Samstag, 13. August 2011

Trost

Um meinen allgemeinen Frust über Familiengründungen und deren unangenehme Folgen zu betäuben, habe ich jetzt den halben Nachmittag bei awkwardfamilyphotos.com verbracht.


Das Foto ist nicht repräsentativ; es ist ja eigentlich nicht peinlich. Sondern wirklich cool, finde ich.

Das ist irgendwie alles so tröstlich. Ich meine, es ändert natürlich nichts daran, daß meine eigene Jugend seltsam, gruselig und unendlich peinlich war, aber es ist ein herrliches Gefühl, nicht allein gewesen zu sein. Und sehr erheiternd.
Irgendwie löst es, zumindest in Überdosis, eine seltsame Mischung aus Sympathie und Mitleid für alle diese peinlichen Menschen aus, die ich normalerweise so nicht aufbringe.

Schon wieder eine...

Im Moment trudeln gefühlt täglich neue Geburtsmitteilungen ("XXXX gramm, XX cm, Kopfumfang XXcm, Mutter und Kind mehr oder weniger wohlauf") von allen Seiten bei mir ein, und ich schäm mich ein bißchen, daß meine Freude ausbleibt.

Das ist kein Neid, ich könnt ja auch, ich will ja nur nicht.

Das Problem ist, daß sich einfach mit jeder dieser mails wieder eine Freundin weiter von mir entfernt.
Am Anfang hab ich das nicht geglaubt.
Meine Eltern sind mit mir (und später meiner Schwester) unter dem Arm ständig unterwegs und mit Freunden aktiv gewesen; nicht immer freiwillg, aber das ist eine andere Geschichte. Und die wenigen entfernten Bekannten, die während des Studiums Kinder bekommen haben, hatten die auch immer dabei und haben an der Gemeinschaft und an inhaltlichem Austausch teilgenommen, ihr Leben primär als Menschen und nicht als Eltern geführt.
Es geht also, dachte ich.

Es geht wohl, aber es scheint sich um Ausnahmen zu handeln.
Schon mit dem ersten Kind hat sich, so unglaublich ich das vorher fand, der Großteil meiner Freundinnen in Hausfrauen verwandelt, inklusive dem extrem aufregenden Themenspektrum für Gespräche, das dieses Dasein mit sich zu bringen scheint. Aber da war noch Hoffnung, auch von ihrer Seite, wenn das Kind mal ein bißchen größer ist und durchschläft, dann auch mal wieder was anderes machen zu können. Aber viele der Karten und e-mails, die ich jetzt bekomme, zeigen ein zweites Kind an, und damit meist auch die Entscheidung, langfristig nicht in den Beruf und in den Austausch mit der Welt zurückzugehen.
Es sind aussschließlich die Frauen, und sie tun es alle aus irgendeinem "guten" Grund. Meistens, daß der Mann gerade jetzt an einem besonder entscheidenden Punkt seiner Karriere und mit gutem Einkommen arbeitet, sodaß es doch blöd ware, wenn er gerade jetzt ausgebremst würde. Abgesehen davon, daß diese Hausfrauen alle studiert haben, kann ich keinen wesentlichen Unterschied zu den fünfziger Jahren feststellen.

Solange nicht wirkich selbstverständlich ist, daß Kindererziehung Sache beider Eltern ist, solang die Verdienstschere zwischen Frauen und Männern nicht zugeht, solang sich die Männer nicht wirklich, wirklich, wirklich für den Haushalt verantwortlich fühlen, ohne daß frau sie bitten muß, solange Arbeitgeber nicht genauso zögern, einen jungen Mann einzustellen, weil der ja wahrscheinlich bald Kinder kriegen und zuhause bleiben wird, solange wird einfach die Mehrheit der Frauen dann doch im entscheidenden Moment einen Schritt zurücktreten und sich mit "ihrer natürlichen Bestimmung" und diesem warmen Bauchgefühl der Mutterschaft zufriedengeben. Und mich dann nach einem Jahr heulend anrufen, weil sie es nicht mehr aushält, daß sich ihre Kommunikation den ganzen Tag auf "Mama, Papa, aua" beschränkt, obwohl sie kurz vor der Promotion stand.

Jede von diesen Frauen ist selber schuld, aber die Babyfalle ist stark.
Wenn man seine Kinder nicht sowieso in seltsamen Lebensumständen kriegt, sondern in der klassischen festen Zweierbeziehung, in der zwar beide theoretisch furchtbar gleichberechtigt sind, aber der Mann halt ein "bißchen" mehr verdient und die Frau halt ein "bißchen" mehr im Haushalt macht, dann ist es immer noch wirklich schwer, dagegen anzugehen, sehe ich.
Einfach weil jeder Schritt raus aus der klassischen Rolle immer noch gegen so viel seltsames schlechtes Gewissen gegenüber andressierten "Pflichten" mit sich bringt, und weil die Männer, ohne böswillig zu sein, immer noch ihre Hauptidentität im Beruf sehen. Sie sind gerne bereit, mal was mit dem Kind zu machen und "helfen" auch im Haushalt, aber es interessiert sie nicht, wo die Ersatzbeutel für den Staubsauger und die für das Kind sind und wann das Kind die nächste Windelgröße braucht, weil das eigentlich nicht ihr Problem ist.

Andererseits muß man bedenken, wie unglaublich kurz die Zeitspannen sind, seit man in den siebziger Jahren angefangen hat, diese Dinge wirklich gesellschaftlich in Frage zu stellen. Dafür seh ich erstaunlich viele Männer mit Kinderwagen (nach Feierabend...) in der Stadt. Aber die Mädels müssen lernen, diese Konflikte auszutragen und nicht nur auf das Wohlwollen der eigentlich doch so netten Partner zu warten.
Typisches Zitat: "Ich hatte mir mein Leben anders vorgestellt, aber so ist es doch auch schön. Ich liebe meine Kinder doch! Und wenn er diese stressige Phase mit diesem Projekt hinter sich hat, kann er sie vielleicht auch öfter nehmen, dann kann ich den VHS-Kurs machen."

Da ist echt noch viel zu tun.

Ich glaub, ich erklär heute mal meinem, wie man den Staubsaugerbeutel wechselt.
Aber er ist grade so müde, er hatte gestern einen so anstengenden Tag auf der Arbeit.

Aber ich auch.

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Huch, eigentlich gibt es das Blog doch schon gar nicht...
madove - 27. Jun, 16:07
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yeeeeey
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tonja (Gast) - 8. Mär, 15:46
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Das ist ja schon witzig... Du hast wirklich sehr sehr...
madove - 19. Jan, 22:00

Über mich

"Ma dove?" ist italienisch und heißt "Aber wo?".
Der "Name" ist eigentlich zufällig an mir hängenge-blieben, paßt aber bestechend:
Ich suche.
Den Sinn des Lebens, meinen Platz in der Welt, meinen eigenen Stil, und eigentlich ständig meinen Schlüsselbund. Bislang mit mäßigem Erfolg, aber unverdrossen.
Um herauszufinden, was ich denke, lese ich gerne hier nach. Dafür muß ich es aber erst schreiben.
Daher das blog.


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