Donnerstag, 18. März 2010

Cola

Nach allem, was ich darüber gehört habe, scheint Richard David Prechts Buch "Lenin kam nur bis Lüdenscheid" ziemlich genau meine Kindheit zum Thema zu haben.
Ich habe es noch nicht gelesen, es steht auf dem Geburtstagswunschzettel. Auch seine anderen Bücher scheinen nett zu sein, und insgesamt wirkt er eloquent und unterhaltsam, also bin ich meiner Neugier gefolgt, habe nach Precht und podcast gegoogelt und mir 5-6 Stunden verschiedene Interviews mit ihm in die Werkstatt mitgenommen.

Sie sind sehr verschieden, teils von Kultur- und teils von Popsendern, aber keiner der Gesprächspartner läßt sich an irgendeiner Stelle die Frage entgehen: "Aber war das denn nicht traumatisch, so eine Kindheit? Ich meine, Sie durften keine Cola trinken!?"

Das macht mich wirklich etwas ratlos.
Ich meine, es war nicht immer lustig, beim "Fernsehfangen" nicht mitspielen zu können, weil man keine Fernsehserie kennt, deren Namen man rufen könnte, um nicht gefangen zu werden. Oder in praktischen oder gesunden oder ökologisch hergestellten Klamotten statt in Jeans zur Schule zu gehen, während man den Eindruck gewinnt, das Leben hinge an Markenklamotten. Oder nicht Monopoly spielen zu sollen, weil das den Kapitalismus verherrlicht. Oder wahrscheinlich auch, keine Cola zu kriegen.

Aber ich würde den Damen und Herren gerne erzählen, was traumatisch ist.
Traumatisch ist es, nach einer Kindheit, die geprägt war von der Überzeugung, daß wir auf einem Weg sind, der (langsam und gegen den Widerstand der Noch-Herrschenden) zu einer Welt führt, in der ganz selbstverständlich alle wenigstens irgendwie etwas zu essen haben, in der man vermeidet, unsere Lebensgrundlage völlig plattzumachen, in der sowohl Atomwaffen als auch Kernkraftwerke Vergangenheit sind, in der Frauen ganz normale Menschen sind, in der alle Menschen Zugang zu Bildung haben und deshalb gemäß ihren Fähigkeiten ihren Beitrag zu Gesellschaft leisten können, und eben in der wir alle gegenseitig ein ganz klein bißchen aufeinander aufpassen (das hieß "Solidarität". Lange nicht mehr gehört, das Wort.),
*lufthol*
...wenn man also mit der Überzeugung aufgewachsen ist, daß das das Ziel ist; wie schwer erreichbar und fern auch immer, dann ist es traumatisch, festzustellen, daß die Mehrheit der Menschen um Dich rum das Gegenteil (Hunger, Atomkraftwerke, Massentierhaltung, Urwaldverbrauch, Vergewaltigungen, Milliardäre, SUVs...) für normal hält. Wirklich.
Ich sehe auch, daß das die Realität ist, Leute, aber es ist nicht normal. Was ist denn daran normal???

Das ist traumatisch.
Die Cola könnt Ihr Euch irgendwo hinkippen.

Beute

Nachdem ich (gefühlt) das ganze Wochenende mit der Jagd nach meinem neuen Allzweckspielzeug verbracht habe, bin ich Sonntag abend bei ebay fündig geworden und konnte, dank Onlinebanking und einem kulanterweise per Express versendenden Verkäufer heute meine Beute in meinen Bau schleppen: Die hundert Euro habe ich nicht durchgehalten, es sind 150 geworden für ein anderthalb Jahre altes Xperia X1, aber das war schon ein Glücksfall - und so brauche ich in den nächsten drei Jahren nicht mehr über einen Laptop nachzudenken, dieses Objekt kann alles, was mein Herz begehrt. Und ich hab auch schon fast alles zum Laufen gekriegt, WLAN und so. Ob man damit auch Kernfusion oder Teilchenbeschleuniger kann? Bestimmt - ich hab noch nicht alle Software installiert, die ich in den letzten zwei Tagen heruntergeladen habe, um der ungeduldigen Vorfreude Herr zu werden.
Manchmal bricht dann schon der Geek in mir durch.

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Huch, eigentlich gibt...
Huch, eigentlich gibt es das Blog doch schon gar nicht...
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tonja (Gast) - 8. Mär, 15:46
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Das ist ja schon witzig... Du hast wirklich sehr sehr...
madove - 19. Jan, 22:00

Über mich

"Ma dove?" ist italienisch und heißt "Aber wo?".
Der "Name" ist eigentlich zufällig an mir hängenge-blieben, paßt aber bestechend:
Ich suche.
Den Sinn des Lebens, meinen Platz in der Welt, meinen eigenen Stil, und eigentlich ständig meinen Schlüsselbund. Bislang mit mäßigem Erfolg, aber unverdrossen.
Um herauszufinden, was ich denke, lese ich gerne hier nach. Dafür muß ich es aber erst schreiben.
Daher das blog.


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