Quality time

Einmal im Jahr, höchstens, kommt G. aus Hamburg hierher zurück in die Gegend der Schandtaten ihrer Jugend, zu denen unter anderem gehörte, regelmäßig auf das Baby von Freunden aufzupassen.

Die Freunde waren meine Eltern, das Baby war ich.

G. ist inzwischen Mitte 50 und für mich sowas wie eine Mischung aus sehr großer Schwester und ältester Freundin. Ich habe sie seit meiner Kleinkindzeit mit Glück einmal im Jahr gesehen, aber das war und ist immer ein großer Anlaß zur Freude für mich, und ich glaube, seit ich etwa auf Augenhöhe gewachsen bin, auch für sie.

In den letzten Jahren hat sich ein Ritual herauskristallisiert: Sie kommt mich um sechs in der Werkstatt abholen. Es dauert etwa dreieinhalb Minuten, bis wir, beide ein bißchen neurotisch, das unsichere Rumwitzeln unterlassen können (und zu einem entspannt-vertrauten Rumwitzeln übergehen), dann hakt sie mich unter, wir gehen zum immer selben Italiener, trinken große Mengen teuren Rotweins zum Essen, führen albern-liebevoll-ehrlich-scharfsinnige Gespräche, als würden wir das ganze Jahr nichts anderes tun, und gegen neun bringe ich sie wieder auf den Bus. Mehr brauchts nicht. <3.
Samuel B. - 12. Mär, 22:25

schön!

Prisca (Gast) - 13. Mär, 14:54

Schließe mich Samuel an! Und kann es mir ganz genau vorstellen... :-)

rebhuhn - 13. Mär, 15:33

das klingt toll. ich bin einzelkind UND habe niemanden in diesem stil, wie du es oben schilderst. weder männlich noch weiblich. ich habe aber eine gleichaltrige freundin, die seit 27 jahren meine freundin ist. da ist es so ähnlich. <3

was ich mir wünsche, ist eine art berufliche[n/r] mentorIn, also nicht aus meinem institut, sondern übergreifend, auf meinen beruflichen [noch kommenden!] werdegang bezogen... aber so jemand ist schwer zu finden.

madove - 14. Mär, 19:25

Ich bin zwar auch als Einzelkind aufgewachsen (die ersten elf Jahre), aber darüberhinaus noch privilegiert durch meine Schwester. Damit hatte ich erst den gesamten Spaß, den man mit einem Baby und Kleinkind und Kind und Teenager so haben kann (ohne die Eifersüchteleien, die man vielleicht bei kleinerem Altersabstand hat), und seit sie erwachsen ist und nicht mehr eindeutig ich die "Große" bin, sondern sich das je nach Gebiet verteilt, ist das auch ein unbezahlbares Verhältnis. <3
Dafür kann ich das mit den gleichaltrigen Freunden nicht soooo gut.

Berufliche Mentorin wär natürlich auch cool. Es gibt doch vereinzelte Initiativen in so Frauenkontexten, aber Genaueres weiß ich auch nicht.
Dietmar (Gast) - 17. Mär, 23:24

Oh, ist das schön!

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"Ma dove?" ist italienisch und heißt "Aber wo?".
Der "Name" ist eigentlich zufällig an mir hängenge-blieben, paßt aber bestechend:
Ich suche.
Den Sinn des Lebens, meinen Platz in der Welt, meinen eigenen Stil, und eigentlich ständig meinen Schlüsselbund. Bislang mit mäßigem Erfolg, aber unverdrossen.
Um herauszufinden, was ich denke, lese ich gerne hier nach. Dafür muß ich es aber erst schreiben.
Daher das blog.


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