Politisch

Samstag, 2. Juni 2012

Ich mein ja nur...

Für den Fall, dass der Staat, wo ich arbeite, einem zweiten Staat, wo andere Leute arbeiten, den Krieg erklärt, erkläre ich diesen Leuten heute schon den Frieden.


Diesen Aufkleber hatte ich jahrelang an meiner Zimmertür kleben; ich hab der Aussage eigentlich immer noch nichts hinzuzufügen.

Irgendein seltsames Bauchgefühl sagt mir angesichts der Nachrichtenlage, daß er jetzt mal tatsächlich nützlich wäre, an unserer Wohnungstür, gegenüber von der Wohnungstür unseres syrischen Mieters...
Für den Fall, dass der Staat, wo ich arbeite, einem zweiten Staat, wo andere Leute arbeiten, den Krieg erklärt, erkläre ich diesen Leuten heute schon den Frieden.

Montag, 26. März 2012

"SAUERBRATEN"

schlägt mir google vor, wenn ich nach "Saarpiraten" suche.

Aber die gestrige "Welche große Koalition hätten Sie denn gerne"-Darbietung aus dem Saarland war durchaus unterhaltsam. Und ob ich mich mehr über die Piraten freue oder über die FDP, das weiß ich selbst nicht so genau.

Mit den Piraten bin ich längst nicht in allen Punkten einer Meinung, aber sie sind mir generell sympathisch und füllen eine Lücke; und ich mag diesen Liquid-Democracy-Gedanken....

Und warum man die FDP überhaupt noch nennt und nicht unter "Sonstige" einordnet, wie die Familienpartei (wtf?) die fast anderthalbmal soviele Stimmen hat, läßt sich wahrscheinlich auch nur historisch erklären.

Sonntag, 18. März 2012

Gauck für alle!

Nein, das ist nicht der Präsident meines Herzens, und ich möchte mich auch gar nicht weiter mit der seltsamen Aufführung heute nachmittag beschäftigen, aber der Titel paßt so schön:
Wir erinnern uns an die Bedeutung, mit der der Name vor dem Präsidentenballett hauptsächlich assoziiert wurde, nämlich mit der Behörde des Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes, die den bespitzelten Opfern die Möglichkeit gibt, Einsicht zu erhalten in die Aufzeichnungen, die die Stasi über sie gesammelt hat.

Nun hat ja die BRD im Gegensatz zur DDR nicht fertig, und ihr Inlandsgeheimdienst, der Verfassungsschutz, damit leider auch nicht.
Aber letzterer doch zumindest fast, wenn man sich so anschaut, was der sich in den letzten paar Jahren geleistet in den letzten 62 Jahren geleistet hat. Und immer noch leistet.
Ich plädiere ja für Abschaffen, und wenn unbedingt nötig Aufbau einer neuen, stärker parlamentarisch kontrollierbaren Einrichtung, die vielleicht auch nicht in ihrer Entstehung massiv von Gestapo-Personal durchzogen war (die "Aufklärung" dazu läuft noch. Man hat immerhin 2009 damit angefangen und muß jetzt wahrscheinlich noch warten, bis der letzte verstorben ist, eh man was veröffentlicht) und deren Hauptbeschäftigung nicht darin zu bestehen scheint, die NPD zu finanzieren...

Leider ist das aber nicht seine einzige Beschäftigung, sondern er amüsiert und amüsierte sich auch mit der peniblen Überwachung von allem, was links vom rechten Flügel der SPD ist.

In meinem persönlichen Umfeld gibt es zB eine Menge Betroffener des sogenannten "Radikalenerlasses", also Leute, die in den 70er und 80er Jahren vor einer Einstellung als Beamte in den Staatsdienst standen und dann durch eine sog. "Regelanfrage" beim Verfassungsschutz mit Erkenntnissen konfrontiert wurden, die "belegten", daß ihre politische Einstellung verfassungsfeindlich sei, und die deshalb nicht verbeamtet, sondern entlassen wurden.
Wohlgemerkt bei fachlicher Eignung, und ohne irgendwelche ungesetzlichen Handlungen begangen zu haben, sondern rein aufgrund ihrer Einstellung, die abzulesen war bespielsweise an der Teilnahme an pazifistischen Demonstrationen, Unterschriftsleistung für den Umweltschutz, Wohnen in einer Wohngemeinschaft oder Mitgliedschaft in einer nicht verbotenen Partei oder Organisation, die der Verfassungsschutz für gefährlich hielt (wie z.B. der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes, VVN).

Das Ganze war eine total skurrile Praxis der Gesinnungsdiskriminierung, die in der Zwischenzeit vom Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) und von der Internationalen Arbeitsorganisation (IAO oder ILO) verurteilt und von Willy Brandt, der den Radikalenerlass 1972 beschlossen hatte, immerhin als "Fehler" bezeichnet wurde. (Was das Land Baden-Württemberg nicht daran hinderte, es danach in den 2000er Jahren(!) nochmal an einem Bewerber zu probieren, da waren aber zum Glück die Gerichte vor.)
Also alles in allem eine eindeutig unrechtmäßige und (hoffenlich!) der Vergangenheit angehörende Praxis, in der der Verfassungsschutz als Lieferant dieser "Indizien" seine unrühmliche Rolle gespielt hat.

Neben der Frage nach Entschädigungen (da sind große materielle und psychische Schäden entstanden, die materiellen machen sich unter anderem auch gerade jetzt deutlich bemerkbar, wo ein Großteil der Betroffenen das Rentenalter erreicht und die Quittung für ihre unverschuldet gebrochenen Erwerbsbiographien bekommt), stellt sich natürlich auch die Frage nach den Verfassungsschutz-Akten. Es gab immer mal wieder Situationen, wo ein Betroffener Einblick in Ausschnitte davon erhielt, entweder natürlich indirekt durch die Vorwürfe, die ihm gemacht wurden, oder auch, weil ihm versehentlich Unterlagen ins Blickfeld gekommen sind, die vielleicht eigentlich nicht für ihn bestimmt waren.
Es zeichnet sich ein absurdes Bild der beeindruckend umfangreichen Bespitzelung, einerseits tatsächlich durch Verfassungsschutz-Mitarbeiter, die den Inhalt von Veranstaltungen oder Flugblättern wiedergeben, ohne ihn wirklich zu verstehen, immer auf der Suche nach linken Schlagwörtern wie zB "rot", andererseits durch Kollegen und Freunde, die entweder aus einer Art Erpressungssituation heraus oder auch aus falsch verstandener Staatstreue Auskunft über Verhalten und Gesinnung der Bewerber geben.

Kurz: Man darf sich eine solche Akte wohl ähnlich vorstellen wie diese klassichen Stasifälle aus FilmFunk&Fernsehen, und aus der gleichen Motivation heraus würde man sie gerne kennen - es wäre schon nett zu wissen, welche der Freunde und Kollegen meinten, komisch verzerrte Diskussionsfetzen aufschreiben und weitergeben zu müssen, und auf welchen absurden Erkenntnissen eine solche Entlassung beruhte, und auch, welche Art der Überwachung also auch heute noch angenommen werden muß, zumindest bei denen, die der Verfassungsschutz für staatsgefährdend hält, wie zB. linke Parlamentsmitglieder.

Daher der Titel dieses Eintrags:
Es ist wirklich Zeit für eine Offenlegung und Aufarbeitung dieser Akten.
Einzelne Betroffene haben schon Antrag auf Akteneinsicht gestellt und mehrfach die Auskunft bekommen, es läge nichts über sie vor, was mindestens ...überraschend ist, weil sie ja damals in Anhörungen explizit mit den Erkenntnissen konfrontiert worden sind.

Für mich persönlich, die ich mehrere dieser Betroffenen kenne, ist das Interesse vor allem anekdotischer Natur: Ich will wissen, welche Leute in meiner Stadt wen wie verpfiffen haben. Und ich will lachen über die hysterischen Mißverständnisse, die aus Einkaufslisten und Chansontexten gefährliche kommunistische Geheimbotschaften machen, und mich fragen, ob wirklich irgendwo jemand mitschreibt, wenn ich unter der Dusche die Internationale singe, und man mir das vorgehalten hätte, falls ich mich irgendwo für den öffentlichen Dienst beworben hätte.

Aber für viele der Betroffenen geht das Interesse an der Offenlegung natürlich weit darüber hinaus, greift tief in ihre Biographie und ihr Selbstverständnis ein und ist ein notwendiger Bestandteil der Aufarbeitung dieses wirklich widerlichen Auswuchses westdeutscher Geschichte; immer hoffend, daß er Geschichte bleibt.

Sonntag, 27. November 2011

Okay.

Das ist nicht nur sehr ärgerlich, sondern auch wirklich, wirklich unerwartet.
Ich muß nachdenken.

Samstag, 26. November 2011

An die Baden-Württemberger unter Euch:

Nicht vergessen: Morgen ist Volksabstimmung über Stuttgart21.

Also genauer: Darüber, ob das Land seine Kündigungsrechte an der Finanzierung wahrnehmen soll. Deshalb bedeutet "JA" den (ersten Schritt zum) Ausstieg aus Stuttgart21, und "Nein" die Fortführung, sehr verkürzt gesprochen.

Aus meiner Sicht ist es in jedem Falle wichtig, abzustimmen, unabhängig von Eurer Position zu dem Projekt. Der ganze Prozess ist ein so interessanter Fall von direkter Teilhabe der Bürger, die sich interessieren, informieren und eine Meinung bilden, welche auch immer, daß ich es konsequent (und wunderbar) finde, wenn wir diese Möglichkeit, Einfluß zu nehmen, auch nutzen.

Ich habe mich lange und intensiv mit dem Projekt beschäftigt, mir u.a. die GANZE Schlichtung ("Faktencheck") angesehen; primär um MIR eine Meinung zu bilden, weniger um hier zu agitieren. Das will ich also auch nicht machen, deshalb nur ganz kurz ... für mich hat sich herauskristallisiert:

--- Der jetzige Bahnhof ist der drittpünktlichste in Deutschland. Was es an Problemen gibt, kommt vor allem daher, daß in den letzten 15 Jahren in Erwartung des Abrisses nicht mehr renoviert wurde. Die Kapazitäten, die S21 laut dem "Stresstest" mit Mühe erreichen kann, wurden in den 70er Jahren mit dem Kopfbahnhof schon gefahren.

--- Die Bauvorhaben stecken voller ekliger Details:

Die Tunnel muß man durch extrem schwieriges Gestein ("Gipskeuper") graben, das bei Kontakt mit Wasser reagiert und sich ausdehnt. Vorhandene kleine Straßentunnel darin schaffen heute schon große Probleme bei der Wartung.

Unter der Baustelle liegen Heilwasservorkommen und Schichten "normalen" Grundwassers. Wenn sich durch das Abtragen der Erde für den unterirdischen Bahnhof der Druck auf diese Schichten verändert, können sie aufsteigen, Schichten löslichen Gesteins druchdringen und dadurch verunreinigt werden.

Für viele der Tunnelmaßnahmen finden sich keine Firmen, die sie durchführen können oder wollen, weil die Technik dafür nicht ausgereift ist. Der erklärte Plan ist, daß die Technik in den nächsten Jahren sicher noch besser wird...

Der unterirdische Platz für den Bahnhof ist begrenzt duch unterirdische Ströme und die Fundamente umstehender Gebäude. Deshalb können die vom Schlichterspruch geforderten 2 zusätzlichen Gleise nicht umgesetzt werden, und schon in der achtgleisigen Form sind die Bahnsteige sehr schmal, sodaß Rollstühle und Kinderwagen dort kaum an den Treppen vorbeikommen.

=> Sowohl beim Bahnhof als auch bei den Tunneln sind in der Planung viele Ausnahmen von Sicherheitsvorschriften beantragt worden, weil es sonst mit Platz, Material und KOSTEN einfach nicht reicht. Und das sind nur die Dinge, die man jetzt schon weiß, noch bevor später der Teufel im Detail steckt, wie bei jedem Bau.

--- Die angeblichen 1,5 Mrd. Kosten des Ausstiegs, mit denen uns gedroht wird, enthalten zwei irreführende Faktoren: Den Rückkauf des Gleisvorfelds, das die Stadt von der Bahn für S21 gekauft hatte, und das die Bahn nun zurückkaufen müßte, mit 459 Mio,
und Ausstiegskosten aus der Neubaustrecke Wendlingen-Ulm mit 270 Mio Euro, aus der aber niemand aussteigen will und die auch mit dem Kopfbahnhof Sinn macht und gebaut werden soll.

Damit kommt man, je nachdem wer rechnet, auf knapp 300 Mio (Ingenieure 22) bis knapp 700 Mio (Bahnchef Grube).

Das ist immer noch schmerzhaft, insbesondere, weil täglich entgegen aller Vereinbarungen, weitergebaut wird, um weitere Fakten zu schaffen und die Ausstiegskosten zu erhöhen, aber es kann kein Grund sein, dem schlechten Geld noch ein paar Milliarden gutes Geld hinterherzuwerfen, für einen Bahnhof, der mit Glück genauso leistungsfähig ist wie der heutige.

--- Die innenstädtischen freiwerdenden Flächen sind für Neubauten vorgesehen, einen Eindruck davon gibt die neue Stadtbibliothek, in Stuttgart auch liebevoll "Stammheim II" genannt. [Bilder].
Wer im Ernst glaubt, daß neue Bürogebäude die Stadt reich machen werden, dem empfehle ich einen Gang durch die Innenstadt (zB. im Rahmen einer Montagsdemo...) ; sie hängt voller Schilder "Büroflächen zu vermieten". Ein mit Stolz bereits seit einigen Jahren freigewordenes Güterzug-Gleisfeld beherbergt einen großen Schrottplatz. Der Bedarf an Bauland scheint sich dann doch in Grenzen zu halten.

Ich hör dann mal auf, "kurz" hat ja schon wieder nicht geklappt.
Und es gibt noch viel, das Netz ist voll davon:

ZDF - Frontal 21 (Mediathek): "S21 - Verschwiegene Kosten"
SWR: "Stuttgart21 - eine Chronik"
SWR: "Zur Sache Baden-Württemberg - Extra zu S21"
kopfbahnhof-21.de
ingenieure22.de
unternehmer-gegen-s21.de
bei-abriss-aufstand.de
...
..
.
Macht Euch ein Bild - und geht zur Volksabstimmung...

Montag, 21. November 2011

Wen schützen die eigentlich? Und wovor? Vor der Verfassung?

Lacht nicht, aber ich bin trotzdem aufrichtig überrascht. Obwohl ich das alles immer gesagt habe. Das ist schon irgendwie schizophren. Aber meine Fantasie hat halt mal wieder nicht ausgereicht.

Einer der zahlreichen Medienbeiträge zum Thema (in irgendeiner Sendung namens "Zur Sache, Baden-Württemberg") hat mich dann doch wieder vom Hocker gehauen; offensichtlich hatte ich diese Details 2003 überhört. Oder schon wieder verdrängt:

http://www.swr.de/zur-sache-baden-wuerttemberg/-/id=3477354/did=8892558/pv=video/nid=3477354/11pyq55/index.html
(Minute 10:45 bis 11:35)

[ Wer nicht klicken mag:
'Wie tief der braune Sumpf ist, zeigt das Dilemma mit den V-Männern.
Einst im Bundesvorstand der NPD und Spitzel für den NRW-Verfassungsschutz:
Das ist Wolfgang Frenz.
Frenz ist ein wesentlicher Grund dafür, daß die NPD nicht schon seit 2003 verboten ist. Weil die Verfassungsrichter nicht mehr unterscheiden konnten, welches Material direkt aus der Partei und welches von bezahlten Spitzeln kam, scheiterte das Verfahren.
Frenz bekam Hunderttausende für seine Spitzeldienste vom Staat.
(O-Ton Frenz) "Wir haben immerhin, äh, es mir ermöglicht, die NPD in Nordrhein-Westfalen zu gründen. Und die NPD aufzubauen. Und das war nur möglich mit den Honoraren, die ich vom Verfassungsschutz bekam." ' ]

Dienstag, 27. September 2011

Ich bin beeindruckt...

Transparent: Das wollen wir nicht aus-Baden

- von der hervorragenden Organisation der Stuttgarter, die um 5:30 Uhr vor der Einfahrt zum S21-Grundwassermanagement ein tolles Frühstück mit frischem Rührei, Tomatensalat, Brot, Kuchen, Kaffee für uns 120 Leute zustandegebracht haben,

- von den doch erstaunlich vielen Badenern, die um diese absurde Uhrzeit, zu der noch nicht mal Züge fahren, zur badisch-schwäbischen Solidaritätsfrühstücksblockade gekommen sind,

- ehrlich gesagt auch von meiner Mutter und mir, die wir zu diesem Zweck um 4:00 Uhr zuhause losgefahren sind

- von der Geschwindigkeit, mit der die Polizei ihre Ketten unauffällig bewegt und schließt, frei nach dem Motto "außerhalb des Kessels ist im Kessel". Aber wir haben dann doch noch eine Stelle gefunden, wo wir uns zielführend vor irgendeinen Bagger setzen konnten.

- von der auffälligen Anzahl gutaussehender zierlicher blonder Polizistinnen - was machen die eigentlich mit dicken / rübennasigen / dunkelhaarigen Anwärterinnen? Müssen die alle ins Büro? Oder gibts die nicht? Ich habe noch nie eine bei dieser Art von Veranstaltungen gesehen. Die Männer sind durchmischter.

- davon, daß es zur Feststellung meiner Identität und zur Erteilung eines Platzverweises nicht reicht, daß ich meine Personalien angebe und meinen Ausweis vorlege, sondern daß man ein Foto von mir machen (bzw. mich "videographieren") muß, während ich eine Nummer und den Ausweis hochhalte

- von denjenigen meiner Kunden, denen ich vorher gesagt habe, warum die Werkstatt heute geschlossen ist, und die das durchgängig für einen guten Grund halten

- von meiner wirklich bleiernen Müdigkeit jetzt. Irgendwie hab ich, als ich jünger war, den kreativen Umgang mit Schlafenszeiten besser vertragen. Gute Nacht.

Sonntag, 11. September 2011

Dann will ich auch mal noch...

... auf die e-Petition gegen Vorratsdatenspeicherung hinweisen, weil sie doch noch eine Menge (~22.000) Unterschriften in relativ kurzer Zeit bräuchte, um zu einer Anhörung zu führen.
Genaueres dort.
Kommet zuhauf!

Dienstag, 6. September 2011

Hähnchenbrustinnenfilet

Beim Spielen mit Chrome habe ich gesehen, daß es eine Erweiterung gibt, die automatisch Binnen-I-s auf Webseiten rausfiltert und wieder die männliche Form einsetzt. Andersrum hat Antje Schrupp ein Word-Plugin gefunden, das ebendiese Formen automatisch erzeugt.
Die Computer können jetzt also gegeneinander Gendersprech spielen, wir müssen nichts mehr machen.

Trotzdem hatte ich schon länger mal meine Meinung zu diesen Sprachregelungen kundtun wollen, und jetzt ist der Moment gekommen.

Ich bin privilegiert aufgewachsen mit allen Freiheiten, mit rollenklischeeaufbrechenden Eltern, bin in meinen Interessen gefördert und unterstützt worden, und meinem Mathematikstudium und meiner Selbständigkeit hat (außer vielen dummen Sprüchen) nichts im Wege gestanden.
Außerdem ist mein persönlicher Wunsch sowieso eine Welt, in der das biologische Geschlecht überhaupt keine entscheidende Rolle spielt, solang es nicht um Fortpflanzung geht. Ich wache morgens primär als Mensch auf, nicht als Frau.

Mir ist also eher wichtig, einfach ganz normal als Mensch in meinen Tätigkeiten wahrgenommen zu werden. Da ich noch mit den ausschließlich männlichen Bezeichnungen aufgewachsen bin, würde ich persönlich dazu neigen, mich einfach als Handwerker und Mathematiker zu fühlen und die weibliche Form nur zu benutzen, wenn die Tatsache, daß ich Brüste habe, bei der Ausübung dieser Tätigkeiten eine explizite Rolle spielt (ich warte noch auf einen Präzedenzfall).

Leider ist meine Situation aber nicht verallgemeinerbar, sondern [und jetzt kommt ein ganz langer Block über schreckliche Dinge aus FilmFunkundFernsehen sowie dem Internet, der Kindererziehung, die meine Freunde praktizieren und den Sprüchen, die es überall zu hören gibt. Nein, nicht nur rosa Kleidchen. Alles. Rollenvorbilder. Menschenbilder. Überall. Immer noch. Wieder mehr. Achtet mal drauf. Echt jetzt. Aber wenn ich das jetzt alles aufschreibe, kann ich hinterher nicht einschlafen].

Und deshalb meine ich, daß es immer noch wichtig ist, in allen Texten, die öffentlich prägend und gestaltend sein sollen, sich zumindest mit dem Thema auseinanderzusetzen. Ob das jetzt das häßliche Binnen-I ist, oder eine ernstgemeinte inkludierende Vorbemerkung, oder einfach gelegentlich einen Text nur in der weiblichen Form schreiben, ist mir egal. Aber ich möchte, daß den Lesenden, Männern wie Frauen, jeweils klar ist, daß Frauen mitgemeint sind.
Weil es eben noch nicht selbstverständlich ist.

Die Bezeichnungen sind genderneutral? Ist doch klar, wer gemeint ist?
"Der Elektriker brachte seinen kleinen Sohn in den Kindergarten, während der Vater des Kindes das Geschirr spülte."
Wer jetzt nicht gestutzt und versucht hat, sich eine seltsame schwule Familienkonstruktion zusammenzubauen, lange bevor er auf die Idee kommt, daß der Elektriker die Mutter ist, kriegt einen Gummipunkt von mir.
Die Bilder im Kopf prägen das, was von einem Text bleibt.

Aber ganz im Ernst. Was mich immer wieder dazu bringt, mich auf diese Seite zu stellen, ist nicht meine feministische Mutter und sind nicht die "nervenden" Klischeefrauenbeauftragten, auch nicht ihre Argumente, sondern es sind die fröhlichen männlichen weißen Westeuropäer mittleren Alters, sei es bei der Piratenpartei oder in Mathefakultäten, in Handwerksbetrieben oder Kommunalräten, die uns freundlich die Schulter tätscheln und sagen, wir könnten doch jetzt aufhören mit dem Blödsinn, Diskriminierung gäbe es ja schon lang nicht mehr.
Na, die müssen's ja wissen.

Freitag, 5. August 2011

Linke und rechte Straftaten

(Gefunden bei Anne Roth.)
Ich hatte schon öfter den Eindruck, daß sich Polizei und Politik im Allgemeinen irgendwie mehr über linke als über rechte Gewalttaten freuen und ihrer Freude deutlich Ausdruck verleihen.
Aber es ist halt doch immer nochmal krasser, als ich dachte.

Das Ergebnis einer "Kleinen Anfrage" der Grünen in Neukölln zu ‘politisch motivierten Straftaten’ (in Neukölln) im Jahr 2010, dem man also entnehmen kann, welche Straftaten links oder rechts eingeordnet werden: [pdf]

Z.B. unter "Links motivierte Straftaten" eingeordnet:

- Der homosexuelle Geschädigte wurde aus homosexuellenfeindlichen Gründen zusammen-geschlagen.
- Unbekannte Täter entzündeten einen Kleintransporter der DHL im Bereich des Motorraums.
- Der Geschädigte ist jüdischen Glaubens, daher kam es vermehrt zu Streitigkeiten zwischen ihm und dem Beschuldigten arabischer Herkunft
- Unbekannte bewarfen die Schaufensterscheiben des Quartiersmanagement Reuterplatz mit unbekannten Gegenständen.
- Eine unbekannte Person klingelte nach Angabe des Anzeigenden an der Haustür der Geschädigten und äußerte auf deutsch mit arabischen Akzent: "Hier ist die Hizb Allah, wir wissen, was ihr tut."
[....]

Oder unter "Sonstige" (ungleich "Rechts motiviert")

- Anlässlich eines Hausfriedensbruchs[...] leistete der Beschuldigte Widerstand. Dabei äußerte er mehrfach "Sieg Heil"
- Der Beschuldigte erhob den rechten Arm zum Hitlergruß
[....]

--
Originalquelle: Berliner Stadtverwaltung
[Falls das nicht klappt:
Auf der anzegeigten Seite links auf "Kleine Anfragen" klicken
Nach "143" suchen]

Dazugekommen

Huch, eigentlich gibt...
Huch, eigentlich gibt es das Blog doch schon gar nicht...
madove - 27. Jun, 16:07
Ein Lebenszeichen! Wie...
Ein Lebenszeichen! Wie schön!
Conradin - 25. Jun, 21:58
Hach, Gesprächsfetzen....
Hach, Gesprächsfetzen. <3 Mein Radio.
rebekka (Gast) - 2. Sep, 20:43
Echt?
Mal testen. Hm.
David (Gast) - 27. Mai, 17:24
yeeeeey
ich bin gerade so strahlefroh!! geil, dass das ein...
tonja (Gast) - 8. Mär, 15:46
Das ist ja schon witzig......
Das ist ja schon witzig... Du hast wirklich sehr sehr...
madove - 19. Jan, 22:00

Über mich

"Ma dove?" ist italienisch und heißt "Aber wo?".
Der "Name" ist eigentlich zufällig an mir hängenge-blieben, paßt aber bestechend:
Ich suche.
Den Sinn des Lebens, meinen Platz in der Welt, meinen eigenen Stil, und eigentlich ständig meinen Schlüsselbund. Bislang mit mäßigem Erfolg, aber unverdrossen.
Um herauszufinden, was ich denke, lese ich gerne hier nach. Dafür muß ich es aber erst schreiben.
Daher das blog.


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Zuletzt aktualisiert: 27. Jun, 16:07

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