madove - 3. Jan, 22:09

Nein, ich wäre sehr daran interessiert, meine persönliche Wahrnehmung anzupassen und nicht nur spotlight-artig anekdotenhaft irgendwelche Gesichtspunkte rauszugreifen und deshalb verzweifelt aus dem Fenster zu springen.

Das klingt schon nach Arbeit, insbesondere, weil wir ja nicht nur die Kriterien raussuchen, sondern sie dann auch mit Zahlen oder Einschätzungen füllen müssen.

Aber wir können ja mal anfangen zu sammeln. (Es gibt ja durchaus alle möglichen Listen von Kriterien, wonach man die Qualität einer Gesellschaft bewerten könnte, aber ich fang das jetzt mal ganz unbeeinträchtigt von Vorkenntnissen an. Wenn wir uns grob auf (West-?)Deutschland beschränken, kann man sowas wie Kindersterblichkeit und Analphabetismus und Witwenverbrennungen vielleicht rausrunden.)

Mir wäre vielleicht wichtig (noch unsortiert, und spontan):
- auf welchem Niveau leben die ärmsten Leute, und wie viele gibt es davon grob?
- Zugang zu Gesundheitsversorgung, grundlegende und spezialisierte?
- wie erreichbar/durchlässig ist das Bildungssystem für wen?
- persönliche Freiheit (redet man mir in Privatsachen rein, die niemandem schaden, zB Sex)?
- Diskriminierungsfragen (Sexismus/Rassismus etc.), sowohl in der Gesetzgebung als auch in der gesellschaftlichen Praxis?
- irgendwie schon sowas wie Lebensbedingungen der Mehrheit? Ich will das nicht an diese blöde Arbeit knüpfen, aber kann die Mehrheit der Leute, wenn sie sich ein bißchen Mühe gibt und nicht zuviel Mist baut, damit rechnen, irgenwann einen erträglichen Lebensstandard für sich und Familie zu erreichen und sich darin halbwegs sicher fühlen? Auf welchem Level liegt der dann so?
- Wenn es allen supergut geht, ist mir eigentlich egal ob es ein paar extrem reiche Leute gibt, aber solange es nicht allen supergut geht, find ich die Verteilungsfrage/Schere/... schon relevant.
- Umwelt (extrem komplex und übel zu quantifizieren): Wie sehr und wie schnell sägt die Gesellschaft grade den Ast ab, auf dem sie sitzt?
- ... da fehlt bestimmt noch viel, mach mal weiter.

Muriel (Gast) - 3. Jan, 22:21

Hui... Da bräuchten wir jetzt vielleicht Keoni, die studiert ja gerade sowas, wenn auch eher für Entwicklungsländer.
Mein Vorschlag wäre aber, dass wir, weil ich faul bin, uns ruhig erst mal auf deine Ideen beschränken. Nach meiner relativ von Fakten unbelasteten Wahrnehmung müssten die Daten, die wir dazu finden, meine Wahrnehmung stützen, aber es dürfte eine wirklich ordentliche Arbeit werden, sie überhaupt erst mal zu finden und sich dann drauf zu einigen, welches wirklich die sind, die wir nehmen wollen, und so.
Mach ich da vielleicht mal einen Blogartikel draus?
Hmmm...
Wäre jedenfalls mal wirklich spannend.
Wenn man es Frage für Frage durchgeht, könnte es zu schaffen sein. Ich mache mir mal Gedanken, hab ja jetzt gerade ein Wochenende. Vielleicht fällt da mal eine Stunde dafür ab, oder so.
madove - 4. Jan, 09:54

Das fände ich gut.
Und nur, um das nochmal klarzustellen, meine These ist kein generelles "Früher war alles besser", sondern ich persönlich habe (ähnlich unbelastet von Fakten) einfach den Eindruck, irgendwo in den Siebziger/Achziger Jahren hätte es einen peak gegeben, und seither geht es auf vielen der Gebiete, wo ich dachte, es könne nicht bergab gehen, weil wir es ja jetzt VERSTANDEN haben, wieder bergab.

Detailbeispiele sind eben wirklich so Sachen wie Rolle der Frau, da war zwar alles noch ein bißchen krude, aber generell hatte ich das Gefühl, es gibt eine Art Konsens, auch in FilmFunkundFernsehen, daß die alten Genderklischees so nicht mehr tun, und ich empfinde heutige Medienprodukte auf dem Gebiet als aktiv rückschrittig.

Oder zB so Umweltsachen. Ich dachte, wir hätten kapiert, daß es keine gute Idee ist, winzige Produkte in tonnenweise Plastik zu verpacken, und es war auch großen schicken Marken unproblematisch möglich, zugunsten von Karton auf Blisterverpackungen zu verzichten, also dachte ich "okay, wenigstens dieser Punkt ist durch", aber war doch nur eine Phase, und jetzt ist es krasser als je zuvor. Wie kann man denn von sowas wieder zurück?!

Also selbst wenn durch Produktivitätssteigerungen und Technik der Lebensstandard insgesamt besser geworden sein sollte, komme ich einfach nicht damit klar, wenn Schritte ZURÜCK gemacht werden, weil mir das die Hoffnung nimmt, wir müßten nur allmählich Schritt für Schritt Verbesserungen durchsetzen (schwer und langsam genug).
Muriel (Gast) - 4. Jan, 13:11

Habe ich so verstanden.
Meine Wahrnehmung ist halt eine andere. Teils, weil mir das Bewusstsein für diese Genderthemen heute eigentlich besser (noch lange nicht gut) vorkommt, und teils weil ich zum Beispiel gar nicht überzeugt bin, dass es ein Fortschritt wäre, zugunsten von Kartons auf Blisterverpackungen zu verzichten. Der Punkt ist also bei mir auch noch nicht durch.
Den Stand von Genderthemen in Medien zu prüfen, dürfte natürlich auch echt schwer werden. Kommt es dir denn wirklich in dem Fall so vor, dass es da insgesamt auch auf Ebene des gesamtgesellschaftlichen Diskurses zurück geht, oder sind es eher einzelne Sachen wie Kinderüberraschung nur für Mädchen oder Mobiltelefone für Frauen (die meines Wissens schon lange wieder tot sind, aber was weiß ich schon?), die dich irritieren?
Ich denke zum Beispiel eher in Richtung von Medienprodukten wie West Wing oder Newsroom oder auch Treme, die aus meiner Sicht einen Umgang mit gesellschaftlichen Themen zeigen, den es so früher nicht im Fernsehen gab, und darüber hinaus zumindest für meinen Geschmack auch eine beispiellose Qualität in der Unterhaltung.
Denn dass Schritte zurück stattfinden, sehe ich natürlich auch. Das ist aber bei jedem Prozess so und dadurch zwar nicht weniger ärgerlich, aber andererseits in meinen Augen auch kein Grund zu großer Sorge.

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Den Sinn des Lebens, meinen Platz in der Welt, meinen eigenen Stil, und eigentlich ständig meinen Schlüsselbund. Bislang mit mäßigem Erfolg, aber unverdrossen.
Um herauszufinden, was ich denke, lese ich gerne hier nach. Dafür muß ich es aber erst schreiben.
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