Ui.

Das ging schneller als gedacht.
Der MannTM hat gestern tatsächlich gekündigt.
Und jetzt hüpfen alle um ihn rum, sein unerträglicher Chef zuerst, und bieten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe unnütze Privilegien an.
Nachdem er gerade wortreich erläutert hat, daß er gehen will, weil es unter den (von seinem Chef geschaffenen) Umständen unmöglich ist, seine Arbeit zu machen, die er für wichtig hält und gerne gemacht hätte, fällt diesem Idioten doch echt nur ein, ihm anzubieten, er dürfe gern öfter mal krankfeiern oder einen Kaffee trinken gehen (wie alle andern), man drücke da gern ein Auge zu, und die (brave, eh schon überlastete Lieblings-)kollegin würde das schon abfangen.
Und ob Geld das Problem sei?
...

Der Chef ist gar nicht bösartig. Der kommt nur einfach nicht auf die Idee, daß jemand (auch) deshalb zur Arbeit kommt, um zu arbeiten. Und auch in einem langen Gespräch mit meinem (meiner Erfahrung nach ungemein eloquenten) Mann war ihm das Konzept nicht zu vermitteln.

Zumindest aber scheint dem Chef klar zu sein, daß seine Abteilung nicht mehr funktionieren würde, wenn der MannTM kündigt, auch weil er in nächster Zeit keinen Ersatz bekommt. Und das gefährde seine eigene Karriere, wie er mehrfach in kindlich-beleidigten Ton angebracht haben muss.

Also seh ich schon wieder das Flackern der Hoffnung in den Augen meines Liebsten, dem man gesagt hat, er solle es sich doch bittebitte nochmal überlegen, und man könne bestimmt was machen, und der jetzt Pläne entwirft, wie man alles so umgestalten könnte, daß es ansatzweise funktioniert, und hofft, diese mit der Macht der Erpressung, die er jetzt innehat, umzusetzen.

Also ich denke, das geht nochmal in die nächste Runde.

Und nachdem er dort jetzt fast sechs Jahre als Leiharbeiter knapp über HartzIV-Niveau gearbeitet und erst vor wenigen Monaten endlich die gutbezahlte, unbefristete Festanstellung erjagt hat, würd ich es ihm ja auch wünschen.
Aber das, worauf er bei der Festanstellung gehofft hatte, nämlich daß der Aufstieg in der Rangordnung es ihm ermöglicht, wenigstens seine kleine Ecke der Veranstaltung zum Funktionieren zu bringen, ist eben nicht eingetreten.
Mal sehen, ob er jetzt mit diesem längeren Hebel was erreicht.
Muriel (Gast) - 12. Jan, 08:02

Viel Erfolg.
Manchmal(!) wünsche ich mir, ich könnte(!) das auch. Also, einfach kündigen. Mit Leuten diskutieren, die mich nicht verstehen, kann ich jeden Tag.
Ach so, und: That's what she said.

madove - 12. Jan, 08:21

Danke!
Ich habe ja selber noch nie in so einem ganz "normalen" Arbeitsumfeld mit Kollegen und Chefs ec. gearbeitet (wenn man die Ausbildung mal ausnimmt), und bin wirklich fasziniert, wieviel wirklich unnütze Reibung dabei entstehen kann. Also weniger so direkte Interessenskonflikte, das würde ich ja erwarten, sondern auch echt viel unnötige Dummheit.
Könntest Du nicht kündigen? Warum?
Muriel (Gast) - 12. Jan, 08:27

Ja. Echt viel unnötige Dummheit. Viel. Sehr viel. Gerade vor ein paar Tagen hatte ich hier eine richtige Vera-am-Mittag-Runde...
Ich bin kein Angestellter. Also, da, wo's drauf ankommt.
madove - 12. Jan, 08:30

I see.
Btw: Das TWSS oben hab ich nicht verstanden. Aber Erklären würde es vermutlich schlimmer machen...
madove - 12. Jan, 08:32

AH, jetzt, ja!
Aua.
madove - 12. Jan, 08:32

...TWSS.
Muriel (Gast) - 12. Jan, 08:36

Unheimlich ist des Schlossers Kraft...
Hat mein Vater immer gesagt. Über den müsste ich eigentlich auch noch mal was schreiben. Hm...
madove - 12. Jan, 08:36

Auja, mach doch mal.
Vatersachen sind immer gut.
Priscabost (Gast) - 12. Jan, 14:04

Aumannomannomann! Beim Lesen dachte ich zuerst: Klasse! Jetzt ist es entscheiden und alles wird gut oder zumindest richtig anders, neu, mit unglaublich uínteressanten Perspektiven... Aber ich kann mir leider nur zu gut vorstellen, dass ein Mensch, wie dein Mann einfach zu sehr beseelt ist von dem Wissen, dass man es besser machen könnte und dann auch wirklich was spürbar Besseres dabei rauskäme - für (relativ) ziemlich viele Menschen. Und es tut so weh, vor Ignoranz oder/und Blödheit, Geldgier oder was auch immer zu kapitulieren....
Bin seh gespannt, wie's weiter geht. Dir sollte man wohl wünschen, dass er (möglichst sofort) standhaft bleibt, oder?

madove - 12. Jan, 14:55

Ich wünsch mir das schon, klar.
Ich würd in diesen elenden Drecksladen keine Viertelstunde mehr investieren. Aber ich hab auch nicht DIESE Wut und Durchsetzungskraft.
Eigentlich wünsch ich mir nur, ganz egoistisch, daß er das für sich in einer Weise zurechtbiegt, daß er mit sich selber einverstanden sein kann. Wenn er sich selber vorwirft, irgendwann aufgegeben zu haben, wenn er glaubt, daß noch was zu machen gewesen wäre, dann wird er (und damit ich...) die Freiheit auch nicht genießen...
rebhuhn - 12. Jan, 15:39

uff.


madove - 13. Jan, 07:15

indeed.....
Samuel B. - 12. Jan, 20:33

uff!

unbekannterweise erstmal einen lieben gruß an deinen mann! er hat meine achtung, dass er seine selbstachtung nicht wegen eines jobs aufgibt - und ich weiß durchaus, was für ein großer schritt das ist.

und ich ertappe mich gerade dabei, in einer groß angelegten arbeit ratschläge zu unterbreiten - und ich lasse es einfach. a) kenne ich deinen mann jetzt nun nicht wirklich, b) auch nicht die umstände und c) ein paar weitere einzelheiten.

aber dennoch will ich was dazu schreiben, was dann auch wieder schon so ein blöder ratschlag ist (denn ratschläge sind ja auch schläge). also nenne ich es 'empfehlung' (für etwas muss mein germanistikstudium ja gut sein). wenn er sich jetzt überlegt, mit einem hebel seine arbeitssituation dort zu verbessern, sei so nervig und frag: wie wahrscheinlich ist das?

madove - 13. Jan, 07:14

Ja, das hab ich natürlich getan...
Das Gute ist, daß die Sache sowieso eine Sollbruchstelle hat, wenn im Sommer die BahnCard100, mit der der Mann zur Arbeit pendelt, ausläuft. Die knapp 4000 Euro für ein ganzes nächstes Jahr wird er nur anlegen, wenn sich bis dahin echt was getan hat.

Andererseits muß man sagen, daß er in der Lage ist, Dinge zu erreichen, die zumindest ich nicht für möglich halten würde, weil er gleichzeitig unheimlich gut und sensibel Leuten zuhören und persönlich nahekommen kann und trotzdem keine Angst vor niemandes Urteil hat. Und irgendwie unerschütterlich an sich und seine Prinzipien glaubt (...ist mir als chronischer Selbstzweiflerin alles sehr exotisch, und nicht immer nur positiv. Aber auch.)
Er hat schon so oft Sachen durchgesetzt, die ich für völlig unmöglich gehalten hätten, daß ich keine Prognose abgeben will.
Mal gucken, was die nächsten Tage so bringen; man hat ihm das Wochenende als Bedenkzeit aufgedrängt, und er bastelt fröhlich an einem Forderungenkatalog...
rebhuhn - 13. Jan, 16:26

ich wüßte ja gern mal ein bißchen OT, ob er in deutschland arbeitet und deutsch sprechen muß... oder welche sprache er am arbeitsplatz benutzt - englisch? :) [weil du doch mal meintest, er sei nicht so super-flüssig, was deutsch angeht...] mit BC1oo pendelt ja nun auch nicht gerade jeder, da kann er ja fast nach mailand oder so... *g
Samuel B. - 13. Jan, 18:29

da bin ich mal gespannt. ich drück die daumen und wünsche freien geist.
madove - 13. Jan, 20:22

@rebhuhn
Das beantworte ich lieber un-öffentlich per mail, ok?

@Samuel
"freien Geist" ist schön. Das werd ich weitergeben.
rebhuhn - 15. Jan, 22:50

na klar! [mail erhalten, antwort kommt.]

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"Ma dove?" ist italienisch und heißt "Aber wo?".
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Den Sinn des Lebens, meinen Platz in der Welt, meinen eigenen Stil, und eigentlich ständig meinen Schlüsselbund. Bislang mit mäßigem Erfolg, aber unverdrossen.
Um herauszufinden, was ich denke, lese ich gerne hier nach. Dafür muß ich es aber erst schreiben.
Daher das blog.


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