Gemischter Kleinkram

Ich hasse Fußball. Also nicht als Ledergegenstand, oder als Spiel, sondern als kulturelles Phänomen.
Ich habe etwa ein halbes Jahr gebraucht, um mich dazu durchzuringen, aber ich habe endlich einen Zettel an meine Werkstatt gehängt:
"Liebe Interessenten, wegen chronischer Überlastung kann ich leider in den nächsten Monaten außer Stammkundenaufträgen keine Arbeiten mehr annehmen.
Ich bitte um Verständnis. "


Mein Leben ist dadurch deutlich schöner geworden. Ich konnte einfach nicht mehr warten, bis ich Neinsagen lerne, jedem Einzelnen ins Gesicht.

Außerdem kann ich jetzt Menschen in vier Gruppen einteilen:
Gruppe 1: liest das Schild, versteht, was ich sagen will und läßt mich in Ruhe. <3.
Gruppe 2: stürmt ganz aufgewühlt rein und erklärt mir, daß ich das sofort runternehmen soll und gefälligst froh sein und expandieren und mehr Geld verdienen und der Tisch muß auch woanders hin.
Gruppe 3: grinst süffisant und murmelt irgendwas von "Haha, wie schön, läuft gut, ja? (geldscheinzählende Handbewegung) Aber man muß sich ja auch mal ein bißchen auf die faule Haut legen, haha. (cocktailhaltende Handbewegung)."
Gruppe 4: drückt mir ihr Verständnis aus, für die heftige Zeit, die ich hinter mir haben muß, bis ich mich dazu durchgerungen habe, und beglückwünscht mich zu meinem Mut.

Ich versuche, nicht voreilig über 2 und 3 zu urteilen. Aber ich weiß einfach nicht, was ich mit Menschen von diesen Planeten reden soll. Muß ich aber auch nicht, das sind normalerweise auch die Leute, die lieber selber reden.
Merke:
Diskutiere Finanzierungsmodelle für Bedingungsloses Grundeinkommen nur mit Menschen, die eine vage Vorstellung von unserem Steuersystem haben.
Guter Test: Sage "Einkommenssteuerprogression" und beobachte ihren Gesichtsausdruck. Wenn sie mit irgendwas Proportionalem antworten, brich das Gespräch ab. Sogar wenn sie gerade in Wirtschaftswissenschaften promovieren. Oder gerade dann.
Ich bin wirklich total sherlocked. Was soll das denn? So allmählich würd ich mich gerne wieder einkriegen. Der Plan:
1) Ich setze mich auf BBC-Sherlock-Entzug (Nicht nochmal angucken. Keine Podcasts, Interviews, kein Slash, kein "Ich lad das mal runter, da spielt irgendwo Martin Freeman mit").
2) Ersatzdroge (Vorschlag von dem Mann, den es auch ein bißchen erwischt hat): Wir schauen zusammen nochmal kurz die 41 Folgen der Jeremy-Brett-Serie. Dann bin ich zwar wieder voll auf J.Brett, aber der ist wenigstens tot, und es gibt nicht besonders viel Material auf youtube, und wenn, trägt er entsetzliche Turnschuhe.
3) Danach totaler Entzug, bei schlimmen Symptomen darf Conan Doyle in der Stadtbibliothek ausgeliehen werden.
Damit sollte ich es schaffen, mich wie ein erwachsener Mensch zu verhalten, bis in anderthalb Jahren die dritte Staffel BBC rauskommt.
Hatte ich schon erwähnt, daß ich Fußball hasse?
Rodraeg (Gast) - 19. Jun, 23:44

Gegen das Sherlock-Problem könnte helfen, die beiden neuen Filme mit Robert Downey jr. und Jude Law anzuschauen. Meiner Einschätzung dürften sie ziemlich inkompatibel zu deinem Filmgeschmack sein, der Schock könnte eine heilsame Wirkung haben.
Vielleicht bewirken sie natürlich auch nur, daß du als Ausgleich eine Extradosis Sherlock brauchst, ich weiß es nicht. Verantwortung für derartige Nebenwirkungen übernehme ich nicht :-)

Das Fußballproblem kannst du einfach aussitzen, in ein paar Wochen wird sich das von alleine lösen.

madove - 20. Jun, 20:44

Ja, der reizt mich auch GAR nicht. Auch wenn die anderen Damen im Sherlock-Fandom sich erstaunlich wohlwollend dazu geäußert haben. (Also auch so in der Art von "ich wollte ihn scheiße finden, aber eigentlich war er echt gut"), aber ist glaubich wirklich nicht mein Genre. Da schau ich mir lieber noch 27 mal ... - NEIN!!! Aus!!!
G u i n a n (Gast) - 20. Jun, 12:20

- Fußball ist nützlich. Es ist enorm, was ich schaffen kann, wenn mich niemand zwischendurch nervt: Schreibtisch aufräumen, Nebenkosten abrechnen, Steuererklärung machen, alles schon erledigt. Wo ist das nächste Projekt?

- Gute Idee, dein Zettel. Sonst hätten wir wirklich noch irgendwann mit dir ein Nein-Sage-Seminar durchziehen müssen ;)
Gruppe 2 = Oberlehrer. Lächelnd zustimmen, umgehend vergessen. Gruppe 3 = Nix als Neid, kompensiert duch Lästerei. Einfach ignorieren.

- Beim Wort Einkommenssteuerprogression steigt mein Blutdruck. Atmen. Atmen. Ommmmm...

- Ich trauere auch noch. Zur Ablenkung hab ich mir noch mal die komplette Reihe Game of Thrones besorgt. Ganz andere Richtung, für mich aber genauso suchtfördernd.

- Richten sich deine Captchas neuerdings nach dem Text? Mir wird gerade hater vorgegeben.

madove - 20. Jun, 20:52

1) Das ist das erste gute Argument für Fußball, das ich höre. Okay, dann will ich ihn in Deinem Interesse ertragen. Mir persönlich nützt er nichts, weil die Menschen, die mich vom Erledigen nützlicher Dinge abhalten könnten, auch keinen gucken...

2) Vielleicht sollte ich wirklich noch vor dem Neinsagen das Ignorieren lernen. Klingt sehr nützlich. Lächelnd zustimmen kann ich schon, aber meine Gewaltphantasien danach stören mich immer ein bißchen beim Arbeiten.

4) Game of Thrones muß ich irgendwann nochmal probieren. Ich habs einmal mit irrsiinig hohen Erwartungen angefangen und hatte nach einer halben Stunde irgendwie keine Lust mehr, zuviel Blut, zuviele Männerrituale. Aber das kann auch ein schlechter Tag meinerseits gewesen sein.
Samuel B. - 20. Jun, 21:14

mach mich nicht fertig! immer wieder ertappe ich mich dabei mir vorzustellen, hier einfach zu verschwinden, einfach alles liegen zu lassen und höflich bei dir anzufragen: kann ich was helfen? (ok, wenn du dann nein sagst, dann wird es erst recht spannend - aber komischerweise grinst du immer nur dann und fragst: "nen tee?")
fußball wird überbewertet, ich schau dieses jahr auch so gut wie nicht - aber das ist jetzt nicht von interesse.
von interesse ist: out of topic: mails angekommen?

madove - 20. Jun, 22:24

Ich find den Gedanken grade total schön. Ich wüßte nicht so richtig, wovon ich dich bezahlen soll, aber Tee hab ich immer da!
Die mail ist angekommen, vielenvielen Dank. (wah, die vier wochen?! sind verflogen), Antwort kommt. Bei unsere momentanen Antwortfrequenz sollten wir einander zeitnah zumindest Empfangsbestätigungen ausstellen, vielleicht. *seufz*

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Über mich

"Ma dove?" ist italienisch und heißt "Aber wo?".
Der "Name" ist eigentlich zufällig an mir hängenge-blieben, paßt aber bestechend:
Ich suche.
Den Sinn des Lebens, meinen Platz in der Welt, meinen eigenen Stil, und eigentlich ständig meinen Schlüsselbund. Bislang mit mäßigem Erfolg, aber unverdrossen.
Um herauszufinden, was ich denke, lese ich gerne hier nach. Dafür muß ich es aber erst schreiben.
Daher das blog.


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