Montag, 15. August 2011

Sonntagnachmittagsabenteuer

Bei dem Versuch, die halbe Stunde erträglichen Wetters gestern zu nutzen und dazu die Gartenstühle aus dem Gartenschrank zu holen, begegnen wir zwei wirklich (wirklich!) großen Hausspinnen, die es sich darauf bequem gemacht haben.
Wir sind beide moderate Arachnophobiker, also keiner von uns quietscht oder fällt in Ohnmacht, aber wir haben beide ein Problem mit Spinnen, wenn sie die Größe von Ameisen signifikant überschreiten.

Wir halten Kriegsrat.
Zwei riesige fette Viecher, die versuchen, mit möglichst ruhiger fester Stimme eine Lösung zu erarbeiten.
Totmachen geht nicht, da sind so viele versteckte Winkel, wir würden sie nicht beide kriegen. Außerdem find ich, es gibt nur eine Sache, die noch ekliger ist als eine fette Spinne, und das ist eine zermatschte fette Spinne.
In unserer Eigenschaft als Krone der Schöpfung stehen wir ratlos vor dem Gartenschrank. Dann bewegt sich eine der Spinnen. Das macht die Instabilität der Lage bewußt, sie könnten sich ja jederzeit verstecken. Unsere Debatte wird also, dem Zeitdruck geschuldet, hektischer.

Wir einigen uns darauf, sie mit dem Staubsauger einzusaugen, mit dem Staubsauger schnell zur Mülltonne zu gehen und den Beutel rauszuschmeißen. (Bei der Gelegenheit kann der Mann dann den neuen reintun.).
Noch schnell Handschuhe anziehen, und ich brauche Leggings, ich möchte keine nackten Beine haben dabei.
Da Einsaugen klappt. Ich erschaudere, als ich die kleinen Schläge fühle, die die Spinnen in den Kurven des Schlauchs verursachen. Sie haben eine signifikante Masse. Krass.

Ich erschrecke vor meinen eigenen Haaren. Zweimal.
Zum ersten Mal die Hoffnung, daß kein Nachbar aus dem Fenster schaut.
Der Mann ist besorgt, weil Sonntag ist und wir den Staubsauger betätigt haben.

Wir sind beide besorgt, weil wir nicht wissen, ob die Spinnen den Flug überlebt haben und bereits auf dem Rückweg aus dem Staubsauger raus sind.
Wollen wir wirklich mit dem eventuell spinnenspuckenden Staubsauger die Wohnung durchqueren? Wir wagen es, mangels Alternative. Wir tun immer noch beide so, als wären wir erwachsene Menschen bei einer sinnvollen Handlung. Das ist der Teil, der mich am meisten fasziniert.

Der Mann trägt heldenhaft den kontaminierten Staubsauger, ich mache die Türen auf und schaue gleichzeitig genau, daß kein Passagier ihn IN unserer Wohnung verläßt. Wenn ich dabei den Staubsauger berühre, zucke ich zurück (wtf?).
Draußen angekommen bin ich die Heldin, ich öffne, mit Handschuhen, den Staubsauger und werfe den Beutel blitzschnell in die Mülltonne. Wir beugen uns beide darüber. Nichts regt sich. Insbesondere kann man nicht in den Beutel hineinsehen.

Der Mann fragt, ob ich sicher bin, daß sie nicht mehr im Rohr sind.
Ich glaube nicht, daß etwas, das mit einer solchen Wucht gegen die Schlauchkurve gedotzt ist, daß ich außen diese Schläge gespürt habe, sich hinterher nochmal festhalten kann. Aber sicher bin natürlich nicht.

Obwohl Sonntag ist, machen wir den Staubsauger draußen nochmal an und lassen ihn ohne Beutel mehrere Taschentücher einsaugen, in der Hoffnung, daß sie das Rohr putzen. Das stumme Gebet, von niemandem gesehen zu werden, wird flehender.

Irgendwann beschließe ich, daß der Staubsauger clean ist, setze mich auch gegen Quarantäneideen des Mannes durch und stelle ihn einfach wieder in die Küche. Der Mann geht mit irgendeinem Spray zum Gartenschrank, um ihn gefühlt zu desinfizieren.

Im Sprühnebel sieht man das Netz, das sich die beiden gebaut haben. Es ist sehr dreidimensional, komplex, und bildet eine Art Häuschen mit zwei Eingängen. Zwei friedliche dicke Viecher, die sich ein Häuschen gebaut haben, bis sie von irgendwelchen Aliens grundlos niedergemetzelt wurden.

Ich fühl mich sehr, sehr gestört und kann unser Aussterben kaum noch erwarten.

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Huch, eigentlich gibt...
Huch, eigentlich gibt es das Blog doch schon gar nicht...
madove - 27. Jun, 16:07
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Ein Lebenszeichen! Wie schön!
Conradin - 25. Jun, 21:58
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Hach, Gesprächsfetzen. <3 Mein Radio.
rebekka (Gast) - 2. Sep, 20:43
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David (Gast) - 27. Mai, 17:24
yeeeeey
ich bin gerade so strahlefroh!! geil, dass das ein...
tonja (Gast) - 8. Mär, 15:46
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Das ist ja schon witzig... Du hast wirklich sehr sehr...
madove - 19. Jan, 22:00

Über mich

"Ma dove?" ist italienisch und heißt "Aber wo?".
Der "Name" ist eigentlich zufällig an mir hängenge-blieben, paßt aber bestechend:
Ich suche.
Den Sinn des Lebens, meinen Platz in der Welt, meinen eigenen Stil, und eigentlich ständig meinen Schlüsselbund. Bislang mit mäßigem Erfolg, aber unverdrossen.
Um herauszufinden, was ich denke, lese ich gerne hier nach. Dafür muß ich es aber erst schreiben.
Daher das blog.


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