Uuuuund ... ACTION!

Auf der Suche nach einem After-Sheldon-Crush bin ich verschiedenen Tips gefolgt, wobei das größte Potential für mich definitiv Dr. Who (der neunte, Chris Eccleston) mit sich brachte. Der Hauptdarstellerwechsel nach nur einer Staffel hat mich aber ein bißchen frustriert zurückgelassen, und weil ich mit Doctor Nr. 10 nicht richtig warm werde, bin ich Captain Jack zu dem Spinoff Torchwood gefolgt.
Eigentlich ist er nicht so mein Typ, ich fand primär die Dreierkonstellation aus ihm, Rose und dem Doctor ab "The Empty Child"/"The Doctor Dances" very intriguing, und hoffe jetzt vielleicht unbewußt, wie er, daß der Doctor, mein Doctor, nach Cardiff zu ihm kommt?

Und währenddessen schau ich mir die Torchwood-Episoden an (...die mäßig zutreffende, aufgeschnappte Beschreibung "Dr. Who mit Anfassen" hatte mich neugierig gemacht...), in denen also dieses Team um den unglaublich gutaussehenden, charismatischen, unsterblichen, "omnisexuellen" und selbstbewußt-machohaften Captain Jack Harkness irgendwelche Monster besiegt, die aus einem Raum-Zeit-Riß unter Cardiff kommen... Äh, ja.
Und warum guck ich das?

Eigentlich funktioniert das einfach so: Man muß mir ein paar Personen hinhalten, die mir halbwegs sympathisch sind und in irgendwelchen nicht allzu trivialen Beziehungen zueinander stehen (was hier definitiv gegeben ist), und schon will ich wissen, wie sie sich da durchwurschteln. Ich bin dankbar bin für jede Art von Vorführung menschlicher Interaktion (auch imaginärer, auch idealistierter) in komischen Beziehungsgeflechten, weil das so ein Thema ist, das mir nach wie vor völlig rätselhaft bleibt. Also Menschen. Und Interaktion. Und Beziehungen. Oder so.

Am Anfang und am Ende, also um das jeweilige Abenteuer herum, dürfen die Charaktere ja ein bißchen streiten oder befreundet oder verliebt sein und wechselnde Affären miteinander haben, die auch ein bißchen interessanter sind, weil man sich nicht nur auf heterosexuelle Charaktere beschränkt. (Das ist praktisch, es ergibt mehr Möglichkeiten, wie bei so einem Steckbaukasten... aber ich schweife ab.)

Aber ich bemerke bei mir eine zunehmende Genervtheit von der Action dazwischen. Ich meine, ich bin in einem politisch superkorrekten, pazifistischen Haushalt ohne Kriegsspielzeug aufgewachsen und habe durchaus Mühe gehabt, mich überhaupt daran zu gewöhnen (meistens, weil ich mit irgendwelchen Männern ins Kino wollte), daß man seine Zeit freiwillig damit verbingen kann, Männern dabei zuzuschauen, wie sie sich gegenseitig in die Fresse hauen (bei Torchwood küssen sie sich wenigstens vorher) oder abknallen oder in die Luft jagen. Ich kann inzwischen ganz gut davon abstrahieren, ekel mich kaum noch und kann auch die Empathie mit den Verletzten halbwegs abstellen (...juhu...), mich nervt eigentlich vor allem der Lärm.

Ich meine das erstmal nicht wertend: Ich habe nichts gegen Action. Einige meiner besten Freunde mögen Actionfilme ;-) , und ich habe auch schon gute gesehen und genossen, aber eben TROTZ der Action, nie deshalb.
Ich finde die Szenen an sich (alle, immer, auch die angeblich "tollen") vollkommen langweilig und unwichtig und warte, daß sie vorbei sind, damit die Handlung weitergeht. Für mich könnte einfach ein Ergebnisprotokoll eingeblendet werden, dem ich entnehmen kann, wer welche Verluste/Verletzungen erlitten hat, und dann können wir weitermachen.
Und mich würde wirklich, ganz offen und freundlich, mal interessieren, welche Art von angenehmen Gefühlen sie auslösen bei denjenigen, die sie explizit mögen. Irgendwas mit Abenteuer? Oder Kraft? Spannung? Aber welche Art von?
(Also echt jetzt, diese Frage ist nicht provokativ gemeint, sondern offen neugierig. Ich bin für jeden Kommentar dankbar!)

Oder brauchen die Emotionen eine Leerlaufphase, um sich von den zwischenmenschlichen Geschichten drumrum zu erholen? Würde also mein Wunschtraum, die Actionszenen wegzulassen, genauso schiefgehen wie meine jugendlichen Versuche, aus Schuberts Kammermusik alle Stellen in Dur rauszuschneiden, um die SCHÖNEN Moll-Stellen ungestört hintereinander hören zu können?

Es bleibt mir ein Rätsel.
G u i n a n (Gast) - 13. Okt, 09:31

Mir geht das sogar bei Büchern ähnlich. Die Kampfszenen lese ich quer und suche nach der Stelle, an der die Handlung weitergeht. Und bei Filmen bietet die sinnlose Ballerei/AutosdurchdieGegend-Schmeißerei (oder auch übertriebene Rumknutscherei) die wilkommene Möglichkeit, zwischendurch gerade Wichtigeres zu erledigen.
Meine Söhne sehen das allerdings - trotz aller pazifistischen Erziehung - komplett anders. Ein Film oder Spiel ohne Action ist einfach nur langweilig.
Ich habe das bisher einfach auf einen Gendefekt im Y-Chromosom geschoben.;)

Rodraeg (Gast) - 13. Okt, 15:14

Das Y-Chromosom IST ein Gendefekt, glaube ich mal gelernt zu haben :-)
madove - 16. Okt, 10:14

Bei pubertierenden Menschen (oder wie alt sind Deine Söhne so?) geh ich davon aus, daß der Geschmack noch nicht so richtig "gilt", sondern eher ein Mischung aus peergroup- und AntiEltern-Geschmack (und teilweise auch noch Anerzogenem) ist. Zumindest empfind ich das rückwirkend für mich so; in dem Alter hätte ich diese Unterstellung natürlich weit von mir gewiesen. ;-)
Trotzdem würd mich natürlich auch mal interessieren, was ihnen daran gefällt...
G u i n a n (Gast) - 21. Okt, 10:08

Meine Jungs sind 13, deine Einschätzung passt also.
Ich habe herauszufinden versucht, was genau daran denn nun gefällt - mit mäßigem Erfolg.
Voller Begeisterung wurden mir Kampfszenen von Jackie Chan beschrieben, wie toll doch das sei, wenn die Leute da zeigen, was sie drauf haben. Und dass man sich dann vorstellen kann, man könnte auch so kämpfen. Dass das aufregend und spannend ist, wenn Autos richtig schnell fahren und dann auch noch durch die Luft fliegen - und den Held passiert nie etwas. Eben anders als im richtigen Leben. Etwas mit-erleben und die Aufregung spüren, aber ohne die echte Gefahr.

Wenn ich mich ganz, ganz weit zurückerinnere, ich mochte _damals_ die Filme mit Bud Spencer. Ich weiß gar nicht, wann mir das abhanden gekommen ist.
Muriel (Gast) - 13. Okt, 09:39

Bevor das hier ganz in die "Männer sind vom Mars"-Schiene abgleitet: Ich handhabe das ungefähr so wie ihr. Kann jetzt auch nicht leugnen, dass es Action-Szenen gibt, die für mich eindrucksvoll aussehen (Das bekannteste Beispiel sind wahrscheinlich die Explosionen des Weißen Hauses und des World Trade Centers (?) in Independence Day, ein weniger bekanntes die Explosion des Colosseums in Simon Sez, oder natürlich diese Bullet-Time-Geschichten in Matrix. Bezeichnenderweise alles drei saudumme Filme, aber nette Bilder.).
Im Großen und Ganzen hält mich aber das Y-Chromosom nicht davon ab, mich während der Action zu langweilen. In Büchern natürlich noch ein bisschen mehr.

G u i n a n (Gast) - 13. Okt, 10:11

Du bist nicht allein. Mein Herr und Gebieter ist schon mal im Kino eingeschlafen, während Düsenjäger über seinen Kopf donnerten.
madove - 16. Okt, 10:06

@Muriel: Das ist eine Antwort, die mir zwar gefällt und die ich sehr sypathisch finde, andererseits hatte ich gehofft, Du kannst mir ein bißchen Licht ins Dunkel bringen... ;-)
Bei den netten Bildern, ist es da eher die Bewunderung für die Tricktechnik, oder gefallen sie Dir auch? Wenn ja, inwiefern - also ich frage gerade wegen der Explosionen, die mir persönlich etwa so gut gefallen wie ...äh... Explosionen.
Matrix hatte zumindest erstens eine ziemlich coole Ästhetik, und zweitens in der Choreographie der Bewegungen einfach schöne Momente, fand ich.

@Guinan: Mein Vater schläft auch oft und gern vor irgendwelchen Thrillern ein und vor Horrofilmen weiter, oder so. Wenn ich ausreichen müde bin, kann ich das zwar auch, aber ich habe dann sehr unerfreuliche Träume...
Muriel (Gast) - 16. Okt, 15:20

Argh. Ob ich wohl irgendwann mal begreife, dass ich meine Kommentare hier irgendwo sichern sollte, weil sie weg sind, wenn ich mich beim captcha vertippe?
Noch mal in kurz:
Ich habe da leider nicht viel Licht für dich. Manche Bilder finde ich eben schön, ob von brennenden Gebäuden, Wirbelstürmen, Raupen oder Flugzeugträgern. Und so ein explodierendes Empire State Building hat ja schon auch was Majestätisches.
Rodraeg (Gast) - 16. Okt, 03:44

Je länger ich drüber nachdenke, desto weniger verstehe ichs :-)
Ich mag ja eigentlich Actionfilme - nicht alle, aber doch genug, um mich angesprochen zu fühlen. Aber warum eigentlich?

Die Geschichte von dem Tausendfüßler kennst du vermutlich :-)

An der Spannung und Dramatik kanns eigentlich nicht liegen, weil ich die Filme auch beim zweiten und dritten Anschauen noch genießen kann, wo ich ja schon weiß, daß der Held die Bombe im letzten Moment noch entschärfen kann (gut, wenn ich ehrlich bin, ist das auch beim ersten Anschauen meistens keine große Überraschung).

Mein erster Gedanke war ja, daß es doch irgendwie genetisch oder wohl eher kulturell bedingt ist, daß jeder Junge irgendwann in seiner Kindheit mal davon träumt, Pilot oder Rennfahrer oder sowas zu werden, was sich dann später (unter anderem) im Filmgeschmack niederschlägt. Aber wenn ich an meine schlotternden Knie zurückdenke, als ich das erste Mal in ein Flugzeug gestiegen bin - das kanns irgendwie nicht sein :-)

Dann gibts noch etliche Filme, die ich allein wegen der schönen Musik anschauen kann. Den Herrn der Ringe zum Beispiel, den man im weitesten Sinne auch zu den Actionfilmen zählen kann. Dabei ist mir allerdings kürzlich aufgefallen, daß einige der Schlachtenszenen nicht oder nur spärlich von Musik untermalt sind...

Vielleicht sinds ja auch die coolen Sprüche (in vielen Actionfilmen reden die Leute grundsätzlich nur in Einzeilern), die man in so vielen Lebenssituationen anwenden kann - in meinem ehemaligen Schachverein wurde zum Beispiel Schach nicht nur gespielt, sondern auch geredet ("ich stehe verbal schon klar auf Gewinn"). In meiner Familie gibts jemanden, der es in dieser Disziplin zu einer wahren Meisterschaft gebracht hat, da muß ich natürlich mithalten ;-)

Zu beachten ist übrigens noch, daß in Actionfilmen der Held am Ende üblicherweise das hübsche Mädchen kriegt. Vielleicht sind ja Actionfilme für Männer einfach nur dasselbe wie romantische Komödien für Frauen? :-)

madove - 16. Okt, 10:19

Wow, danke für den langen comment!
Es bleibt schwierig, aber zT. kann ich das nachvollziehen; die coolen Sprüche zB. Also grade irgendwie die Souveränität, mit der die Helden ggf. mit bedrohlichen Situtationen umgehen, ist was, was mich auch anzieht/mein Interesse weckt. Insbesondere, wenn sie nicht NUR einfach selbstverständlich cool und übermenschlich sind, sondern an irgendeiner Herausforderung wachsen, das macht es mir einfacher, mich reinzuversetzen.
Die Frau kriegen ist natürlich auch schön, aber wenn einen sowas interessiert, ist man(n) vielleicht wirklich direkt mit romantischen Komödien besser dran... Sonst wär das ähnlich sinnvoll wie Pornos-wegen-der-Dialoge-gucken, oder?
Rodraeg (Gast) - 17. Okt, 04:19

Pornos wegen der Dialoge gucken - warum denn nicht?
Sonst entgehen einem doch Meisterwerke wie der hier:

http://www.linkfun.net/fun-videos/warum_liegt_hier_denn_stroh_rum_video-202

(Es gibt nichts zu sehen, bitte gehen Sie weiter.)

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"Ma dove?" ist italienisch und heißt "Aber wo?".
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Den Sinn des Lebens, meinen Platz in der Welt, meinen eigenen Stil, und eigentlich ständig meinen Schlüsselbund. Bislang mit mäßigem Erfolg, aber unverdrossen.
Um herauszufinden, was ich denke, lese ich gerne hier nach. Dafür muß ich es aber erst schreiben.
Daher das blog.


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