wirklich sehr, sehr mutig und sehr, sehr geduldig ist, jahrelang Schokolade davorhält und sich den Arm blutig kratzen läßt dabei. Warum? Woher konnte er überhaupt wissen, daß ich da drin bin? Und daß sich das lohnt? Aus heutiger Sicht würde ich sagen, es lohnt sich definitiv, auch für ihn, aber woher er das wußte, wird mir ein Rätsel bleiben. Ich glaub, er ist auch einfach neugierig. Ich mag das.
Ich mag ihn. Ich glaub wirklich. (Das ist nicht selbstverständlich, erinnern wir uns kurz an unsere anderen Versuche, Beziehungen zu führen. Die prima funktioniert haben. Serviceroboter, fully functional, ist nicht schwer, jemanden zu finden, der das zu schätzen weiß. War eher schwer, sie alle wieder loszuwerden.) Nein, wirklich, seit kurzem bin ich wirklich sicher, daß ich ihn behalten will, und daß mir das eine Menge Kompromisse wert ist. Lustigerweise glaube ich, daß Du viel weniger Kompromisse wirst machen müssen als ich: Du kannst ja mit ihm reden; ich lerne das noch und mache viel mehr Kompromisse aus Pflicht und Angst als aus Liebe.
Ich glaube, er freut sich auf Dich. Vielleicht kannst Du ihm ja ein bißchen was von dem zurückgeben, was er an Vertrauen in mich investiert hat. Ich könnte mir vorstellen, daß Du Vertrauen besser kannst als ich. Okay, das ist auch keine Kunst.

Natürlich würde mich interessieren, was Du so treibst -
wie Du umgehst mit dem Rest der Welt, leidest Du noch so unter der Verantwortung für alles Elend, oder hast Du einen Weg gefunden, mit der Empathie in einer Weise umzugehen, daß sie Dich nicht kaputtmacht? Hast Du einen Weg gefunden, nicht von jedem Atemzug daran erinnert zu werden, was Du bloß durch Deinen moderaten mitteleuropäischen Lebensstil anrichtest? Oder konstruktiv damit umzugehen? Deine Privilegien für was Sinnvolles zu nutzen, statt Dich bloß dafür zu schämen? Hast du soviel vom Leben verstanden, daß Du bedauerst, daß ich uns keine Kinder zugetraut habe, weil Du doch meinst, wir hätten was weiterzugeben; auch in dieser Welt, in der ich mich so hilflos und unpassend fühle und froh bin, wenn ich für mich selber irgendeinen Weg finde? Falls ja, sorry. Da war ich dann wohl nicht schnell&mutig genug. Aber es gibt ja noch eine Menge andere mindestens genauso sinnvolle Möglichkeiten, was beizutragen. Du hast bestimmt welche gefunden.
Wie gesagt, ich bin gespannt welche.

Und ich bin so neugierig auf die Welt, in der Du lebst - ich schwanke zwischen sovielen Utopien und Dystopien, aber die brauche ich eigentlich nur, um zu wissen, in welcher Richtung ich es gerne hätte und was ich gerne verhindern würde. Vor dem, was tatsächlich kommt, habe ich keine echte Angst, ich komme schon irgendwie durch, oder nicht, egal, es tut mir nur leid für alle, die unter die Räder kommen. Aber wenn ich die Welt nicht retten konnte, wirst Du es mir verzeihen. Aber auch das ist einfacher ohne Kinder, verstehst Du? Das Gefühl ist manchmal ein bißchen wie in den späten zwanziger Jahren, denke ich.
Aber rückblickend ist das sicher alles ganz anders. Und vor allem vorbei.

Ich bin gespannt, was Du machst, was Du denkst, was Du magst, wonach Du Dich sehnst, und auch um den Preis der kürzeren Zukunft freu ich mich ehrlich gesagt drauf, Dein Leben zu führen. Weil es vielleicht eher MEIN Leben ist als das bisher.
Ich hab ziemlich viel Arbeit reingesteckt. Ich hoffe, es gefällt Dir. Sonst kannst Du's Dir ja immer noch umbauen.
Viel Spaß!

J.

Mittwoch, 3. April 2013

Let's talk about sex - 2

Also, dann machen wir das doch hier.

Hier passiert ja sonst nichts.

Muriel und ich haben uns erfolgreich in eine Ecke manövriert, wo ich den Eindruck habe, es wäre sowohl ein bißchen chicken als auch eine tragische Verschwendung dieser seltsamen Gelegenheit, das jetzt nicht auch zu machen.
Und wie gesagt, ich rede ja gerne über Sex. Und höre andern Leuten zu, wenn sie drüber reden.

Und nach einem kurzen Moment von Oje, aber was soll ich denn fragen, was will ich denn überhaupt wissen? kam dann ein langer Moment von Eigentlich ALLES, und eh ich noch länger darüber nachdenke, hab ich schonmal ein paar Fragen aufgeschrieben, die mir spontan eingefallen sind.
Okay.
Es sind immerhin keine 25, aber nur, weil ich nach zwei Minuten aufgehört habe. Ich weiß ja auch nicht, aber ich find das einfach so interessant. Gleichzeitig omnipräsent und totgeschwiegen, gleichzeitig gefühlt weltbewegend und total überbewertet; gleichzeitig banal und komplex, alltäglich und intim; hach, seltsam halt, und deshalb spannend.

Also.
Ich stelle mir das jetzt so vor:
Muriel hat mir das eingebrockt - oder doch eher ich ihm?, aber eigentlich sind ALLE meine ZAHLREICHEN Leser_innen, die obwohl ich zur Zeit so wenig schreibe, sicher zu HUNDERTEN täglich dieses Blog checken, herzlich aufgefordert, mir völlig grundloserweise intime Details zu verraten. Ohne daß Ihr irgendwas dafür kriegt. Einfach nur, weil es mich interessiert. (Das ist ein Erfolgskonzept, ich bin mir ganz sicher!)
Die Fragen sind dabei eigentlich nicht so wichtig. Beantworte alle oder nur eine, ganz oder teilweise, oder würfle ein paar aus, oder wandle sie ab, oder schreib irgendwas anderes, woran Dich eine der Fragen erinnert hat oder auch nicht. Jetzt oder später, am Stück oder häppchenweise, oder schreib, warum Du sie nicht beantworten magst, oder wie. auch. immer. Dabei sein ist alles.
In die Kommentare, anonym oder nicht, oder wie bei einem Stöckchen auf Deinem Blog, oderper mail an mich oder sonstwie.

Ich mache dann damit ...gar nichts, außer darauf antworten, und mich freuen, wie verschieden oder gleich oder mitteilsam oder nicht Menschen zu dem Thema halt sind.

Na, ist das ein Deal?
He, nicht alle auf einmal!!
  1. Kannst Du Sex ohne Liebe? Findest Du besser oder schlechter als mit Liebe? Kannst Du Liebe ohne Sex?
  2. Magst Du Sex eigentlich, so generell (beliebig langer Essay über die Bedeutung und eventuelle Ambivalenz ist willkommen)?
  3. Oder eher so Statistik: Mit wievielen Leuten hattest Du Sex? Welchen Geschlechts? In welchem Alter hast Du angefangen? Was zählst Du dabei alles als Sex mit und was nicht?
  4. Irgendwas besonders Spannendes erlebt, das für Dich ein Highlight ist, oder um das ich Dich beneiden kann?
  5. Denkst Du oft im Alltag an Sex, zB. in Bezug auf irgendwelche Situtationen oder Leute, die Dir begegnen?
  6. Was ist das Peinlichste/Ärgerlichste, was Dir mal passiert ist?
  7. Gibt es irgendwas, was Du wirklich gerne ausprobieren würdest, aber noch nicht die Gelegenheit hattest? Was?
  8. Angenommen, Du kämest jetzt in die Situation, (mit jemand neuem) Sex zu haben. Wie sicher oder unsicher fühlst Du Dich in bezug auf Dein Aussehen/Performance/was auch immer für ein Leistungsdruck da sein könnte? Warum?
  9. Gibt es was, was allgemein irgendwie als nett anerkannt ist und was Du echt nicht magst/öde findest?
  10. Gibt es irgendwas, was man mit Dir machen kann und was Du besonders magst?
  11. Magst/Konsumierst Du Pornos? Welches Genre/Themengebiet? Welches Medium?
  12. Wie findest Du Dein Sexleben im Moment?
  13. Hast Du schonmal nur dem Partner zuliebe mitgemacht, obwohl Dir eigentlich nicht danach war? Oder gehofft, daß es bald rum ist? Oder schlimmer?
  14. Welche verdammten Wörter würdest Du für die primären Geschlechtsorgane verwenden, zB. in so einem mittelmäßig informellen Umfeld wie hier? Ich find das furchtbar schwer.
  15. Noch irgendeine schöne Anekdote?
  16. Welche Frage fehlt?
  17. Welche Frage bist Du froh nicht beantworten zu müssen?
  18. Wie peinlich findest Du diesen Post? Echt jetzt? Warum eigentlich?
  19. Willst Du irgendwas von mir wissen? EDIT: Die Fragen hab ich in den Kommentaren auch beantwortet. Sonst noch was?
    Ab hier kommen die von Euch nachgereichten Fragen:
  20. Auf vielfachen Wunsch: Wie hältst du's mit Masturbation? Wie oft? Schämst du dich dafür? Siehst du gerne zu? Erzähl! ;-)
  21. In Ergänzung zu 2.. Und welche Bedeutung mißt du Sex bei? Essays willkommen!
  22. Hattest Du schon mal mit dem eigenen Geschlecht was zu tun? Wie kam das? Wie war's? Wenn nein, warum nicht?
  23. Wie wichtig sind eigentlich Onanie-Phantasien? Gibt es da 'Standards'? Unterliegen die aktuellen Situationen? Oder braucht es die gar nicht?
  24. Sind deine Orgasmen alle ähnlich oder unterscheiden sie sich, zB in der Intensität? Erkennst Du da Regelmäßigkeiten?
  25. Hast Du Erfahrungen mit Spielzeug? Präferenzen? Tips?
  26. Wie wurdest Du aufgeklärt?
  27. *NEU* Magst/Konsumiertst Du "nicht echte" Pornos, also Hentais o. ä.?

Samstag, 2. März 2013

Das war gut!

Ich nutze jetzt einfach den zusätzlichen Schub der Begeisterung, um mal wieder die komische Hürde zu überwinden, die sich noch zusätzlich aufbaut, wenn ich länger nichts geschrieben habe.

Ich komme gerade zurück von einem Abend "Tim Fischer singt Georg Kreisler".
Ich kannte Fischer kaum, aber ich liebe Kreisler und hatte auf einen unterhaltsam netten Abend gehofft, der mich vage an ihn erinnert und ein bißchen in Sentimentalität schwelgen läßt; was sonst kann man nach seinem Tod noch erhoffen?

Bekommen habe ich:
Einen fantastischen Abend. "Nett" wäre das ganz falsche Wort.
Mit geschlossenen Augen ist Fischers Gesang kaum von Kreisler zu unterscheiden, er macht das wirklich wunderbar. Weil er das Klavierspielen delegiert und dadurch beide Hände frei UND eine grandiose Gestik und Mimik(!) hat, wäre das mit den geschlossenen Augen aber eine dumme Idee.

Die erste Hälfte war relativ konventionell; Einstieg mit "Taubenvergiften" und dann allmählicher Abstieg in Kreislers etwas absurdere Klassiker, überwiegend Beziehungsthemen und schwarzer Humor, von beidem gibt es bei Kreisler ja Unmengen.
Ich hätte durchaus noch ein paar mehr von den politischeren Liedern genommen, aber das ist halt Geschmackssache.

Dann Pause.
(Wie schön ist es, eine Wurst zu verzehrn und gleichzeitig Opern anzuhörn.)

Dann Überraschung.

Gleicher Mann, gleiche Stimme, lange Haare, tolle Schuhe, tolles glitzerndes geschlitztes Kleid.

Naja, Überraschung ist relativ; ich wußte, daß Tim Fischer bei anderer Gelegenheit auch in Drag auftritt, aber ich hatte in diesem Kontext nicht damit gerechnet. Ich finde leider keine passenden Bilder im Netz und habe selber keine gemacht, aber für mich hat es den Charme der Vorstellung nochmal erheblich gesteigert - er sah grandios aus, und ich mag das je eh sehr, um es eher vorsichtig auszudrücken.
Die Liedauswahl in der zweiten Hälfte wurde nochmal deutlich absurder und stellenweise sehr sehr düster; einiges Neuere von Kreisler, das ich gar nicht kannte; brilliant, skurril, schmerzhaft, obszön, zehennägelkräuselnd und immer mit dieser dichten bildreichen Sprache und den schnellen, unkonventionellen, sich über mehrere Wörter erstreckenden Reimen.

Das Publikum (sehr hoher Altersdurchschnitt wie immer, aber ein bißchen bunter als es hier sonst so ist) ist nach kurzem Stutzen auch die zweite Hälfte durch begeistert mitgegangen, was mich positiv überrascht hat. Aber Fischer hat eine Bühnenpräsenz, der man sich schwer entzieht.

Seligkeitsmoment:
Mein allerallerliebstes Kreisler-Lieblingslied (Zu leise für mich), das ich nicht gehofft hätte, je live zu sehen (weil eher ruhig und melancholisch, also geringer Fun-Factor), gesungen in der zweiten, also für meinen Geschmack dekorativeren Hälfte des Abends...

Fazit des Abends:
Auwei, das fühlt sich an wie ein heftiger Dreitagescrush im Aufbau.
*geht eine Decke und Chips holen und verkriecht sich vor youtube und google Bildersuche*

Montag, 29. Oktober 2012

Ende Oktober, haben sie gesagt, ausnahmsweise...

... und siehe da, ich habe DIE STEUER FÜR 2011 FERTIG.
Meine und die von dem Mann.
Ich kriege wahrscheinlich 34 Euro zurück, wenn alles klappt.
Und zahle 2011 immer noch keine Einkommenssteuer; ich muß echt meine Preise erhöhen. Dafür zahlt der Mann 2011 signifikant Einkommenssteuer.
Wir hätten geheiratet haben sollen.
Ehen sind aus irgendeinem Gund ja förderungswürdig, wenn auch nur bei deutlicher Einkommensdifferenz . WTF?

Ich bin ja eine große Freundin von Steuern. Also das Konzept "Wir legen alle zusammen, jeder nach seinen Möglichkeiten, und leisten uns davon eine schicke Infrastruktur" sagt mir extrem zu.
Und theoretisch sogar auch von komplexem Steuerrecht, von Progression sowieso, aber auch von allen möglichen anderen Zusatzregelungen, mit denen man ein Finetuning versucht (...und in der Praxis ein wildes Durcheinander und eine Riesenmenge zusätzlicher Ungerechtigkeiten, versteckter Subventionen und unerwünschter Nebeneffekte erzeugt).

Aber ich hasse diesen Kampf mit den Rubriken der Formulare, die Zweifel, wenn etwas durchs Raster fällt und ich nicht weiß, wo es hingehört, und die zusätzliche Wut, wenn die verschiedenen Softwares mich daran hindern, es so einzutragen, wie es mir noch am wenigsten falsch vorkommt.
Wenn ich als selbständige Handwerkerin mit Gewerbebetrieb nebenbei 169 Euro als Komparsin verdient habe, ist das dann gewerblich? Freiberuflich? Nichtselbständig? Und die 41 Euro Bahnfahrtkarte, die ich gekauft habe, um das tun zu können, ist das dann Werbungskosten oder Weg zur Arbeit oder was? Auf was für ein verdammtes Buchungskonto muß die GEZ-Gebühr für mein Werkstattradio? Und warum krieg ich Umsatzsteuer zurück, obwohl sich gegenüber meinen Voranmeldungen keine Änderungen ergeben haben? Weil die immer 2 Monate versetzt abgebucht werden oder weil ich was falsch gemacht habe?

Ich will keine Beratung dazu, was vorteilhaft ist, und ich will erst recht keine Tricks. Ich möchte einfach nur hier sitzen.

Ich finde einfach nur, es ist der Job des Staates, der meine Steuern haben will bzw.. mich zur Eintreiberin seiner Umsatzsteuer macht, mir diese Kämpfe zu ersparen.
Mein Finanzamt sollte Arbeitsplätze schaffen, und zwar nicht nur in Form einer Riesenschar von Steuerprüfern (dafür!), sondern vor allem in Form von VIELEN GEDULDIGEN Mitarbeitern, wo ich hingehen kann und mein Einkommen erklären (aber verbal), unter Vorlage meiner Belege, und sie tragen das dann ein und übersetzen es in Formulare.
Jawoll.

Sonntag, 30. September 2012

...

In den letzten Wochen bin ich dreimal angesprochen worden, ob ich IRGENDWELCHE Arbeit habe, egal welche, egal zu welchem Preis. Das ist mir vorher noch nie passiert. Immer von anständig gekleideten Menschen, deren Sprache mir nicht den Eindruck vermittelt hat, als seien sie gerade irgendeiner Gosse entstiegen.

Unter den älteren Leuten in der Stadt, und unter den jüngeren aus erkennbar finanziell schwächerem Umfeld, sehe ich immer mehr mit dauerhaft fehlenden Zähnen.

Für die Neuvermietung unserer kleinen Wohnung, die sich dadurch auszeichnet, daß sie renovierungsgestaut, alt, klein und versifft ist, aber eben auch dementsprechend billig, haben sich doppelt soviele Interessenten gemeldet wie bei allen früheren Neuvermietungen. Und vor allem wollten sie sie alle nehmen (normalerweise machen 3/4 auf der Schwelle kehrt, was ich durchaus für einen sinnvollen Reflex halte).

Ich bin so wütend und so traurig und weiß nicht wohin damit.

Samstag, 22. September 2012

emailadresse

Ich habe in einer brillianten Choreographie von bescheuerten Einzelaktionen meine für das Blog gemachte emailadresse dauerhaft und unrettbar zerschossen. Wer mich mit persönlichen Mitteilungen erfreuen möchte, tue dies in Zukunft bitte über web.de (bisher wars gmx). Also derselbe username wie hier, bei web.de.

Dienstag, 18. September 2012

Die Große Dinge.Und Sachen.-Leser-Umfrage

Sachtma, lest Ihr mein Blog eigentlich in einem RSS-Reader oder im Browser?

Oxford

Als Wiedereinstiegsdroge, inspiriert durch Muriels Südafrika-Berichte, angeregt durch Guinan und durchgezogen dank meines schlechten Gewissens, Euch so lange vernachlässigt zu haben, gibt es jetzt auch von mir einen kleinen Reisebericht.
Schnell, eh meine Schwester aus Asien zurückkommt und mir das Wort "Reise" für eine 3-Tage-Städtetour zu anmaßend vorkommt.

Wir waren in Oxford.
Mein Liebster hat eine Cousine, die dort promoviert, und war nach seinem ersten Besuch so begeistert, daß er mir die Stadt auch zeigen wollte. Ich habe so wenige Fotos gemacht, daß ich sie alle benutzen muß, wenn ich das hier überhaupt illustrieren will:

Wir sind geflogen.
Das ist aufregend.
Jedenfalls für mich.
Immer gleichzeitig gruselig und toll. Auch wenn es nur anderthalb Stunden in einer Ryanair-Sardinenbüchse sind. Ich habe mich den Flug über mit thematisch passenden heiteren Hörspielen (BBC's Cabin Pressure) bei Laune gehalten.

Und was haben wir nun also Wunderbares gemacht? Abgesehen von Familienpflichtsachen und mit müden Füßen oder moderater Internetsucht in Hotelzimmern rumliegen?
Ich bin bisher nur über D, CH und I geflogen, GB sieht wieder anders aus.

Oxford ist eine Stadt und enthält als solche zahlreiche Gebäude.
Viele davon sind sehr dekorativ. Wir haben sie mit Freude angeschaut. Ich kann aber nichts Genaueres dazu sagen, weil wir beide gerade in einer Phase sind, wo wir die Lust verloren haben, uns bei jeder Gelegenheit pflichtbewußt mit Kultur zuzudröhnen, nur weil "man" das so macht in unseren Kreisen.

Das ist doch hübsch, oder? Trotzdem macht es natürlich Spaß, zwischen all diesen hübschen Colleges mit ihrer sehr eigenen und durchaus beeidruckenden Architektur rumzulaufen. Insbesondere, wenn man so unglaubliches Glück mit dem Wetter hat wie wir, kein einziges Mal Regen....!

Normalerweise hat anschauenswerte Architektur für mich immer den Nachteil, daß sie entweder irgendwelchen blöden Religionsgemeischaften oder irgend-welchen blöden Feudalherren gewidmet ist, sodaß man das Ergebnis zwar interessant und/oder schön finden kann, aber den Zweck eigentlich explizit nicht.

Ich bin zwar sehr sicher, daß das britische Bildungssystem und seine Vergangenheit auch genug Anlaß zu irgendwelcher Sozialkritik bieten, aber erstmal grundsätzlich sind mir Bildungstempel von allen Tempeln noch die liebsten. Der Genuß ist also zumindest ein bißchen ungetrübter.

Dieses nette bescheidene Gebäude zum Beispiel beheimatet Lesesäle einer Bibliothek. (Glaube ich zumindest. Man wollte uns nicht reinlassen.)

Das Foto an sich bietet eine tolle Überleitung zu unserem nächsten Thema: Essen.

Es zeigt nämlich natürlich nicht den tatsächlichen Lesesaal der Bodleian Library, sondern eine zuckerbäckerische Kopie davon, die zwischen lauter anderen krassen Patisserie-Spielereien im Covered Market zu sehen war ........
.....................*verträumt abschweifender Blick*...................
....... Wo war ich?

Ja. Essen. Ich hatte irgendwie in Erinnerung, daß britisches Essen keinen so tollen Ruf hat, aber meinem persönlichen Geschmack kommt es sehr entgegen.
Vor allem das Frühstück, aber auch der Rest. Irgendwie ist alles sehr fettig und sehr süß oder sehr herzhaft, mit viel Eiern und Butter, und dazwischen komische exotische Einflüsse aus allen Ecken des Commonwealth... Nicht wirklich veganerfreundlich, und wahrscheinlich auf die Dauer nicht so gesund, aber wie gesagt, genau mein Geschmack.

Der Liebste und ich wollten also kein Pflicht-Kulturprogramm, sondern das machen, worauf wir Lust haben, und das war 1) Essen, 2) Schlafen und 3) Parks.

Und Parks. Das Tollste an Oxford sind nämlich die Parks.
Finden wir.
Es gibt große Parks, kleine Parks, öffentliche Parks, private Parks, Parks (und Obstgärten, und Seen) innerhalb der Collegegelände, Parks mit Gewässern, auf denen Touristen in Stocherkähnen fahren in der Böschung stecken, einen tollen botanischen Garten, und das alles mit diesem herrlichen englischen Rasen, den man meistens sogar betreten darf.

Das hier obendrüber ist eigentlich mitten in der Stadt, es ist auch nicht wirklich ein Park, sondern eher eine riesige Steppe mit komischen Grasbüscheln und anderer niedriger Vegetation, und darauf weiden Kühe. Sie sind allerdings etwas fotoscheu.

Weniger scheu (und für mich das absolute Highlight) waren die Unmengen Eichhörnchen, die da überall rumrennen und sich sogar anlocken lassen, wahrscheinlich aus der Erfahrung heraus, daß die fetten Zweibeiner nichts tun, wohl aber gelegentlich Essen dabeihaben. Ich hatte kein Essen, konnte aber ausreichend lange den Eindruck erwecken, um fast eins streicheln zu können, was mich in hysterische Begeisterung versetzt hat.
Sorry, aber ich LIEBE Nagetiere.

Ich gebe zu, daß man dafür vielleich nicht so einen Aufwand auf sich nehmen müßte, aber es hat einem wirklich schönen Kurzurlaub für mich noch die Krone aufgesetzt.
(Auf dem Bild sind bestimmt welche,
aber ich seh sie auch nicht.)

Dazugekommen

Huch, eigentlich gibt...
Huch, eigentlich gibt es das Blog doch schon gar nicht...
madove - 27. Jun, 16:07
Ein Lebenszeichen! Wie...
Ein Lebenszeichen! Wie schön!
Conradin - 25. Jun, 21:58
Hach, Gesprächsfetzen....
Hach, Gesprächsfetzen. <3 Mein Radio.
rebekka (Gast) - 2. Sep, 20:43
Echt?
Mal testen. Hm.
David (Gast) - 27. Mai, 17:24
yeeeeey
ich bin gerade so strahlefroh!! geil, dass das ein...
tonja (Gast) - 8. Mär, 15:46
Das ist ja schon witzig......
Das ist ja schon witzig... Du hast wirklich sehr sehr...
madove - 19. Jan, 22:00

Über mich

"Ma dove?" ist italienisch und heißt "Aber wo?".
Der "Name" ist eigentlich zufällig an mir hängenge-blieben, paßt aber bestechend:
Ich suche.
Den Sinn des Lebens, meinen Platz in der Welt, meinen eigenen Stil, und eigentlich ständig meinen Schlüsselbund. Bislang mit mäßigem Erfolg, aber unverdrossen.
Um herauszufinden, was ich denke, lese ich gerne hier nach. Dafür muß ich es aber erst schreiben.
Daher das blog.


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Zuletzt aktualisiert: 27. Jun, 16:07

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