Ich habe da...

... diesen langen Katalog von Regeln, unter welchen Umständen man Menschen auf keinen Fall kritisieren darf.
Er zeichnet sich dadurch aus, daß er
  1. offenbar nur in meinem Kopf existiert
  2. sehr, sehr, sehr umfangreich ist und
  3. so konstruiert sein sollte, daß mindestens eine der Bedingungen in jeder Situation auf mich zutrifft.
In letzter Zeit haben mir ein paar Leute fiese Gemeinheiten Anregungen (zu einem kleinen Projekt von mir) gesagt, und zwar in einer Weise, die äußerst angemessen, nützlich, freundlich und sinnvoll war und sich deshalb partout nicht durch mein Regelwerk abdecken läßt.

In Anbetracht der Tatsache, daß ich mich jedesmal trotzdem unglaublich geärgert habe, sollte ich vielleicht der Realität gegenübertreten, daß es nicht an all den anderen rücksichtslosen Arschlöchern liegt, sondern, daß ich einfach keinerlei, noch so konstruktive Kritik vertrage.

Das ist eher nicht so schlau.
Yaspiz (Gast) - 1. Feb, 22:37

Geht mir genauso. Treffend formuliert. Ätzend, nicht wahr?

madove - 1. Feb, 22:38

Total bescheuert, in der Tat.
Yaspiz (Gast) - 1. Feb, 22:47

Dann wäre das geklärt.
Welcher Art wäre denn die Kritik gewesen? Das interessiert mich nun ungemein.
Liebe Grüße
Yaspiz
madove - 1. Feb, 23:05

Gar Nix Spannendes.

Ich bastele an einer Webseite für eine Gruppe, und Leute haben eben Sachen gesagt, wie "Sieht gut aus, aber vielleicht sollte man daundda noch dasunddas hintun."
Und da fällt mir rational wirklich nichts ein, was dagegen spricht, insbesondere, wenn sie inhaltlich auch noch recht haben. Aber ich kriege immer spontan kurz Gewaltphantasien. Geht aber wenigstens schnell wieder vorbei.
G u i n a n (Gast) - 1. Feb, 22:47

Ich kritisiere nur Leute, die ich wirklich sehr gern mag, die Regelliste dafür in meinem Kopf ist also denkbar kurz. Und nur von diesen Leuten kann ich Kritik einigermaßen wegstecken. Ist auch nicht viel besser. Vor allem, weil da draußen so viele sind, die dringend einen Kübel konstuktive Kritik nötig hätten. Finde ich zumindest.

madove - 1. Feb, 23:10

Ich habe es lange Zeit für eine Tugend gehalten, daß ich WENIGSTENS nicht mit zweierlei Maß messe und also meine Regeln auch selber einhalte, mit dem Ergebnis, daß ich fast nie jemanden kritisieren "darf".
Der Mann versucht gerade, mir das Konzept näherzubringen, daß das total fies ist, weil ich ihm meine Weisheit vorenthalte und ihn mit wehenden Fahnen in sein Unglück rennen lasse, während ich mir einen Verbesserungsvorschlag verkneife. Ich finde seine Haltung toll, aber ich kriegs nicht hin.
Ich wär so dankbar, wenn alle mal die Klappe halten könnten und mir die Gelegenheit geben, in mein Unglück zu rennen, es zu merken und mich selbständig wieder aufzurappeln. Aber bis dahin haben immer schon Hunderte von Menschen ihren Senf dazu gegeben, gefühlt.
G u i n a n (Gast) - 1. Feb, 23:22

Würde es helfen, wenn du das in Teamarbeit statt Kritik umdefinierst? Bei gemeinsamen Projekten sind Verbesserungsvorschläge erlaubt und erwünscht.
madove - 1. Feb, 23:25

Hm.

Ich habe aus dem Grund Teamarbeit immer gehasst, weil ich immer das Gefühl hatte, entweder die anderen reden mir rein, oder ich ihnen.
Irgendwie hab ich ein grundlegendes Problem damit.
woelfin - 2. Feb, 04:25

kritisieren soll man nur die dies vertragen

die andren verdienens halt nicht

madove - 2. Feb, 18:34

Ja, da ist was dran. Aber dann müßte man ja vorher wissen, zu welcher Kategorie die Person gehört. Das wäre ein weiterer perfekter Anwendungsfall für meine Hüte-Konvention.
Mico75 - 2. Feb, 05:19

ich finde es immer ätzend, wenn sich leute ungefragt erlauben kritik zu äußern. man macht etwas und sie fühlen sich ermächtigt es zu kritisieren. ein grund, der mich oft blockiert. oft genug ist die kritik auch noch negativ und wenig konstruktiv. warum können die leute nicht die klappe halten oder warten, ob ich um kritik/meinungen bitte?
wenn du ein "kleines" projekt hast, wirst du dir ja sicher gedanken gemacht haben, wie du es gestalten/verwirklichen willst. ich kann schon verstehen, daß du da auch konstruktive kritik als störend empfindest. nach dem motto: "wenn ihr das alle besser könnt, dann macht ihr es doch aber ich wollte es GENAU so!"
nur mal so ein paar gedanken. gruß.

madove - 2. Feb, 07:04

Ja. das denke ich dann auch immer.
- Wenn Ihr's besser könnt, dann machts doch selber.
- Und vor allem: Wartet doch, bis ich FRAGE.

Ein Gegenargument ist allerdings, daß ich ja nur nach Sachen fragen kann, die mir prinzipiell schon in den Sinn kommen (oder wenn ich für möglich halte, daß man mein Werk noch ergänzen kann), dh ich käme damit nie wesentlich über meine Horizont hinaus.
Trotzdem sind ungebetene Ratschläge echt ein Werkzeug, das SEHR sparsam eingesetzt werden sollte, findich.
Yaspiz (Gast) - 2. Feb, 10:28

Bei Melanie geht es um wirklich blöde Ratschläge, macht Spaß, es zu lesen:

http://gluecklichscheitern.wordpress.com/2011/07/04/eure-gut-gemeinten-ratschlage-am-asch/

Liebe Grüße
Yaspiz

madove - 2. Feb, 19:14

Waaah, ja, die Ratschläge kenne ich auch alle, aus der Zeit, als mein Baby meine kleine Schwester klein war.
Alle töten.
Sollte ich je schwanger werden, geh ich für die Zeit zwischen dem 3. Schwangerschaftsmonat und dem 3. 8. 18. Geburtstag des Kindes nur mit Gehörschutz aus dem Haus.
G u i n a n (Gast) - 2. Feb, 19:45

DAS

ist ein Ratschlag, den ich dir im Fall der Fälle auch geben würde. ;) Bisher habe ich auch nicht den Eindruck, dass die netten Verbesserungsvorschläge zu meiner Erziehungsweise mit dem 18. Geburtstag enden werden.
Während Schwangerschaft/Kinderwagenzeit wäre vielleicht auch Burka oder tragbares Zelt nicht schlecht, da kommt nämlich dann noch der Tätschelfaktor dazu.
Yaspiz (Gast) - 2. Feb, 20:44

Danke für 'alle töten', mein neues sofortiges Motto für solche Momente. Ich musste so lachen! Vielen Dank!

Liebe Grüße

Yaspiz
madove - 2. Feb, 20:52

@Yaspiz
Wieso hab ich plötzlich das Gefühl, ich sollte einen Disclaimer einbauen? ;-)
rebhuhn - 2. Feb, 11:35

in der tat - eher nicht so schlau. was kannste dagegen machen? könntest z.b. öfter mal deine ideen/arbeiten/etc. zur diskussion stellen. aber moment: willst du etwas dagegen unternehmen?

ich bin hingegen nicht besonders tolerant, was engagement angeht. also, jeder sollte sich auf dem gebiet, in dem ich mich übermäßig engagiere, bitteschön auch derartig einsetzen, informieren, motiviert sein etc. ... daß ich [z.b. in meinem beruflichen fachgebiet] bisweilen auch eher, äh, nennen wir es positiv 'pragmatisch' unterwegs bin, kommt in meinen zugehörigen überlegungen bisher deutlich zu kurz.

madove - 2. Feb, 19:04

"willst du" ist wahrscheinlich die ehrlichere Frage.
Ich finde, ich sollte wollen, aber die Erkenntnis (daß nicht nur die anderen Schuld sind) ist noch ziemlich neu, und meine Intuition brüllt immer nur "Laßt mich doch einfach mal in Ruhe machen!", insofern nehme ich an, es wird dauern.
Und Sachen zur Diskussion stellen ist eben auch sowas, wovor ich immer ziemlich Angst hab. Völlig irrationale zwar, aber das ändert nicht viel. Irgendwie sieht das grade nach einem langen Weg mit kleinen Schritten aus, aber daran gewöhn ich mich allmählich ;-)
Samuel B. - 2. Feb, 20:45

boa, was du für ne diskussion immer anregen kannst - *neid*

was mir bei deinem beispiel aufgefallen ist. du machst ne website, jemand kommt, hat ein gutes argument, welches du auch nachvollziehen kannst - und trotzdem regt es dich auf.

a) du regest dich auf, weil du im grunde dich ärgerst, es vergessen zu haben, obwohl es dir hätte ja einfallen können
b) du regest dich auf, weil dein "baby" ja perfekt ist / sein muss / sein zu hat (da gibt es gar keine zweifel) , wie alle "babys" aller mütter perfekt sind, sein müssen, sein zu haben.
c) du regest dich auf, weil du jetzt nicht mehr sagen kannst: "ich hab das alles gaaaanz alleine gemacht." (und das 'lob', die 'anerkennung' nun teilen musst.)
d) du regst dich auf, weil du genervt bist, in der freizeit noch was zu machen und man ist damit nicht 100prozentig zufrieden.

bei mir war's lange c)

madove - 2. Feb, 20:59

Diesmal war ich auch positiv überrascht von der Diskussion, ich hab beim Schreiben des Posts eher gedacht "Das interessiert doch keinen Menschen, Du willst ja nur kurz rumnöhlen"

Udn was Deine Punkte a-d angeht, die treffen ALLE. Also ich hab bei jedem kurz rote Sternchen gesehen und "GENAU!!!" gedacht. Ich kann mich gar nicht entscheiden, wo der Schwerpunkt liegt.
Und dann füge ich noch hinzu

e) Ich denke, die müssen mich ja für total unfähig halten, daß die meinen, daß ich auf auf ihren Rat angewiesen bin. Frechheit. Und dann ist der Rat auch noch nützlich, dh sie haben recht und ich bin so doof wie sie denken?! (da gehts dann in a und b über)

Du schreibst über Dich (und c) in der Vergangenheit - wodurch ist es besser geworden? *habenwill*
Samuel B. - 5. Feb, 22:16

bei mir wars c) ja. und ich hab jetzt einen tag darüber nachgedacht, was ich zu dem *habenwill* schreiben soll bzw. wie erklären. ich versuchs mal
mir ist irgendwann klar geworden, dass ich frage: um was geht es?
geht es um mich oder geht es um die sache.
und wenn es um die sache geht, dann bin ich eh der erste, der sich eingesteht, dass er nicht vollkommen ist und auf hilfe / anregung (was auch immer) von außen angewießen ist. dann kann ich (konstruktive!!!!!!!!) kritik auch gut annehmen und umsezten und mein ego-gewinn besteht darin, dass ich das ding dann gut gemanaget habe. also weg vom inhatlichen ich-kann-alles-perfekt sondern hin zu ich-kann-alles-perfekt-organisieren/integrieren.
das hat schon mal geholfen.
und wenn es dann immer noch 'weh' tut und ich mich ärgere, dann stellt sich die frage, um was geht es mir. was will ich bzw. viel, viel mehr, auf welches lob, auf welche anerkennung bin ich denn gerade aus. und selbst wenn ich das nicht für mich klar bekomme (was meistens der fall ist) dann frage ich mich zumindest: kannst du hier die lorbeeren erringen die du haben willst? und interessanterweise lautet die antwort in den meisten fällen: nein.
es ist ein extrem schwierig ding, denn ich will auch mal 'lob', 'anerkennung' etc bekommen und merke, dass ich sie sehr oft auf gebieten zu erheischen suche, wo ich 'normal' bin. dooferweise bin ich mir meistens nicht klar, wo ich nicht so 'normal' bin sondern mit einem extra aufwarten kann. ergo: es bleibt spannend.
madove - 7. Feb, 08:23

Wow, vielen Dank für diesen Kommentar!
Da ist ne Menge für mich drin. Ich glaube wirklich, vor allem die Trennung zwischen mir als Person und der Sache. Udn wahrscheinlich auch viel mehr, als mir bisher bewußt war, dieses Bedürfnis nach Lob und besonderer Anerkennung auf Gebieten, wo damit einfach nicht sinnvoll zu rechnen ist...
Viel zum Nachdenken. Und DANN muß man ja das Gedachte auch noch in Handlungen/Gefühle umsetzen... Dein letzter Satz triffts also auch ;-)
DasSan (Gast) - 2. Feb, 22:11

Ich hasse ja auch ungebetene ratschläge, ich denke dann immer "meint ihr etwa, ich krieg das nicht alleine hin?!"
Bei berechtigter kritik bleibt dann aber auch immer irgendwie das blöde gefühl von "warum hab ich das nicht gemerkt/warum hab ich da nicht dran gedacht?", dann versuche ich mir klarzumachen, dass man sowas nicht unbedingt persönlich nehmen sollte.
Andersrum kann ich dein problem andere zu kritisieren auch nachvollziehen, das ist irgendwie die angst, die könnten einen dann nicht mehr mögen oder unsympatisch finden, dabei ist das oft (meistens?) gar nicht so.

madove - 4. Feb, 09:34

"Persönlich nehmen" ist auch so'n Stichwort...
Und beim Kritisieren der Anderen ist es in der Tat vor allem die Sorge das Problem, sie könnten mich so unsympathisch finden wie ich die ungebetenen Kritiker finde, also sehr. Nicht berücksichtigend, daß viele Leute damit in der Tat kein Problem haben, mein Mann zB. Beneidenswert.

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"Ma dove?" ist italienisch und heißt "Aber wo?".
Der "Name" ist eigentlich zufällig an mir hängenge-blieben, paßt aber bestechend:
Ich suche.
Den Sinn des Lebens, meinen Platz in der Welt, meinen eigenen Stil, und eigentlich ständig meinen Schlüsselbund. Bislang mit mäßigem Erfolg, aber unverdrossen.
Um herauszufinden, was ich denke, lese ich gerne hier nach. Dafür muß ich es aber erst schreiben.
Daher das blog.


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