Faszienierend,

wievielen Menschen, mit denen ich reden muß, es gelingt, in weniger als drei Sätzen von einem beliebigen Thema (letzte Beispiele: Briefmarkenalben, Krebsbehandlung, Autoreparatur) darauf zu kommen, daß eigentlich das Hauptproblem ist, daß hier alle diese faulen Ausländer rumhängen und sich noch über die tapfer arbeitenden und unter der Steuerlast zusammenbrechenden Deutschen lustig machen, jawoll.

Ich hatte ja gehofft, meine Alltagsverkleidung als Hippie-Hobbit würde mich als ungeeignete Zielgruppe kenntlich machen, aber das Bedürfnis, diese These überall hinzukotzen zu verbreiten, scheint immer mehr Leute geradezu zu überwältigen.
Ich frag mich immer, ob ich die schlimmer finde, die sich vor lauter Geifer nicht einmal daran erinnern, daß ich mit einem Italiener zusammenlebe, oder die, die die Güte haben, ihn explizit auszunehmen.

Jedenfalls ist mir jetzt schlecht und ich will mir am liebsten einen anderen Automechaniker suchen.
Muriel (Gast) - 12. Apr, 21:12

Das hat sicher was mit dem immer schlechter werdenden Bildungsniveau hier in Deutschland zu tun.
Ist aber auch kein Wunder, dass die Schüler nichts lernen, wenn in jeder Klasse zwei Drittel kein Deutsch können...

madove - 12. Apr, 21:21

arghl...
G u i n a n (Gast) - 12. Apr, 21:28

Bist du denn kurzfristig

vom Hippie-Hobbit zum HB-Männchen mutiert?

Und wie in aller Welt kommt man von Briefmarkenalben auf das Thema?

madove - 12. Apr, 21:43

Nein, ich bin ja nicht so gut darin, Menschen zu widersprechen. Inzwischen schaffe ich immerhin schon ein "Das sehe ich anders.", (aber meistens so leise, daß die Person es nicht hört oder nicht wahrnimmt, scheint mir) und dann kann ich nur versuchen, das Gespräch so schnell wie möglich zu beenden, eh sich mir der Magen umdreht. Ich übe.

Während man von jedem Thema natürlich einfach die drei Schritte gehen kann: [Alles wird immer teurer (Briefmarkenalben bestimmt auch)] - [Uns gehts immer schlechter und der Staat funktioniert nicht mehr] - [Das liegt an den Ausländern...], fand ich den Herrn mit den Briefmarken in der Tat besonders beeindruckend und perfide:

Zeigt auf eine Briefmarke:
1) Schauen Sie mal, die ist aus (irgeneine krasse Insel), aus der Blütezeit des Commonwealth - schon beeindruckend, was die Engländer da geleistet haben.
2) Ich denk ja, den Menschen dort würd es besser gehn, wenn die Europäer da noch für Ordnung sorgen würden (pseudoschüchtern-komplizenhafter "aber das darf man ja nicht sagen"-Blick).
3) Sieht man ja auch: jetzt geht da bei denen alles den Bach runter und dann kommen die in Scharen und ruhen sich hier auf HartzIV aus.

*würg*
Muriel (Gast) - 12. Apr, 21:45

Das frage ich mich auch. Welch sonderbare Argumentation mag wohl von einem Buch, in dem Marken aus anderen Ländern nicht nur den guten deutschen Postwertzeichen ihren Lebensraum streitig machen, sondern oft noch als wertvoller und schöner gelten als die, die doch eigentlich in dem Album zu Hause...
Hm.
G u i n a n (Gast) - 12. Apr, 22:09

Hm, ja, anderswo "für Ordnung sorgen" geht leicht, bloß nicht im eigenen Kopf mal mit dem Aufräumen anfangen.
Mit dem laut und deutlich widersprechen bin ich auch nicht wesentlich besser, ich entscheide mich meist auch nur für die Rache über das Portemonnaie.
Nur ein mal, da haben wir einen Kunden rausgeworfen. Da waren wir aber auch zu Dritt, geballte Frauenpower ;)

@Muriel: Verbrennt alle fremdländischen Briefmarken!
lamblearns (Gast) - 13. Apr, 02:30

die "aber du/er/sie (b)ist die ausnahme"-menschen sind viel schlimmer

weit weit schlimmer. weil sie - meist direkt vor sich!! - einen gegenbeweis zu ihrer these stehen haben, aber statt sich von diesem beispiel positiv beeinflussen zu lassen, sehen sie es eher als "atypisches gegenteil" an und fühlen sich, WIE IMMER DAS AUCH GEHEN MAG, nur noch mehr in ihrem denken bestätigt.

ich kenn zum beispiel nicht wenige leute, die gerne permanent über ausländer schimpfen und deren beste freunde und nachbarn aber eine wunderbar integrierte türkische familie ist.

dieses "ja, du gehörst da jetzt natürlich nicht dazu" prinzip, das ist noch viel ignoranter, als nur den fakt zu ignorieren, dass sie jemanden volllabern, der nicht ihrer meinung ist.

mein verzerrtes wort heute: facks. passend.

madove - 13. Apr, 07:02

facks indeed

Danke! Damit hast Du mir erklärt, warum diese Art bei mir NOCH größeres Unbehagen auslöst, aber ich konnte das bisher nicht so genau festmachen.
Genau, die bringen sozusagen den Beweis der eigenen Unbelehrbarkeit schon mit...

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Der "Name" ist eigentlich zufällig an mir hängenge-blieben, paßt aber bestechend:
Ich suche.
Den Sinn des Lebens, meinen Platz in der Welt, meinen eigenen Stil, und eigentlich ständig meinen Schlüsselbund. Bislang mit mäßigem Erfolg, aber unverdrossen.
Um herauszufinden, was ich denke, lese ich gerne hier nach. Dafür muß ich es aber erst schreiben.
Daher das blog.


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