Es ist einfach so praktisch,

wenn andere Leute das schon geschrieben haben, was ich schon lange mal sagen wollte. Mehr oder weniger wörtlich. Erstens spart es Arbeit, und zweitens gibt es mir das wunderbare und zugleich irritierende Gefühl, von zumindest einer Person verstanden zu werden. Auch wenn sie mich nicht kennt.

Heute:
Rebecca Watson von Skepchick* beschreibt, wie ich sie zur Feministin wurde.

"[...], I didn’t call myself a feminist. I had a hazy idea that feminism was a good thing, but it was something that other people worried about, not me. I was living in a time and culture that had transcended the need for feminism, because in my world we were all rational atheists who had thrown off our religious indoctrination so that I could freely make rape jokes without fear of hurting someone who had been raped.

And then I would make a comment about how there could really be more women in the community, and the responses from my fellow skeptics and atheists ranged from “No, they’re not logical like us,” to “Yes, so we can fuck them!” That seemed weird.

[...]
So here we are today. I am a feminist, because skeptics and atheists made me one. Every time I mention, however delicately, a possible issue of misogyny or objectification in our community, the response I get shows me that the problem is much worse than I thought, and so I grow angrier. I knew that eventually I would reach a sort of feminist singularity where I would explode and in my place would rise some kind of Captain Planet-type superhero but for feminists. I believe that day has nearly arrived."

--
* Schon wieder so eine Entdeckung via Muriel. Danke!

P.S. Nicht wundern: Rebecca befindet sich gerade in einem phänomenalen Shitstorm, weil sie es gewagt hat, anzudeuten, daß es ihres Erachtens nicht cool ist, alleinstehende Frauen spät nachts in Aufzügen anzumachen, wenn diese vorher den ganzen Tag darüber referiert haben, daß sie das nicht wollen. Das ist nur deshalb interessant, weil sich an dem Shitstorm auch Menschen beteiligen, die außer einer sinnvollen Botschaft auch noch über eine schier unerträgliche Arroganz, insbesondere aber auch über einen Prominentenstatus verfügen. Aber ansonsten ist es ganz normal und passiert immer, wenn man sich im Netz feministisch äußert und mehr als 10 Leser hat. Echt, probiert es aus! ...oder besser nicht...
Muriel (Gast) - 15. Jul, 12:09

Mir hat ja notinmyname2050 in der Sache ziemlich die Worte aus dem Mund genommen.
Aber das sind dann wirklich nur noch ganz feine graduelle Unterschiede.

madove - 15. Jul, 14:11

Oh. Ja. Genau. Danke. Das habe ich mit wirklich großer Freude gelesen.
rebhuhn - 15. Jul, 13:12

mal zuerst eine ganz neutrale verständnisfrage: von wo 'kommt' der doppelstern? kann ihn nicht finden... [wahrscheinlich finde ich ihn genau dann, wenn ich hier auf 'sichern' geklickt hab'... ^^]

madove - 15. Jul, 14:10

Oh, nein, ich habe vergessen, ihn anzubringen. Hm. Ich weiß auch nicht genau, wohin. Ich habe ihn in ein P.S. umgewandelt.
...Mathematiker...
rebhuhn - 15. Jul, 15:03

[ot
dabei fällt mir gerade ein, daß ich dir noch 'ne mail mit werker-content schulde ^^... kommt über's WE.]

ich hatte auch immer gedacht, daß es keinen unterschied macht, ob man [heutzutage] ein mann oder eine frau ist, eben auch weil ich täglich von überwiegend männern umgeben bin und damit nie probleme oder ein gefühl der andersartigkeit hatte. ABER. dann.

komme ich [beruflich] in eine eisengießerei [ist wörtlich zu nehmen] und zwei völlig gegensätzliche, aber gleich blöde dinge treten ein: die einen behandeln mich mit viel zu viel 'frauenrespekt' mit zuerst handschütteln und türen voranstürmend aufreißend, die anderen ignorieren mich völlig und schütteln nicht mal meine hand. beides doof. - wieder andere kommentieren, daß mir der helm gut stehen würde - WTF?!

mittlerweile [früher fühlte ich mich auf der feminismusskala bei +-0] rutsche ich im schneckengang in richtung +1.

madove - 15. Jul, 18:14

Das ist ein großes Thema...

Bei 0 war ich auch mal, ich erinnere mich an deutliche Streits mit meiner Mutter, die eher so einem 68er-Feminismus anhängt, weil ich WIRKLICH das Gefühl hatte, das spielt in meinem Leben keine Rolle (tat es auch nicht) und das Feminismus-Getue geht mir tierisch auf die Nerven. Tat es auch. Tut es auch immer noch. Nur gehn mir einfach inzwischen ein paar andere Sachen noch deutlich mehr auf die Nerven, deshalb würd ich mich bei 6 einordnen, in der Annahme, daß die Skala bis 10 geht, mit einem Anstieg von 5 Punkten in den letzten 3 Jahren oder so.

[ot: Genau! Jawoll! Auja!]
DasSan (Gast) - 16. Jul, 11:52

Patrick von Derangierte Einsichten hat zu der Sache mit Rebecca Watson auch eine gute Zusammenfassung geliefert: http://p-pricken.de/2011/07/skeptisch-atheistische-mannerhirne/ (vielleicht hast du das schon gelesen)

madove - 16. Jul, 14:32

oh, vielen Dank!
Dietmar (Gast) - 7. Aug, 12:17

Rebecca

Ich habe per youtube die Veranstaltung verfolgt, an deren Rande diese Fahrstuhl-Geschichte stattfand: Von Rebecca Watson bin ich sehr beeindruckt. Und, wie kann es anders sein, bei den Science-Blogs habe ich mich an der Diskussion um dieses Fahrstuhl-Ereignis beteiligt. Es ist unglaublich, was da abgeht. Man bekommt da Stempel aufgedrückt, so schnell kann man gar nicht gucken, dann ist man Troll, Sexist, potentieller Vergewaltiger etc. Nur, weil ich wirklich nicht viel dabei finden kann, wenn ein Mann eine Frau anspricht, die er toll findet. Aber ich will das hier nicht wieder entfachen. Nur mich ein bisschen ausheulen ... *flenn*

madove - 7. Aug, 16:55

Ich versuche, unentfacht zu bleiben...

Das ist alles so unglaublich unnötig schwierig. Von allen Seiten.
Mir fällt aus meiner Perspektive ehrlich gesagt schon stärker auf , wie sehr man, wenn man (oder hier eher: frau) vorsichtig darauf hinweist, sich diskriminiert oder objektifiziert zu fühlen, wirklich (wirklich!) sofort in einem Shitstorm von Emanzenhass und drastischen Vergewaltigungs"angeboten" untergeht. Wirklich.
Wobei ja überhaupt nichts dagegen spricht, als Mann dazu zu äußern, daß man(n) diesen Fall jetzt nicht so tragisch sieht. Könnte man ja drüber reden. Daß das dann auch nicht geht, wie Du erfahren durftest, ist fast genauso schlimm.

Aus meiner Perspektive wäre es aber schon wichtig, wenn "wir Frauen" den Eindruck hätten, das prinzipielle Problem wäre irgendwie allgemein anerkannt. Dann müßten wir nicht so schreien.
Und ich find halt, kein Mann hat zu beurteilen, wann ich mich bedroht oder dumm angemacht fühlen "darf", einfach aus statistischen Gründen. Wenn genausoviele Männer (von Frauen) vergewaltigt oder auch nur ständig ausschließlich aufgrund ihres Aussehens beurteilt oder auf ihre tollen Titten oder Vergleichbares angesprochen werden, dann dürfen sie auch über mich lachen, wenn ich gerade mal zu überempfindlich bin. Vorher seid ihr, sorry, zu privilegiert dazu; da liegt für mich schon eine gewisse Asymmetrie.

Hm, es hat nur fast geklappt.
Dietmar (Gast) - 8. Aug, 03:53

Unnötig schwierig

Genau. Das trifft es genau.

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"Ma dove?" ist italienisch und heißt "Aber wo?".
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Ich suche.
Den Sinn des Lebens, meinen Platz in der Welt, meinen eigenen Stil, und eigentlich ständig meinen Schlüsselbund. Bislang mit mäßigem Erfolg, aber unverdrossen.
Um herauszufinden, was ich denke, lese ich gerne hier nach. Dafür muß ich es aber erst schreiben.
Daher das blog.


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