Polemisch

Donnerstag, 12. April 2012

Faszienierend,

wievielen Menschen, mit denen ich reden muß, es gelingt, in weniger als drei Sätzen von einem beliebigen Thema (letzte Beispiele: Briefmarkenalben, Krebsbehandlung, Autoreparatur) darauf zu kommen, daß eigentlich das Hauptproblem ist, daß hier alle diese faulen Ausländer rumhängen und sich noch über die tapfer arbeitenden und unter der Steuerlast zusammenbrechenden Deutschen lustig machen, jawoll.

Ich hatte ja gehofft, meine Alltagsverkleidung als Hippie-Hobbit würde mich als ungeeignete Zielgruppe kenntlich machen, aber das Bedürfnis, diese These überall hinzukotzen zu verbreiten, scheint immer mehr Leute geradezu zu überwältigen.
Ich frag mich immer, ob ich die schlimmer finde, die sich vor lauter Geifer nicht einmal daran erinnern, daß ich mit einem Italiener zusammenlebe, oder die, die die Güte haben, ihn explizit auszunehmen.

Jedenfalls ist mir jetzt schlecht und ich will mir am liebsten einen anderen Automechaniker suchen.

Dienstag, 15. November 2011

Weil man ja nicht feixen und grinsen soll,

... und weil es ja eigentlich auch nicht zum Grinsen ist, sondern ganz im Gegenteil; und weil aber, wenn ich etwas Differenzierteres schreiben würde, doch wieder nur die jahrelange Wut und Ratlosigkeit rauskäme, verweise ich auf diesen tweet, den ich in der generell lesenwerten aktuellen Liste der Lieblingstweets auf der generell lesenswerten Vorspeisenplatte gefunden habe, und dem nicht viel hinzuzufügen ist:

Sonntag, 30. Oktober 2011

Wo doch Kapitalismuskritik eh grade "in" ist...

Seit ich (mäßig engagiert) ein kleines Onlinebrowsergame spiele, in dem man unter anderem Waren produziert und dann damit handeln kann, hat sich ein Verdacht, den ich schon länger hatte, nochmal katastrophal erhärtet:

Selbst wenn der freie Markt (so klassisch à la Adam Smith) so gestaltet werden könnte, daß er wirklich frei wäre, daß also die jeweiligen Produkte in ihrer Qualität erkennbar und vergleichbar sind und auch nicht ein Teil der Marktteilnehmer signifikant am längeren Hebel sitzt, zB weil er ein Monopol hat oder die anderen verhungern oä., wenn sich also seine wunderbaren Kräfte frei entfalten könnten und damit theoretisch der Weg frei wäre für dieses wunderbare Werkzeug der Preisfestlegung und effektiven Warenallokation... - dann würde das Ganze vielleicht funktionieren, wenn es von Delphinen oder Ratten angewendet würde (die sollen ja ziemlich intelligent sein), aber mit Menschen kann es nicht klappen.

Die sind einfach zu blöd.

Denken wir uns also lieber etwas anderes aus.

Dienstag, 12. Juli 2011

Lieber Schweizer SEO-Anbieter,

bitte bring doch deinem netten jungen Mitarbeiter den Unterschied zwischen Google und Google Places bei, eh Du ihn ungebeten auf die Menschheit losläßt. Und dann gib ihm einen vernünftigen Rechner mit, wenn er hauptsächlich Eintragungen in irgendwelchen Feldern ändern soll, damit er nicht mit seinem dicken Finger auf dem Ipad ständig zwischen die falschen zwei Buchstaben klickt. Oder gib ihm wenigstens einen Pen für das Teil. Oder erlaube ihm, den von mir angebotenen (von meinem Smartphone) zu benutzen, damit ich ihn nicht irgendwann rauswerfen muß, weil sein freundliches Angebot, meine Öffnungszeiten bei Google Places einzutragen, gerade etwa fünfmal so lange dauert, als wenn ich es selber täte.
Und DANN, bitte, nimm diesen "Nein, Frau, Du verstehst das nicht"-Ton aus seiner Stimme, wenn er mir erklärt, WARUM er darauf besteht, immer das falsche Feld auszuwählen.
WAAAH.

Freitag, 17. Juni 2011

Aus einer privaten message an einen Studienkollegen,

...mit dem ich auch versucht habe, diskutieren zu üben.
Aber keine Lust mehr habe.

Man kann zu meiner "Sozialromantik" stehen, wie man will.
Aber dem nächsten, der mir das N-Wort an den Kopf wirft, wünsche ich mit aller mir zu Verfügung stehenden Ernsthaftigkeit irgendwas wie dicke lila Eiterpickel an den Hals.

Also nochmal zu Mitschreiben, dann hab ich es gesagt und kann ggf darauf verlinken.

Aber was mir ECHT auf den nicht vorhandenen Sack geht, ist dieses Neid-Argument.
Vielleicht bist DU ja neidisch, aber MIR gehts darum, generell gerechter zu verteilen. Ich finde einfach nicht einzusehen, daß irgendjemand eine Yacht hat, während jemand anders verhungert. Wenn dann mal niemand mehr verhungert und es genug TrinkwasserKlinikenSchulen(.......) für alle gibt, dann ist mir scheißegal, ob irgendjemand in seinen Millionen baden kann oder seine Yachten stapelt.
Achja: Und da ich im Moment genug Zugang zu EssenTrinkwasserGesundheitBildungKultur habe, sieht auch keine meiner Utopien oder reellen Forderungen vor, daß ICH mehr kriege. Das mit dem Neid ist einfach Bullshit und ich kanns nicht mehr hören. Echt jetzt.

Dienstag, 8. März 2011

Take it easy - but take it!

In Madison, der Hauptstadt von Wisconsin, protestieren täglich Zehntausende gegen ein Gesetz, das die Rechte der Gewerkschaften des öffentlichen Dienstes bis zur Nichtexistenz beschneiden soll, um drastische Kürzungen zu ermöglichen. Sie halten seit Wochen das Regierungsgebäude besetzt; 14 demokratische Senatoren sind nach Illinois abgehauen, um die Abstimmung über das Gesetz unmöglich zu machen.
Fasznierenderweise hört man hier nichts davon, und auch dort werden diese Proteste wohl von den Medien liebevoll kleingeredet.

Ich habe furchtbar geheult bei den Videos; mit diesen Leuten, die zum Teil zum ersten Mal darüber nachdenken, daß sie als Arbeitnehmer vielleicht Rechte haben. Und daß öffentliche Dienstleistungen wichtig sind.
Und auch bei Michael Moores Rede dort hab ich geheult, obwohl sie eher schablonenhaft ist und ich meine persönliche Revolution lieber leise, bescheiden, differenziert, intellektuell und tiefgründig hätte ;-)

Ich hab so sehr das Bedürfnis, daß etwas passiert. Daß es echte Auseinandersetzungen gibt, echten Diskurs, daß man die tatsächlichen Interessenskonflikte großflächig sieht und austrägt.
Auch wenn's mir Angst macht; ich bin so schlecht in Konflikten; ich will nur lieb sein.
Auch wenn ich jedesmal von neuem schmerzhaft überrascht bin, mit welcher Selbstverständlichkeit die Privilegierten ihre Privilegien rechtfertigen und verteidigen.
Aber es tut so unendlich viel mehr weh, wenn die Ausgebeuteten Entrechteten Globalisierungs-verlierer Unterschicht welches verf*ckte Wort ist denn noch nicht verbrannt? meisten Menschen mit der gleichen Selbstverständlichkeit einfach achselzuckend akzeptieren, daß sie den Gürtel enger schnallen sollen, während die Profite steigen und die Einkommensschere auseinandergeht.

Ich kämpfe den ganzen Tag gegen das Bedürfnis an, mit dem Kopf gegen die nächste Wand zu rennen. Eigentlich bin ich sogar ganz stolz darauf, lächelnd und halbwegs organisiert meiner Arbeit nachzugehen und abends in der Chor und dann heim zu dem Mann, während irgendwo Kinder in Sweatshops schuften, Menschen verhungern und der Regenwald abgeholzt wird. Oder eben auch nur Arbeitnehmerrechte beschnitten und Kyoto-Protokolle nicht ratifiziert werden.
Ich bin auf so eine schmerzhaft hilflose Weise dankbar für jede Ecke, wo ein paar Leute Verantwortung fühlen, und sei es nur für ihre eigenen Rechte und die der Nächstschwächeren neben ihnen.

Wenn morgen irgendwelche Züge nicht fahren, freu ich mich vielleicht, daß es überhaupt noch Gewerkschaften gibt. Auch wenn natürlich die Linie zwischen Rechte-Verteidigen und Privilegien-Verteidigen dünn zu sein scheint, weil der Eindruck entstanden ist, daß man sich mit einem elenden abhängigen Arbeitsplatz bitte schön privilegiert fühlen soll; es könnte ja noch schlimmer kommen.
Wir sind so weit weg von irgendeiner Art des Wirtschaftens und Zusammenlebens, die sich für mich richtig anfühlen würde, daß ich oft gar nicht weiß, wo anfangen. Warum also nicht in Wisconsin...

Freitag, 31. Dezember 2010

Sorry, falsche Zielgruppe.

Ich nehme mir schon lange vor, nicht mehr bei Sp*gel Onl*ne mitzulesen, weil ich mich nur ständig ärgere.
Aber dann denke ich wieder, ich muß doch zumindest eine Idee davon haben, mit welcher Weltsicht die Mehrheit meiner Freunde und Bekannten den Tag beginnt, sonst kann ich mich mit ihnen ja überhaupt nicht mehr verständigen; also ist es noch in meinem morgendlichen "Zeitunglesen"-Programm.
Aber ich werds einfach nicht mehr machen. Wenn ich sowas sehe:



kommt mir das kalte Grausen ob dieser ungebremsten Wachstum-und-mehr-geile-Autos-Ästhetik. Wirklich, mir war ein paar Stunden echt schlecht.
Ich wills nicht hysterisch übertreiben, aber deswegen will ich keine Kinder. Wenn DAS die Hoffnung ist.

Ich antworte mit einem Bild von der letzten S21-Demo (sorry, Handykamera):

Dienstag, 27. Juli 2010

Nette Leute

Der Herr ist neu auf der Eigentümerversammlung des kleines Hauses mit 30 ältlichen Studentenappartements. Er begrüßt alle mit Händedruck, gibt sich ein bißchen schüchtern und hört die ganze Sitzung ruhig zu.

Als schon alle aufstehen, weil nichts "Verschiedenes" mehr kommt, ergreift er das Wort: Was ihn schon störe, sei, daß die sichtbaren Fenster im Erdgeschoss oft schlecht geputzt seien. Die Versammlung weist ihn darauf hin, daß das halt leider das Recht der einzelnen Bewohner ist, ihre Fenster zu putzen oder nicht, wann sie es für richtig halten. Ja, fährt er fort, aber das mache so einen schlechten Eindruck. Letzten Monat habe zB für drei Wochen ein Vorhang ganz schief gehangen, das sehe doch nach nichts aus. Wir weisen ihn erneut auf den nicht vorhandenen Anspruch auf Zucht und Ordnung in Privatwohnungen hin, und raten ihm augenzwinkernd, wenn er Lust hat, bei den Leuten zu klingeln und sie höflich zu bitten, das zu ändern, wenn es ihm so wichtig sei, daß deren Vorhang gerade hängt.

Er ist ein bißchen enttäuscht, daß sein Anliegen so wenig auf Beifall stößt, denn, so meint er, das sei doch in unser aller Interesse, daß das Haus was hermache und ein bißchen schicker sei, weil wir wollen doch alle "keine Hartz IV-Empfänger, sondern nette Leute" anziehen.

Ich war sehr froh, daß die Rechtsanwältin "Das ist doch kein Widerspruch" sagte, und die anderen beifällig murmelten, sodaß ich nichts sagen mußte, was unhöflicher gewesen wäre.
Wir wollen nicht solche wie ihn, sondern nette Leute.

Freitag, 11. Juni 2010

Bitte verschont mich!

Obwohl ich meinen Radiokonsum auf ein paar Kultursender beschränke (und eh kein Fernsehen hab), trau ich mich im Moment nicht, das Radio anzumachen bzw. ich suche mir per podcast sehr genau die Sendungen aus, die ich höre.
Wenn nämlich EINER, nur EINER der jeweiligen gebildeten und ernstzunehmenden Menschen, die da ihre Weisheit mit mir teilen (und oft bin ich ihnen dafür sehr dankbar) erwähnt, wie schon bei den entsprechenden Anlässen der letzten Jahre, daß jetzt zum Glück wieder ein gesundes, fröhliches Nationalgefühl in unser von der Reue über das dritte Reich gebeuteltes Land einzieht, dann garantiere ich für nichts.
Von allen Dingen, die dieses Land braucht (einen fairen, sozialen Staat, wirklichen Umweltschutz, brauchbare Bildung, schöneres Wetter und meinetwegen sogar einen neuen Aufschwung, auch wenn das der Mehrheit der Leute eh nichts nützt), ist ein gesundes, fröhliches Nationalgefühl meines Erachtens das Letzte.

Montag, 10. Mai 2010

Oh scheiße. MEERJUNGFRAUEN.

Jetzt wollte ich gerade ins Bett gehen, da bin ich, linkhoppenderweise, darauf aufmerksam geworden, daß es von Pons eine ganze Lernhilfen-Serie fein nach Geschlechtern getrennt gibt:
Diktate für Mädchen vs. Diktate für Jungs etc.

Bitte macht, daß ich irgendwas mißverstanden habe, und daß das nicht "Jennifer sucht ihre neue Puppe" und "Kevin sucht seinen neuen Fußball" ist. BITTE.
Ich mach mir schon länger Sorgen um das wieder-Zunehmen billigster, rückschrittlichster, unverbrämter Geschlechterklischees, aber darauf war ich nicht gefasst. Ich bin gerade wirklich entsetzt.

Edit am Morgen danach:
Doch, effektiv ist es genau das:
* Themen wie Freundschaften, Pferde, Meerjungfrauen wecken das Interesse von Mädchen.
* Die Phantasie und Kreativität von Mädchen wird angeregt mit Aufgaben wie „Diktate weitererzählen“, „Regenbogenwörter schreiben“ und „Wörter zaubern“. Dadurch wird die Motivation und Konzentration erheblich gefördert.

* Themen wie Sport, Dinosaurier und Piraten wecken das Interesse von Jungs.
* Der Bewegungsdrang und Basteleifer von Jungs wird aktiv angesprochen mit Aufgaben wie „Wörterkopfstand“ und „Treppendiktat“. Dadurch wird die Motivation und Konzentration erheblich gefördert.


Bin ich gerade hysterisch oder ist das wirklich ein dramatischer Rückschritt? Ich bin, trotz einmal drüber schlafen, immer noch entsetzt und ein bißchen ratlos.
Ich glaube, vor allem weil das ja Lehrmaterial ist. Man begegnet diesen Rollenklischees ja ständig überall, in Serien, in der Werbung, in der Bravo... aber da habe ich immer gedacht, das ist eben die ALTE Gesellschaft, und es geht eben langsam, aber die Bildung wird sich langfristig doch positiv auswirken, weil man ja zumindest in der Schule so tut (mit Mädchentechniktagen und Jungs-Sozialkompetenz-vermitteln und wasweißich) als könnten alle alles wollen und lernen. Aber sowas hier tut das Gegenteil.

Dazugekommen

Huch, eigentlich gibt...
Huch, eigentlich gibt es das Blog doch schon gar nicht...
madove - 27. Jun, 16:07
Ein Lebenszeichen! Wie...
Ein Lebenszeichen! Wie schön!
Conradin - 25. Jun, 21:58
Hach, Gesprächsfetzen....
Hach, Gesprächsfetzen. <3 Mein Radio.
rebekka (Gast) - 2. Sep, 20:43
Echt?
Mal testen. Hm.
David (Gast) - 27. Mai, 17:24
yeeeeey
ich bin gerade so strahlefroh!! geil, dass das ein...
tonja (Gast) - 8. Mär, 15:46
Das ist ja schon witzig......
Das ist ja schon witzig... Du hast wirklich sehr sehr...
madove - 19. Jan, 22:00

Über mich

"Ma dove?" ist italienisch und heißt "Aber wo?".
Der "Name" ist eigentlich zufällig an mir hängenge-blieben, paßt aber bestechend:
Ich suche.
Den Sinn des Lebens, meinen Platz in der Welt, meinen eigenen Stil, und eigentlich ständig meinen Schlüsselbund. Bislang mit mäßigem Erfolg, aber unverdrossen.
Um herauszufinden, was ich denke, lese ich gerne hier nach. Dafür muß ich es aber erst schreiben.
Daher das blog.


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