Montag, 14. November 2011

Sie kommen alle wieder, oder?

Mit Franz Josef Degenhardt ist jemand gestorben, dessen Stimme und dessen Lieder immer für mich da waren; als Kind gleichzeitig seltsam beruhigend und sehr verwirrend wegen der vielen abgefahrenen Metaphern in den Liedern und wegen der Wut, die ich neben sowas wie Liebe so sehr in den Liedern gespürt habe.

Rätsel über Rätsel, Bilder, über die ich als Kind oft nachgedacht habe und die wie Märchengestalten waren - Wölfe im Mai, die in die Hand geritzte Marschzahl (?!), tote Eulen an den Türen, der Pflaumenbaum, und natürlich die auch von Richard David Precht genauso wie von mir mißverstandenen Herren Nie-Cola und Bart.
Bilder, die sich mir zum Teil im Lauf der Zeit erschlossen haben, und zum Teil noch lange nicht.

Nach Loriot reißt er ein weiteres tiefes Loch in den Chor der Stimmen, von denen ich immer irgendwie gedacht habe, sie wären ewig für mich da. Und die ich ja auch weiter mit mir herumtragen werde. Die mich, im Falle von Degenhardt, noch eine ganze Weile mit Rätseln, Wut und Liebe beschäftigen können.

Daß das nicht solche Geschichten bleiben....

Mittwoch, 9. November 2011

Vorfreude

... auf heute Abend.
Endlich kommen sie mal in die Gegend.
Ich freu mich schon seit Wochen wie ein Viech.

So mag ich das.

1.) Ich liebe Sperrmüll. Sachen zu finden und zu "retten", die sonst vielleicht weggeworfen würden, und die danach noch jemanden (meistens mir...) Freude machen, empfinde ich als ungemein befriedigend.

2.) Sehr schön ist es auch, wenn Leute einen großen Stapel halbwegs brauchbares Zeug an die Straße stellen, mit einem Schild "Zu verschenken". Das gibt mir noch zusätzlich den Eindruck, daß es offensichtlich auch andere Leute gibt, denen die Idee kommt, daß das ja noch jemand brauchen könnte.

3.) Wenn es sich um relativ hochwertige Sachen handelt, finde ich es auch absolut nachvollziehbar, wenn sie ein Schild "Tausche Zeug gegen Kleingeld, wenn Sie mögen" und ein Kässchen dazustellen.
Daran gefällt mir sowohl das mir entgegengebrachte Vertrauen, etwas reinzutun, also auch, daß tatsächlich merklich was drin war, als auch, daß niemand einfach die Kasse mitgenommen hat.
Insbesondere der MannTM war total begeistert. Er kommt aus einem Land, wo man seine dreckigen Wanderschuhe nicht mal kurz vor der Haustür abstellen kann, weil sie sofort geklaut werden.

4.) Besonders schön ist es dann, wenn man unter dem Krimskrams etwas Tolles findet und zuhause feststellt, daß es vollständig und ohne jegliche Gebrauchsspuren ist.

5.) Und wenn dann, noch, sozusagen als Sahnehäubchen, der Mann vor lauter Begeisterung seine Sozialisation überwindet und von sich aus vorschlägt, nochmal hinzugehen und ein bißchen mehr reinzuwerfen (ich war eher sparsam, weil mir nicht vorstellen konnte, daß das Spiel komplett ist), wir dort feststellen, daß die Aktion beendet wurde, ich meine Sozialphobie überwinde und klingle, um den Leuten dankend die restlichen Münzen in die Hand zu drücken und sich dann für einen kurzen Moment alleallealle freuen, dann ist für mich der Tag definitiv gerettet.

So kann man auch mit kleinen Sachen
madove eine Freunde machen.

Sonntag, 30. Oktober 2011

Jahaaaaaaaaaaaaaaaaa!

Die Steuererklärung ist fertig !!!!!!!!!!!!!!!!!!!

... und ich auch. Urgh.

Wo doch Kapitalismuskritik eh grade "in" ist...

Seit ich (mäßig engagiert) ein kleines Onlinebrowsergame spiele, in dem man unter anderem Waren produziert und dann damit handeln kann, hat sich ein Verdacht, den ich schon länger hatte, nochmal katastrophal erhärtet:

Selbst wenn der freie Markt (so klassisch à la Adam Smith) so gestaltet werden könnte, daß er wirklich frei wäre, daß also die jeweiligen Produkte in ihrer Qualität erkennbar und vergleichbar sind und auch nicht ein Teil der Marktteilnehmer signifikant am längeren Hebel sitzt, zB weil er ein Monopol hat oder die anderen verhungern oä., wenn sich also seine wunderbaren Kräfte frei entfalten könnten und damit theoretisch der Weg frei wäre für dieses wunderbare Werkzeug der Preisfestlegung und effektiven Warenallokation... - dann würde das Ganze vielleicht funktionieren, wenn es von Delphinen oder Ratten angewendet würde (die sollen ja ziemlich intelligent sein), aber mit Menschen kann es nicht klappen.

Die sind einfach zu blöd.

Denken wir uns also lieber etwas anderes aus.

Mittwoch, 26. Oktober 2011

Flexitarismus rulez

Ich esse Tiere.

Seit ich als Teenager mal ein paar Monate lang versucht habe, vegetarisch zu leben, und in diesen Monaten meine Freizeit damit verbracht habe, sabbernd vor Metzgereischaufenstern herumzulungern, habe ich mich nicht wieder dazu durchringen können, eine vegetarische Ernährung für mich ernsthaft in Betracht zu ziehen.

Das liegt weniger an den Gründen, die rational dafür oder dagegen sprechen, sondern mehr daran, daß das Gefühl, irgendwas potentiell Angenehmes qua Beschluss nie mehr machen zu dürfen, bei mir eine Mischung von Panik und Trotz auslöst, die in kürzester Zeit zum Gegenteil führt. (Deshalb kann ich mir auch nicht vorstellen zu heiraten.)

Allerdings überzeugen mich die Argumente, die gegen Fleischkonsum (und größerenteils auch gegen den Konsum von Tierprodukten) sprechen, immer mehr.
Nein, eigentlich nicht. Eigentlich haben sie mich schon immer überzeugt, aber inzwischen bin ich bereit, das zuzugeben.
Also weniger die "Oh, das arme Lämmchen"-Schiene, sondern mehr die welternährungs- und umweltpolitische Richtung, und die katastrophalen Zustände und Auswirkungen der industriellen Tierproduktion, aber schon auch der klare Gedanke: Wenn ein halbwegs fühlendes Viech hierfür leiden und/oder sterben mußte, dann muß es aber ein RICHTIGER Genuß sein und nicht irgendein Na-gut-dann-eben-Schnitzel, sonst hängt meine utilitaristische Bewertungswaage schief.

Und ich stelle fest, daß sich aufgrund dieses Überzeugt-Seins und Inzwischen-auch-Zugeben-Könnens mein Verbrauch an Tierprodukten signifikant reduziert und auf ein stabiles Level eingependelt hat, deutlich über Null, aber deutlich unter dem früheren Standard. Eigentlich ganz automatisch. Ich entscheide mich einfach nur im Zweifel für die Verson mit weniger Tier drin. Und halte das für ziemlich gelungen.
Insbesondere, weil es auch den Konsum des Mannes runterregelt, ohne daß der das auch nur merkt (das mit dem Trotz ist nämlich nicht nur mein Problem). Und weil ich seither immer wieder feststelle, wieviele meiner Lieblingsgerichte vegetarisch sind. Und daß ich zum Beispiel Sojajoghurt, -milch und -sahne inzwischen lieber mag als die echten, daß es aber im Bereich Käse ein paar unersetzliche Köstlichkeiten gibt. Daß ich mit Spinat gefüllte, überbackene Pfannkuchen jedem Fleischgericht vorziehe, daß aber der Mann auf diese Fleischgerichte eher verzichtet, wenn an der Spinatfüllung noch ein paar Schinkenstreifen sind.
Für uns ist da manchmal das Bessere der Feind des Guten.

Wenn ich länger und genauer über die Argumente nachdenke, bin ich nicht sicher, ob das langfristig reicht. So um die Welt zu retten und so. Und ich hätte auch kein Problem damit, im Rahmen einer Ökodiktatur dieses Zeug zu rationieren, und dann gibts halt ein halbes Wienerle pro Kopf und Woche und gut is. Aber dann für alle.
Aber in der Welt, in der wir heute leben, kann und will ich kein selbstkasteiender Freak sein, dafür bin ich zu sehr auf große bunte Auswahl und Habenwollen dressiert.

Und mein System tut überhaupt nicht weh, macht Spaß (das Netz ist voller vegetarischer und veganer Kochblogs, die furchtbar Lust machen) und führt nicht dazu, daß sich irgendjemand beim Grillen genervt fühlt und sich aus Trotz noch ein extra Nackensteak drauflegt. Das hab ich nämlich früher oft gemacht, wenn ich den Eindruck hatte, irgendjemand will mir mit Vorträgen über gemuste Küken oder abgeholzte Amazonaswälder den Spaß verderben und ein schlechtes Gewissen machen. Nein, es führt eher dazu, daß mir alle die gefüllten Zucchini wegessen und ich dann doch ein paar der übriggebliebenen Rostbratwürstchen essen "muß".

Und beim nächsten Mal mehr Zucchini mitbringe, für die anderen.

Hallo, guten Morgen, Deutschland...

Nach dem Versprecher neulich habe ich mich wieder mal der Seite radiopannen.de erinnert, auf der vielevieleviele mehr oder weniger lustige Versprecher und Pannen zu hören sind. Wenn man mal wenig Zeit hat und kurz zum Lachen gebracht werden will, hilft das zumindest mir ziemlich gut...

Am Schönsten finde ich aber immer noch DIESE* Panne, in der die geneigte Hörerschaft des NDR gut zwei Minuten lang einem Techniker zuhören durfte, der sich allein (und off air) wähnt und gutgelaunt vor sich hinsingt und brabbelt. Nicht ständig brüllend komisch, aber irgendwie sehr rührend, und sympathisch. Wahrscheinlich ist es vor allem der Wiedererkennungseffekt zu den eigenen Situationen, wenn ich im idle-Modus mein audio-out nicht abstelle, weil ich mich ungehört fühle.
(Kennt ihr diese schreckliche plötzlich einbrechende irrationale Sorge, irgendein Geheimdienst hätte Euer Auto verwanzt und würde sich jetzt gerade kranklachen?)

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*Ich hoffe, der Link funktioniert. Ansonsten auf der Seite nach "Guten Morgen Deutschland" suchen...

Donnerstag, 20. Oktober 2011

JA zum Ausstieg, mal wieder. Diesmal aus dem Bahnhof, oder so.

Genauso wie ein gelungener Werbespot nichts über die wirkliche Qualität des beworbenen Produkts aussagt, hat auch das Aussehen oder die Eloquenz des Sprechers natürlich erstmal nichts zu bedeuten für die inhaltliche Qualität seiner Argumente.

Trotzdem war ein ein wirklich wunderbares Erlebnis, all die Dinge, die wir Rübennasen auch schon lange wissen und sagen, heute auf der Veranstaltung von Walter Sittler (in seiner Eigenschaft als Stuttgart-21-Gegner bzw. Ausstiegsbefürworter) vorgetragen zu hören, der einfach ans Schmezhafte grenzend sympathisch, eloquent, gutaussehend, charismatisch, unprätentiös und überzeugend war, während er die bekannt guten Argumente vorgebracht hat.
Das ist schon auch nützlich, wir haben ja keinen Werbeetat von mehreren Millionen wie die Gegenseite, da müssen unsere Sprecher von alleine glänzen.

Für mich war inhaltlich natürlich nicht soo viel Neues dabei, was auch damit zu tun haben könnte, daß ich mich jetzt seit anderthalb Jahren ziemlich intensiv mit Stuttgart21 befasse, aber es hat wirklich Spaß gemacht, ihm zuzuhören. Begeisternd außerdem, daß etwa doppelt soviele Menschen da waren, wie es Plätze gab (und damit wahrscheinlich etwa viermal soviele wie erwartet...), und, besonders schön, darunter eher wenige der "üblichen Verdächtigen", sondern wirklich viele neue, unbekannte Gesichter.
So ein Volksentscheid, auch wenn er ein fast unerreichbares Quorum hat, scheint dann doch dazu zu führen, daß das sogenannte Volk sich ein bißchen informieren möchte, und zwar im ganzen Ländle, nicht nur in Stuttgart selber. Ein bißchen scheint sich der Wind zu drehen.

Ich fange fast an, meine olle Kleinstadt zu mögen.

Nachtrag:
Und ich bin wirklich fasziniert von den Fähigkeiten der Fotojournalistin unseres einen Lokalblattes, ihn so zu fotografieren, daß er aussieht wie ein Massenmörder mit einer ansteckenden Hautkrankheit. Und etwas Vergleichbares mit dem Inhalt des Veranstaltung anzustellen bei dem Versuch, ihn wiederzugeben.
Komisch, das andere Lokalblatt scheint es halbwegs sachlich hinzukriegen, und die mögen uns normalerweise auch nicht besonders. Aber "halbwegs sachlich" ist bei einer so gelungenen Veranstaltung wahrscheinlich einfach schon zu wohlwollend...

Dienstag, 18. Oktober 2011

Der Versprecher des Tages

...aus einer alten Chaosradio-Folge, die es aus irgendwelchen Gründen erst jetzt auf meinen mp3-Player geschafft hat:
"... der Möhren-Ronitor..."
Ich lache immer noch.
Das wird der neue Name für meine Gemüsereibe!

Sonntag, 16. Oktober 2011

Feigheit ist eine wirklich asoziale Eigenschaft

Es gibt ein paar Menschen, die mich so gut kennen, und deren Zuneigung oder Liebe oder Anerkennung ich mich so sicher fühle und denen ich so vertraue, daß es mir ihnen gegenüber einigermaßen gelingt, meine Wünsche und Bedürfnisse zu äußern und notfalls durchzusetzen, auch mal Nein zu sagen (und mich nicht immer unterzuordnen oder anzupassen, weil ich meine, anders nicht akzeptiert zu werden).
Schwierig ist dann, mich darüberhinaus gerade bei diesen Menschen darüber auszuheulen, daß ich das immer noch fast nie hinkriege, (nämlich NUR mit ihnen), wo sie doch die einzigen sind, die von mir gelegentlich auch mal Widerworte oder Ablehnung abbekommen, während ich allen anderen gegenüber immer noch viel zu oft unterwürfig kusche.

An alle die, die die Ehre haben, mir so nah zu stehen, daß ich mich traue, sie zu treten UND mich bei ihnen auszuheulen, bei der Gelegenheit mal ein inniges Dankeschön. Das ist ein Liebesbeweis.

Ja, ich weiß. Ich arbeite dran.

Dazugekommen

Huch, eigentlich gibt...
Huch, eigentlich gibt es das Blog doch schon gar nicht...
madove - 27. Jun, 16:07
Ein Lebenszeichen! Wie...
Ein Lebenszeichen! Wie schön!
Conradin - 25. Jun, 21:58
Hach, Gesprächsfetzen....
Hach, Gesprächsfetzen. <3 Mein Radio.
rebekka (Gast) - 2. Sep, 20:43
Echt?
Mal testen. Hm.
David (Gast) - 27. Mai, 17:24
yeeeeey
ich bin gerade so strahlefroh!! geil, dass das ein...
tonja (Gast) - 8. Mär, 15:46
Das ist ja schon witzig......
Das ist ja schon witzig... Du hast wirklich sehr sehr...
madove - 19. Jan, 22:00

Über mich

"Ma dove?" ist italienisch und heißt "Aber wo?".
Der "Name" ist eigentlich zufällig an mir hängenge-blieben, paßt aber bestechend:
Ich suche.
Den Sinn des Lebens, meinen Platz in der Welt, meinen eigenen Stil, und eigentlich ständig meinen Schlüsselbund. Bislang mit mäßigem Erfolg, aber unverdrossen.
Um herauszufinden, was ich denke, lese ich gerne hier nach. Dafür muß ich es aber erst schreiben.
Daher das blog.


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