Nachdenklich

Samstag, 1. Januar 2011

Ein gutes neues Jahr

...wird das werden, habe ich beschlossen.
Und wünsch das auch den zahlreichen ;-) Lesern meines Blögchens.

2010 war für mich auch schon ein gutes Jahr, mit eher wenig äußerlicher, aber viel innerlicher Bewegung; der Punkt, an dem ich das Leben wieder soweit am "Funktionieren" habe, daß ich nicht mehr den Eindruck habe, das reine Verhindern von Katastrophen nimmt meine gesamte Energie in Beschlag. Sondern manchmal funktioniert es ein paar Minuten von alleine, und in der Zeit und mit der freigewordenen Kraft kann ich Neues lernen und vor allem versuchen, herauszufinden, in welche Richtung ich will.

Die letzten Jahre haben mich oft erinnert an eine Szene aus meiner Kindheit:

Ich durfte auf dem Jahrmarkt mit etwas fahren, wo man in einem eigenen kleinen Auto saß und eine gewundene Straße entlang durch einen wunderbaren(?) Park mit darin aufgebauten Märchenszenen fuhr. Das Auto fuhr relativ schnell, hatte keine Bremse und die Straße war sehr kurvig. Und ich war sehr klein.
Ich habe also die ganze Fahrt mit irrer Konzentration dieses Auto gelenkt. In der großen Angst, irgendwo dagegenzufahren. Es war ein bißchen spannend, aber vor allem schrecklich. Und ich habe NICHTS von den Märchenszenen gesehen, weil ich voll auf das Verhindern eines schrecklichen Unfalls konzentriert war.
Nachdem ich heil, total erschöpft und ein kleines bißchen stolz am Ende angekommen und ausgestiegen war, haben mir meine Eltern erklärt, daß das Auto an einer Art Schiene in der Mitte der Straße festgemacht war und völlig automatisch von alleine fährt. Wie gesagt, ich war SEHR klein.
Ich habe mir sehr gewünscht, nochmal fahren zu dürfen, um mit diesem Wissen in Ruhe den Märchenpark anzuschauen, aber es war keine Zeit mehr.


Irgendwann im Laufe des letzten Jahres habe ich angefangen zu kapieren, daß ganz viele Sachen auch von alleine fahren. Und daß keine schrecklichen Unfälle passieren, wenn ich nicht die ganze Zeit wie blöd lenke. Und ich habe auch ein bißchen besser lenken gelernt, für die Situationen, wo's nötig ist.

Und freue mich jetzt enorm drauf, auf der weiteren Fahrt auch den Märchenpark anzugucken.
Das ist so mein Gefühl für 2011.
Ich bin gespannt.

Sonntag, 21. November 2010

Wie ein Flimmern über der heißen Straße

oder eine Bewegung weiter weg im Wald, oder manchmal schon wie Gestalten im Nebel
zeichnen sich Konturen von Gefühlen ab.

Das soll kein komisches Gedicht werden; ich kanns nur nicht besser beschreiben:
Wo ich so lange nichts gefühlt habe, keine Wünsche und keine Meinung und kein Wollen, höchstens vielleicht manchmal eine unbestimmte Sehnsucht, die aber verschwindet, wenn man genauer hinguckt, und sofort wiederkommt, wenn man sich wieder abwendet, und natürlich viel Angst, die zu vermeiden und der zu gehorchen ich mit Wollen verwechselt hab, da taucht jetzt manchmal etwas auf, von dem ich denke, das bin vielleicht ICH.
In solchen Momenten ist alles anders, auch wieder in einer schwer beschreibbaren Weise.
Ich weiß dann, was für mich richtig ist (oder wäre, weil ich es ja nicht automatisch kriege), und habe nicht mehr das Gefühl, ich könnte umfallen, wenn jemand dagegenpustet.
Ist immer noch furchtbar selten, aber das Schöne daran ist, daß ich den Eindruck habe, es wächst von allein, ohne daß ich es MACHEN muß - ich MACHE es einfach dadurch, daß ich bin.

Ich versuch es in ein paar Wochen nochmal zu erklären, wenn ich es besser kenne.

Montag, 1. November 2010

Was will mir mein Unterbewußtsein damit sagen?

Kann mir mal jemand diesem $@#§%& Traum von heute nacht deuten? Ich träume seit Wochen wirr und eher unschön, aber soviel Müll auf einmal? Ich bin immer noch völlig erschlagen.

Eine gute Freundin ist überraschenderweiser seit kurzem verwitwet (nur im Traum) und neuerdings mit einem netten älteren Herrn liiert, dessen Äußeres eine Mischung aus Biker und Wikinger ist, und den ich recht sympathisch finde, bis ich aus kleinen versteckten Zeichen und Andeutungen zu verstehen glaube, daß er sie (eher gegen ihren Willen) zu einer SM-Sklavin ausbildet. Kurzes Gefühl der Hilflosigkeit.
- CUT -
Ich bin in einem kleinen italienischen Dorf in Hügellage zu Fuß unterwegs, es beginnt zu regnen und das Kopfsteinpflaster wird sehr glatt. Es gibt keine Gehwege. Ein riesiger LKW kommt auf mich zu, ich drücke mich in eine Hofeinfahrt, aber er will genau dort wenden, und wie ich auch strampele, ich komme nicht von Fleck, weil es so glatt ist. Kurz bevor er mich erwischt:
- CUT -
Der Mann und ich kommen nach Hause, und im Treppenhaus duftet es. Ah, der Mieter im ersten Stock kocht wieder so fein. Wir haben die tolle Idee, uns einfach bei ihm einzuladen. Wir klingeln, er ist sogar irgendwie freundlich, aber es ist völlig klar, daß er nicht nein sagen kann, weil wir die Vermieter sind. Er bewirtet uns höflich und etwas unterwürfig, ich schäme mich fürchterlich. Währenddessen benutzt mein Mann kurz seinen Computer, dessen Desktop voller Bilder von nackten Männern ist, die aber alle zensiert/verpixelt sind.
- CUT -
Wir sind immer noch bei dem Mieter im ersten Stock, nur daß mein Mann sich wohl inzwischen in 2 langstielige weiße Rosen verwandelt hat (?!), die auf dem Bett liegen. Einer der Gäste des Mieters setzt sich versehentlich darauf, die Rosen zerknicken, mein Mann ist also tot. Der Rest des Traums (gefühlte Stunden) handelt also davon, wie ich die Rosen weinend heimtrage, schreie, wehklage, und sie betrauere, eine Nachtwache daran mache, sie einpacke, beerdige und so weiter.

Freitag, 22. Oktober 2010

Spontanaktionen I

Heute erstmal eine Stunde länger, dafür aber entspannt gearbeitet.
Und dann hab ich etwas ganz Krasses gemacht: Ich bin heimgelaufen. Oder genauer: Heim spazierengegangen. Im Park an jedem Grasbüschel stehengeblieben, ein paar komische Umwege gegangen, ein paar schöne Blätter gesammelt, und dabei Proust gehört und vor mich hingeträumt. Jetzt gibts tiefgekühlte Sahnewindbeutel zum Abendessen, und dazu "Harold and Maude" (inspiriert hiervon) und mein Häkelzeug.
Ich möchte nicht mißverstanden werden: ich vermisse den Mann wirklich (eigentlich sogar mehr, als ich gedacht hätte). Aber ich genieße einfach, daß niemand auf mich wartet.

Donnerstag, 21. Oktober 2010

Könntewolltewürde

Morgen fliegt der Mann nach Oxford. Das heißt, bis Dienstag habe ich sturmfreie Bude und auch so etwas wie freien Auslauf... dh ich kann mich SPONTAN siebzehnmal umentscheiden bei allem, was ich machen will - in meinen Augen einer der größte Vorteile des Alleinseins.

Und sofort sind am Samstag drei Sachen, wo ich gleichzeitig hinwollte:
- eine kleine Fachmesse, die mich beruflich SEHR interessieren würde, in Köln
- die nächste Großdemo in Stuttgart, wo man jetzt meines Erachtens dranbleiben müßte,
- eine fröhliche Naziveranstaltung hier in der Gegend, wo meine Eltern zum Gegendemonstrieren hinfahren und ich gerne mitkäme.

Wenn sonst nichts gewesen wäre, hätte ich ja auch mal wieder einfach so hinaus in die Welt fahren können und ein paar der vielen Besuche machen, die ich Leuten schon so lange schulde. Und ihre zahlkreichen noch nicht kennengelernten Kinder angucken, bevor sie in die Grundschule kommen...

Und wenn ich nicht wegfahre, könnt ich auch die Nähmaschine rausholen und das ganze Wohnzimmer mit Schnitten und Stoffresten zumüllen. Und mir ganz viele Mann-unverträgliche exotische UND improvisierte Sachen kochen. Mit viel Käse.

Mal sehen, was es dann wird . Vielleicht bleib ich auch einfach zwei Tage im Bett? :o)

Dienstag, 12. Oktober 2010

Absurdes Theater - Erster Akt

Wir stehen früh auf und fahren mit A. zum Bestattungsunternehmer, in dem kleinen Dorf, in dem V. aufgewachsen ist.
Eine halbe Sekunde naiv-fröhliches Herzklopfen, als A. sagt: " V. kommt gleich!".
Dann versteh ich: Im Leichenwagen.
Wir folgen dem Leichenwagen anderthalb Stunden über winzige Landstraßen, bis zur nächsten größeren Stadt. Der dortige Friedhof verbirgt sich hinter einem widerlichen pompösen dunkelgrauen Mussoliniarchitektur-Beton-Eingangsbogen. So hätt ich mir die Tore zur Hölle vorgestellt.
Aber wir folgen dem Wagen weiter, seitlich an dem Tor vorbei, durch eine Schranke, zu einem seltsamen, modernen, fabrikartigen Bau. Er bedeutet uns zu parken und fährt weiter, hinter das Krematorium.
Wir steigen aus und stehen verlegen herum. Es ist grau, kalt und sehr windig. Nach kurzer Zeit kommt der Wagen wieder, mit offenen Vorhängen und leer. Der Bestatter sagt uns, wir sollten kurz warten, bis wir dran sind. Er fährt weg.
Nach einer kurzen Weile ist uns sehr kalt.
A. fragt im Büro? an der Rezeption? drinnen, ob wir drinnen warten können.
Man führt uns in einen Raum: Leer, weiß, quadratisch, beide Fenster und die Tür stehen offen; es ist exakt genauso kalt und zugig wie draußen. An einer Wand ein ausgeschalteter Flachbildschirm, an der anderen Wand sieben Konferenzsaalstühle drei verschiedener Hersteller.
Wir setzen uns.
A. beginnt, die verschiedenen Kondolenz-SMS auf ihrem Handy noch einmal zu lesen. Sie liest sie leise vor (wem?) und beginnt zu weinen. Ich lege meine Hand auf ihren Arm und nehme sie nach einer Weile wieder weg.
Eine riesige Kohlschnake mit fünf Beinen verendet langsam auf dem Boden.
Nach einer Dreiviertelstunde kommt ein dicker verschwitzter Mann im Blaumann mit (asche-?!)verstaubten Armen rein und grunzt, es dauere noch länger; der Typ vorher sei ein bißchen dicker und brauche noch.
Wir warten.
Gelegentlich erschlägt einer von uns eine der zahlreichen Stechmücken.
Nach einer weiteren halben Stunde kommt der Mann wieder und schaltet kommentarlos den Bildschirm ein. Man sieht einen Sarg vor einer Klappe stehen.
V.'s leibliche Kinder stehen auf und gehen raus. A. beginnt wieder zu weinen. Ich lege Ihr wieder die Hand auf den Arm und starre auf den Sarg und versuche zu verstehen, daß V. da drin ist.
Mein Mann fragt mich, was ich machen will. Ich verstehe die Frage nicht. Na, ob ich drinbleiben will? Ich weiß es nicht. Dann fragt er A., und sie will alleine sein.
Ich gehe erleichtert mit ihm raus.
Nach etwa einer Minute kommt A. nach.
Er nimmt sie ein bißchen in den Arm.
Dann fahren wir weg.
Ich habe nichts verstanden.

Montag, 4. Oktober 2010

Nicht wirklich überraschend

ist heute der Mann der Mutter meines Freundes (also modulo aller Ungenauigkeiten: mein Schwiegervater) gestorben. Nach längerem Kampf gegen den Krebs, dessen unerfreuliche Spätphase gnädig kurz war.

Und ich bin überrascht, WIE traurig ich bin.
Nicht daß ich ihn besonders gut kannte, wir haben insgesamt zusammengezählt vielleicht 6-8 Wochen miteinander verbracht, in deren erster Hälfte wir nicht sinnvoll miteinander reden konnten, weil er weder Deutsch noch Englisch und ich noch kein Italienisch konnte.
Aber er war ein so freundlicher, offener und gebildeter Mann, ein leidenschaftlicher Fotograf, (der auch im kleineren Rahmen publiziert und ausgestellt hat), ein glasklarer politischer Denker, mit dem sich wunderbar diskutieren ließ, und eigentlich in meiner italienischen famiglia derjenige, dem ich mich einfach von der Art her am nächsten gefühlt habe.

Das ist jemand, der in meinem Alltag keine große Lücke hinterläßt, dafür war er zu weit weg, aber bei dem ich einfach bedaure, daß die Welt ihn nicht mehr hat; weil ich finde, sie ist signifikant ärmer geworden.

Samstag, 2. Oktober 2010

Keine Angst,

ich mach hier bald wieder mein übliches Alltags-Koch-Strick-Psychoblog, wie sich das für ein Weibchen im Internet gehört ;-). Aber im Moment gibts einfach Wichtigeres.

Ich bin sehr froh, gestern auf der großen, friedlichen Demo in Stuttgart gewesen zu sein. Auch wenn ich fast erdrückt wurde, weil die Menschen nicht alle in den Park gepaßt haben.
Die Organisatoren der Proteste werden, solange wir nichts Konkretes (Baustopp, ergebnisoffene Gespräche, Neuplanungen) erreichen, immer wieder gefragt, wie sie denn die Leute bei der Stange halten wollen. Aber ich denke wirklich, bisher wird uns das Problem dankenswerterweise abgenommen; bei einem solchen Verhalten der Gegenseite steigt unsere Entschlossenheit eher. Wie zum Beispiel diese sympathische Ex-CDU-Wählerin zeigt.
Und auch wenn die Polizei jetzt wieder lieb ist, kommt nebenbai auch die Aufklärung über die krassen streckenplanerischen Schwächen des Projekts dank ihrer ..äh.. Aufmerksamkeitsinitiative allmählich ins öffentliche Blickfeld.

Ich denke, Mappus und Rech haben am Donnerstag hoch gepokert und verloren. Mal sehen, wie's jetzt weitergeht.

Sonntag, 26. September 2010

Trotzen

"Auf meinem Balkon steht ein kleines Veilchen und trotzt der Kälte."

hab ich gerade in Ronjas Blog gelesen und der banale Satz schüttelt mich richtig, weil er eine Art Beschreibung bietet für ein Gefühl, das ich oft habe. Wenn alles schwer geht und nichts paßt und das Leben gegen den Wind viehisch anstrengend ist und sich trotzdem nicht zu bewegen scheint.

Diese Art von "Trotzen" sieht von außen sehr passiv aus, also das Veilchen steht da ja auch einfach nur dumm rum, aber ich empfinde es als aktive Arbeit, in der Kälte und der sich fremd anfühlenden Umgebung zu existieren. Absolut lohnend, und auch immer mal wieder wunderschön, eigentlich sogar oft. Aber irrsinnig anstrengend, nicht einfach abzuknicken und zu erfrieren.

Aber eh ich hier weiterphilosphiere, geh ich erstmal dem allerletzten Rest meiner Steuererklärung trotzen ;o)

Freitag, 24. September 2010

Outtakes

Was mich interessieren würde, von denen meiner zahlreichen ;-) Leser, die auch selber bloggen:

Wieviele Einträge schreibt Ihr halb und speichert sie dann, zum später fertigschreiben? (Bei mir: etwa nochmal genausoviele, wie dann im Blog landen. Teils, weil ich durch irgendwas Äußeres unterbrochen werde, teils, weil der Textfluß irgendwann plötzlich abbricht).

Und wieviele davon schreibt Ihr tatsächlich irgendwann fertig? (Ich : bisher einen)

Und geht Euch das auch so: In besinnlichen Momenten (auf der Fahrt, unter der Dusche, vor dem Einschlafen) fallen mir tolle Sachen ein, die ich dann im Geiste liebevoll ausformuliere und zurechtfeile, und damit ist die Sache dann für mich irgendwie erledigt - das Aufschreiben wäre dann nur noch eine Pflichtübung, und ich bin ja schließlich zum Spaß hier, also kommen sie nicht ins Blog. Das wären eigentlich die schönsten, scheint mir.

Dazugekommen

Huch, eigentlich gibt...
Huch, eigentlich gibt es das Blog doch schon gar nicht...
madove - 27. Jun, 16:07
Ein Lebenszeichen! Wie...
Ein Lebenszeichen! Wie schön!
Conradin - 25. Jun, 21:58
Hach, Gesprächsfetzen....
Hach, Gesprächsfetzen. <3 Mein Radio.
rebekka (Gast) - 2. Sep, 20:43
Echt?
Mal testen. Hm.
David (Gast) - 27. Mai, 17:24
yeeeeey
ich bin gerade so strahlefroh!! geil, dass das ein...
tonja (Gast) - 8. Mär, 15:46
Das ist ja schon witzig......
Das ist ja schon witzig... Du hast wirklich sehr sehr...
madove - 19. Jan, 22:00

Über mich

"Ma dove?" ist italienisch und heißt "Aber wo?".
Der "Name" ist eigentlich zufällig an mir hängenge-blieben, paßt aber bestechend:
Ich suche.
Den Sinn des Lebens, meinen Platz in der Welt, meinen eigenen Stil, und eigentlich ständig meinen Schlüsselbund. Bislang mit mäßigem Erfolg, aber unverdrossen.
Um herauszufinden, was ich denke, lese ich gerne hier nach. Dafür muß ich es aber erst schreiben.
Daher das blog.


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