Nachdenklich

Montag, 15. August 2011

Sonntagnachmittagsabenteuer

Bei dem Versuch, die halbe Stunde erträglichen Wetters gestern zu nutzen und dazu die Gartenstühle aus dem Gartenschrank zu holen, begegnen wir zwei wirklich (wirklich!) großen Hausspinnen, die es sich darauf bequem gemacht haben.
Wir sind beide moderate Arachnophobiker, also keiner von uns quietscht oder fällt in Ohnmacht, aber wir haben beide ein Problem mit Spinnen, wenn sie die Größe von Ameisen signifikant überschreiten.

Wir halten Kriegsrat.
Zwei riesige fette Viecher, die versuchen, mit möglichst ruhiger fester Stimme eine Lösung zu erarbeiten.
Totmachen geht nicht, da sind so viele versteckte Winkel, wir würden sie nicht beide kriegen. Außerdem find ich, es gibt nur eine Sache, die noch ekliger ist als eine fette Spinne, und das ist eine zermatschte fette Spinne.
In unserer Eigenschaft als Krone der Schöpfung stehen wir ratlos vor dem Gartenschrank. Dann bewegt sich eine der Spinnen. Das macht die Instabilität der Lage bewußt, sie könnten sich ja jederzeit verstecken. Unsere Debatte wird also, dem Zeitdruck geschuldet, hektischer.

Wir einigen uns darauf, sie mit dem Staubsauger einzusaugen, mit dem Staubsauger schnell zur Mülltonne zu gehen und den Beutel rauszuschmeißen. (Bei der Gelegenheit kann der Mann dann den neuen reintun.).
Noch schnell Handschuhe anziehen, und ich brauche Leggings, ich möchte keine nackten Beine haben dabei.
Da Einsaugen klappt. Ich erschaudere, als ich die kleinen Schläge fühle, die die Spinnen in den Kurven des Schlauchs verursachen. Sie haben eine signifikante Masse. Krass.

Ich erschrecke vor meinen eigenen Haaren. Zweimal.
Zum ersten Mal die Hoffnung, daß kein Nachbar aus dem Fenster schaut.
Der Mann ist besorgt, weil Sonntag ist und wir den Staubsauger betätigt haben.

Wir sind beide besorgt, weil wir nicht wissen, ob die Spinnen den Flug überlebt haben und bereits auf dem Rückweg aus dem Staubsauger raus sind.
Wollen wir wirklich mit dem eventuell spinnenspuckenden Staubsauger die Wohnung durchqueren? Wir wagen es, mangels Alternative. Wir tun immer noch beide so, als wären wir erwachsene Menschen bei einer sinnvollen Handlung. Das ist der Teil, der mich am meisten fasziniert.

Der Mann trägt heldenhaft den kontaminierten Staubsauger, ich mache die Türen auf und schaue gleichzeitig genau, daß kein Passagier ihn IN unserer Wohnung verläßt. Wenn ich dabei den Staubsauger berühre, zucke ich zurück (wtf?).
Draußen angekommen bin ich die Heldin, ich öffne, mit Handschuhen, den Staubsauger und werfe den Beutel blitzschnell in die Mülltonne. Wir beugen uns beide darüber. Nichts regt sich. Insbesondere kann man nicht in den Beutel hineinsehen.

Der Mann fragt, ob ich sicher bin, daß sie nicht mehr im Rohr sind.
Ich glaube nicht, daß etwas, das mit einer solchen Wucht gegen die Schlauchkurve gedotzt ist, daß ich außen diese Schläge gespürt habe, sich hinterher nochmal festhalten kann. Aber sicher bin natürlich nicht.

Obwohl Sonntag ist, machen wir den Staubsauger draußen nochmal an und lassen ihn ohne Beutel mehrere Taschentücher einsaugen, in der Hoffnung, daß sie das Rohr putzen. Das stumme Gebet, von niemandem gesehen zu werden, wird flehender.

Irgendwann beschließe ich, daß der Staubsauger clean ist, setze mich auch gegen Quarantäneideen des Mannes durch und stelle ihn einfach wieder in die Küche. Der Mann geht mit irgendeinem Spray zum Gartenschrank, um ihn gefühlt zu desinfizieren.

Im Sprühnebel sieht man das Netz, das sich die beiden gebaut haben. Es ist sehr dreidimensional, komplex, und bildet eine Art Häuschen mit zwei Eingängen. Zwei friedliche dicke Viecher, die sich ein Häuschen gebaut haben, bis sie von irgendwelchen Aliens grundlos niedergemetzelt wurden.

Ich fühl mich sehr, sehr gestört und kann unser Aussterben kaum noch erwarten.

Samstag, 13. August 2011

Schon wieder eine...

Im Moment trudeln gefühlt täglich neue Geburtsmitteilungen ("XXXX gramm, XX cm, Kopfumfang XXcm, Mutter und Kind mehr oder weniger wohlauf") von allen Seiten bei mir ein, und ich schäm mich ein bißchen, daß meine Freude ausbleibt.

Das ist kein Neid, ich könnt ja auch, ich will ja nur nicht.

Das Problem ist, daß sich einfach mit jeder dieser mails wieder eine Freundin weiter von mir entfernt.
Am Anfang hab ich das nicht geglaubt.
Meine Eltern sind mit mir (und später meiner Schwester) unter dem Arm ständig unterwegs und mit Freunden aktiv gewesen; nicht immer freiwillg, aber das ist eine andere Geschichte. Und die wenigen entfernten Bekannten, die während des Studiums Kinder bekommen haben, hatten die auch immer dabei und haben an der Gemeinschaft und an inhaltlichem Austausch teilgenommen, ihr Leben primär als Menschen und nicht als Eltern geführt.
Es geht also, dachte ich.

Es geht wohl, aber es scheint sich um Ausnahmen zu handeln.
Schon mit dem ersten Kind hat sich, so unglaublich ich das vorher fand, der Großteil meiner Freundinnen in Hausfrauen verwandelt, inklusive dem extrem aufregenden Themenspektrum für Gespräche, das dieses Dasein mit sich zu bringen scheint. Aber da war noch Hoffnung, auch von ihrer Seite, wenn das Kind mal ein bißchen größer ist und durchschläft, dann auch mal wieder was anderes machen zu können. Aber viele der Karten und e-mails, die ich jetzt bekomme, zeigen ein zweites Kind an, und damit meist auch die Entscheidung, langfristig nicht in den Beruf und in den Austausch mit der Welt zurückzugehen.
Es sind aussschließlich die Frauen, und sie tun es alle aus irgendeinem "guten" Grund. Meistens, daß der Mann gerade jetzt an einem besonder entscheidenden Punkt seiner Karriere und mit gutem Einkommen arbeitet, sodaß es doch blöd ware, wenn er gerade jetzt ausgebremst würde. Abgesehen davon, daß diese Hausfrauen alle studiert haben, kann ich keinen wesentlichen Unterschied zu den fünfziger Jahren feststellen.

Solange nicht wirkich selbstverständlich ist, daß Kindererziehung Sache beider Eltern ist, solang die Verdienstschere zwischen Frauen und Männern nicht zugeht, solang sich die Männer nicht wirklich, wirklich, wirklich für den Haushalt verantwortlich fühlen, ohne daß frau sie bitten muß, solange Arbeitgeber nicht genauso zögern, einen jungen Mann einzustellen, weil der ja wahrscheinlich bald Kinder kriegen und zuhause bleiben wird, solange wird einfach die Mehrheit der Frauen dann doch im entscheidenden Moment einen Schritt zurücktreten und sich mit "ihrer natürlichen Bestimmung" und diesem warmen Bauchgefühl der Mutterschaft zufriedengeben. Und mich dann nach einem Jahr heulend anrufen, weil sie es nicht mehr aushält, daß sich ihre Kommunikation den ganzen Tag auf "Mama, Papa, aua" beschränkt, obwohl sie kurz vor der Promotion stand.

Jede von diesen Frauen ist selber schuld, aber die Babyfalle ist stark.
Wenn man seine Kinder nicht sowieso in seltsamen Lebensumständen kriegt, sondern in der klassischen festen Zweierbeziehung, in der zwar beide theoretisch furchtbar gleichberechtigt sind, aber der Mann halt ein "bißchen" mehr verdient und die Frau halt ein "bißchen" mehr im Haushalt macht, dann ist es immer noch wirklich schwer, dagegen anzugehen, sehe ich.
Einfach weil jeder Schritt raus aus der klassischen Rolle immer noch gegen so viel seltsames schlechtes Gewissen gegenüber andressierten "Pflichten" mit sich bringt, und weil die Männer, ohne böswillig zu sein, immer noch ihre Hauptidentität im Beruf sehen. Sie sind gerne bereit, mal was mit dem Kind zu machen und "helfen" auch im Haushalt, aber es interessiert sie nicht, wo die Ersatzbeutel für den Staubsauger und die für das Kind sind und wann das Kind die nächste Windelgröße braucht, weil das eigentlich nicht ihr Problem ist.

Andererseits muß man bedenken, wie unglaublich kurz die Zeitspannen sind, seit man in den siebziger Jahren angefangen hat, diese Dinge wirklich gesellschaftlich in Frage zu stellen. Dafür seh ich erstaunlich viele Männer mit Kinderwagen (nach Feierabend...) in der Stadt. Aber die Mädels müssen lernen, diese Konflikte auszutragen und nicht nur auf das Wohlwollen der eigentlich doch so netten Partner zu warten.
Typisches Zitat: "Ich hatte mir mein Leben anders vorgestellt, aber so ist es doch auch schön. Ich liebe meine Kinder doch! Und wenn er diese stressige Phase mit diesem Projekt hinter sich hat, kann er sie vielleicht auch öfter nehmen, dann kann ich den VHS-Kurs machen."

Da ist echt noch viel zu tun.

Ich glaub, ich erklär heute mal meinem, wie man den Staubsaugerbeutel wechselt.
Aber er ist grade so müde, er hatte gestern einen so anstengenden Tag auf der Arbeit.

Aber ich auch.

Donnerstag, 28. Juli 2011

Auch nach 6 Jahren der Selbständigkeit,

Kinder spielen im Kaufladen


...nach 5 Jahren des Zusammenwohnens mit einem Mann, nach 13 Jahren mit Führerschein, nach 16 Jahren mit Wahlrecht, nach ca. 25 Jahren alleine einkaufen gehen [... ... ...] habe ich immer noch oft das Gefühl, als wäre ich ein Kind (oder vielleicht auch eine Schauspielerin) und täte nur so "als ob".

Ich muß mich einerseits manchmal richtig beherrschen, dabei nicht allzu aufgeregt zu sein (also nicht so sehr nervös, sondern eher begeistert), weil ich jetzt so tun darf, als ob ich erwachsen wäre, andererseits rechne ich jederzeit damit, daß die anderen merken, daß ich da gar nicht hingehöre.
Ich habe oft das Bedürfnis, diese Tätigkeiten zu kommentieren oder durch überzogene Darbietungen zu veralbern. Also daß ich nicht begeistert "Brumm, Brumm" mache, wenn ich im Auto sitze, ist schon echt eine Leistung. ;-)
Und ganz oft bin ich in Versuchung, laut loszulachen, wenn ich plötzlich nicht nur mich so sehe und fühle, sondern den Eindruck habe, die anderen sind ja auch nur Kinder, die Elektroinstallateur, Busfahrer oder Bundeskanzler spielen und sich dabei albernst aufplustern.

Bei anderen Tätigkeiten (alleine arbeiten, Fahrrad fahren, echte persönliche Gespräche führen, Mathe machen, ...) habe ich das Gefühl überhaupt nicht.

Ich hab noch nicht so richtig raus, was es mir sagen will.

Freitag, 15. Juli 2011

Es ist einfach so praktisch,

wenn andere Leute das schon geschrieben haben, was ich schon lange mal sagen wollte. Mehr oder weniger wörtlich. Erstens spart es Arbeit, und zweitens gibt es mir das wunderbare und zugleich irritierende Gefühl, von zumindest einer Person verstanden zu werden. Auch wenn sie mich nicht kennt.

Heute:
Rebecca Watson von Skepchick* beschreibt, wie ich sie zur Feministin wurde.

"[...], I didn’t call myself a feminist. I had a hazy idea that feminism was a good thing, but it was something that other people worried about, not me. I was living in a time and culture that had transcended the need for feminism, because in my world we were all rational atheists who had thrown off our religious indoctrination so that I could freely make rape jokes without fear of hurting someone who had been raped.

And then I would make a comment about how there could really be more women in the community, and the responses from my fellow skeptics and atheists ranged from “No, they’re not logical like us,” to “Yes, so we can fuck them!” That seemed weird.

[...]
So here we are today. I am a feminist, because skeptics and atheists made me one. Every time I mention, however delicately, a possible issue of misogyny or objectification in our community, the response I get shows me that the problem is much worse than I thought, and so I grow angrier. I knew that eventually I would reach a sort of feminist singularity where I would explode and in my place would rise some kind of Captain Planet-type superhero but for feminists. I believe that day has nearly arrived."

--
* Schon wieder so eine Entdeckung via Muriel. Danke!

P.S. Nicht wundern: Rebecca befindet sich gerade in einem phänomenalen Shitstorm, weil sie es gewagt hat, anzudeuten, daß es ihres Erachtens nicht cool ist, alleinstehende Frauen spät nachts in Aufzügen anzumachen, wenn diese vorher den ganzen Tag darüber referiert haben, daß sie das nicht wollen. Das ist nur deshalb interessant, weil sich an dem Shitstorm auch Menschen beteiligen, die außer einer sinnvollen Botschaft auch noch über eine schier unerträgliche Arroganz, insbesondere aber auch über einen Prominentenstatus verfügen. Aber ansonsten ist es ganz normal und passiert immer, wenn man sich im Netz feministisch äußert und mehr als 10 Leser hat. Echt, probiert es aus! ...oder besser nicht...

Montag, 4. Juli 2011

"Lumpenpack" oder: Strategische Überlegungen


Sollte ich mich mal wieder verkleiden?
Das bin ich, 1998, Uni-Theater-AG.
Ich hätte eigentlich ganz gerne so einen Bart.

Kurz nach Fukushima (als ob jetzt "danach" wäre und nicht "während"...) haben wir hier in unserer schicken Kleinstadt eine kleine Anti-Atomkraft-Demo auf die Beine gestellt. Unter den gut hundert Teilnehmern war auch eine liebe ältere Kollegin, die sich hinterher an der Bushaltestelle mit anderen älteren Damen darüber unterhalten und von ihnen die Rückmeldung erhalten hat, bei den Teilnehmern handle es sich doch eh nur um "Lumpenpack".

Es geht mir nicht drum, jetzt beleidigt zu sein, sondern im Gegenteil: ich verstehe, wie sie drauf kommen. Ich lege großen Wert auf meine Dreadlocks und mein seltsames Hippie-Hobbit-Outfit und bin im Sommer gerne barfuß unterwegs, der Mann hat lange Haare und hatte ein bunt gebatiktes Kapuzenshirt an, und wir sind unter den Teilnehmern, die zum großen Teil ihre Eigenheiten auch gerne betonen, nicht aufgefallen.

Nun ist es schade, daß diese Damen uns deshalb nicht ernst nehmen. Ich denke zwar, sie begehen damit einen Fehler (ich gehe davon aus, daß ich beruflich, akademisch und auf dem jeweilig zu diskutierenden Gebiet mindestens so qualifiziert bin wie ein beliebiger Anzugträger in der Fußgängerzone), aber man muß der Tatsache ins Gesicht sehen, daß das nunmal der Eindruck ist, den wir auf die Mehrheit machen. Und da so eine Demo ja kein Selbstverwirklichungstrip ist, sondern eine Veranstaltung mit dem Ziel, einen bestimmten Eindruck zu machen, erwäge ich ernsthaft, mir ein schickes Kostüm zu kaufen, mir die Haare hochzustecken und elegantes Make-Up anzulegen, wenn ich zur nächsten Mahnwache gehe. Dinge, die ich nicht mal für eine Diplomprüfung zu tun bereit war. Oder für Vorstellungsgespräche.
Aber wenn die öffentliche Wahrnehmung so bescheuert ist (und zumindest hier in der Kleinstadt ist sie das)... - die sollen ja nicht mich als Person mögen oder schätzen, sondern meinen Argumenten zuhören. Und wenn sie das nicht können, wenn ich einen Wickelrock trage, sollte ich ihnen vielleicht eine Chance geben?

Ich habe ja immer noch den Trost, in meiner Werkstatt den Hippie raushängen lassen zu können und trotzdem von der lokalen Schickeria hofiert zu werden, weil sie auf dem Gebiet auf mich angewiesen sind. Da wollen SIE ja was von MIR.

Montag, 27. Juni 2011

Empfangsbestätigung

Es kommt relativ häufig vor, daß Menschen an mich hin reden.

Gerade unter meinen Kunden sind viele (liebe!) ältere Menschen mit einem signifikanten Mitteilungsbedürfnis, aber auch sonst habe ich einige Freunde und Bekannte, die ein bißchen zu einseitigem Labern neigen. Und auch der Mann verfällt öfter mal in längere ungebetene Vorträge, vor allem, wenn er sich über italienische Politik oder seinen Arbeitsplatz äußert...

Ich kann das wirklich nicht gut ab. Ich möchte fast sofort in die Auslegeware beißen und bekomme sehr bildhafte Gewaltphantasien, und frage mich dann immer, woran das liegt.

Rein inhaltlich schwankt die Qualität dessen, was man mir erzählt, natürlich deutlich.
Aber oft liegt sie eigentlich nicht unter dem, was ich den ganzen Tag begeistert konsumiere: Radiobeiträge (gerne zB auch so was wie "Erlebte Geschichte", wo ein älterer Mensch eine Stunde lang einfach aus seinem Leben erzählt), Podcasts und (oft private) Blogs.

Ich denke, es hat zwei Aspekte: Einer ist, daß ich mich oft nicht respektiert fühle und den Eindruck habe, die erzählende Person würde nicht merken, wenn ich tot vom Stuhl falle, sondern einfach weiterreden - das gilt aber doch für einen Radiobeitrag genauso?!

Und der andere Aspekt ist das aktive Zuhören.
Ich empfinde es als meine "Pflicht", jemand (Nettem), der mir etwas (ihm...) Wichtiges erzählt, den Eindruck zu geben, daß es mich interessiert. Ich schaue ihn also an, nicke, stimme ggf zu, stelle möglichst interessante Gegenfragen und gebe mir insgesamt Mühe, das Ganze sich wie ein gutes Gespräch anfühlen zu lassen. Das ist Arbeit. Und dafür hab ich nicht immer Kraft und Lust, und ich möchte, daß das berücksichtigt wird und man diese Dienstleistung nicht unmäßig und rücksichtslos in Anspruch nimmt.
Und das entfällt völlig bei den von mir konsumierten Medien, weil denen egal ist ist, ob ich kurz ein Nickerchen mache, während sie reden. Was ich extrem entspannend finde.

Ich denke also, ich müßte lernen, gleichgültiger zuzuhören.
Aber eigentlich will ich das nicht, ich finds nämlich extrem unhöflich.

Ich finde, die anderen sollten einfach mal die Klappe halten.

Aber ich ahne schon, so läuft das nicht.

Wie geht Ihr mit Leuten um, die ihr eigentlich mögt, die Euch aber zuschwallen?
Stört Euch das? Zeigt Ihr das? Hilft es?

Sonntag, 19. Juni 2011

Warum muß ich

...denn immer so'n seltsames Zeug träumen?!

Und mich dann tagelang verwirrt und sentimental und ein bißchen anhänglich fühlen gegenüber irgendwelchen Leuten, die in meinem Alltag vorkommen, die mich nie besonders interessiert haben und mit denen ich dann plötzlich glaube, gemeinsam irgendwelche emotional zusammenschweißenden Abenteuer erlebt zu haben, oder gemeinsam am Lagerfeuer gesessen und uns unsere Herzen ausgeschüttet, oder auch mit ein bißchen Erotik drin, muß aber nicht, jedenfalls so Sachen, die bei mir das Gefühl hinterlassen von "...der Beginn einer wunderbaren Freundschaft".
Ich träume sowas relativ oft, die halbe Stadt hier ist voll mit Leuten (allen Alters und Geschlechts), denen ich mich auf diese Weise nahe fühle, ohne realen Bezug.
Verwirrend.
Und enttäuschend, weil nicht erwidert; und auch, weil sie in echt oft deutlich weniger interessant sind, als ich geträumt und gefühlt habe.

Donnerstag, 16. Juni 2011

Immer, wenn ich singe,

(und zwar nicht im Chor, da ist das immer dieses Kopfstimmengepiepse, das mag ich nicht wirklich) -
Also immer, wenn ich singe, so für mich allein, meistens im Auto, dann erinnert mich meine Stimme an die Stimme meiner Mutter (unsere Stimmen sind sich wohl wirklich ähnlich), und dann werd ich zurückgezoomt in meine Kindheit und ins Bett, und meine Mutter singt mir was vor oder übt Gitarre im Nebenzimmer.
Das war relativ selten, glaube ich, aber irgendwie sehr prägend.

Und dann wird mir (mal wieder) klar: ich könnte keine Kinder haben.
Weil ich nicht damit umgehen könnte, so einen kleinen Menschen so zu prägen, daß er meine Stimme so furchtbar unglaublich lieb hat, sein Leben lang, daß er sich sogar selber was vorsingt, weil ihn seine Stimme an mich erinnert.
Meine Mutter wußte das glaubich nicht, daß das passieren kann, aber ich weiß das ja jetzt.
Das ist echt zu groß für mich, da krieg ich Fluchtgefühle.

Sonntag, 12. Juni 2011

Es ist nicht wirklich Neid, aber...

Ich habe gerade kürzlich mal wieder herumgrübelnd festgestellt, daß mir trotz allem Auf und Ab und Hin und Her eigentlich niemand einfällt, mit dem ich wirklich tauschen möchte.
Ein schöner Gedanke.

Dabei bleib ich auch. Aber, sagen wir es so, wenn ich aus irgendeinem Grund müßte, dann... ich meine...
Amanda ist so alt wie ich, und meiner Wahrnehmung nach ähnlich wirr und suchend in der Welt unterwegs, und sie entdeckt und mag sehr oft die gleichen Dinge etwa zeitgleich wie ich, kann ich ihrem Blog entnehmen...
Aber sie kann gleichzeitig singen und Klavier spielen, was durchaus ein Neidfaktor ist. Und nicht nur, daß sie den einzigen Mann geheiratet hat, an den ich je einen waschechten Fanbrief formuliert habe (und dann nicht abgeschickt, wie ich zu meiner Ehrenrettung versichern kann), sondern auch sonst: Was bei mir zB. ein Dreitagescrush für Tim Minchin im Blog ist, wäre dann halt so...
(Nur, weil es grad so zeitnah ist. Und die Welt ist echt ein Dorf.)

Sonntag, 5. Juni 2011

Samstag mittag, 14:30

Das Klassentreffen (15 Jahre Abi) dauert das ganze Wochenende.

Ich kann erst ab Samstag und bin genau in dem Moment angekommen, an dem alle eine nette "Familienwanderung" machen; an der Tür der Hütte hängt ein Schild.

Ich hab also wohl ein Stündchen Zeit, in der Sonne zu sitzen, um mich rum diese Art von lärmender Stille, die es nur im Wald gibt: Vögel, Insekten und eine Menge Geräusche, die ich nicht zuordnen kann. Gelegentlich ein aufjaulendes Motorrad von der nahegelegenen, kurvigen Landstraße.
Ich finde "nachdenklich im Wald sitzen" als Tätigkeit irgendwie total romantisch, aber nach drei Minuten (gefühlt einer ganzen Weile) werde ich zappelig.
Ich umrunde die Hütte, alle Türen und Fenster sind zu. Bedauerlich, ich hätte gern das Bad besichtigt und mein Revier markiert...

Ich setze mich wieder hin und versuche, auf meinem Zwergsmartphone ein ebook zu lesen, aber ich bin zu unruhig. Gelegentliche Fluchtreflexe; Klassentreffen ist immer noch nicht völlig entspannt und unbelastet für mich, auch wenn ich meine überwiegend katastrophalen Erinnerungen an meine Klassenkameraden (...aber das ist eine andere Geschichte...) heute in einem etwas anderen Licht sehe.
Und zumindest einige von ihnen inzwischen wirklich ...mag.
Ja, kann man so sagen.
Krass.

Ich schaue mir die Autos an und versuche sie zuzuordnen.
Mehrere mit Windeltaschen auf der Rückbank; die Namen der auf den Heckscheibenaufklebern stolz genannten Kinder erkenne ich nur in einem Fall. Insgesamt scheinen wir uns um den Fortbestand der Menschheit keine Sorgen machen zu müssen.
Relativ viele bescheidene, praktische Autos; sympathisch.
Ein dicker Mercedes Kombi mit (Pseudo?)wurzelholzarmaturenbrett; für einen Berufsvielfahrer, nehme ich an, jedenfalls fällt mir sonst keine Entschuldigung dafür ein.
Und ein kleiner Mazda mit einem Regenbogenaufkleber, dem ich nicht genau ansehe, ob er Greenpeace, Pace oder irgendwas Schwul-Lesbisches meint. Gibt auf jeden Fall einen Bonuspunkt... ;-)
Ich bin gespannt, wem was gehört.

Jetzt höre ich in der Ferne Kinder grölen, die "Familienwanderung" scheint zurückzukommen.
Ich unterdrücke einen letzten Fluchtreflex, speichere diesen Text und versuche intensiv, auszusehen wie jemand, der souverän und entspannt in der Sonne sitzt.

Dazugekommen

Huch, eigentlich gibt...
Huch, eigentlich gibt es das Blog doch schon gar nicht...
madove - 27. Jun, 16:07
Ein Lebenszeichen! Wie...
Ein Lebenszeichen! Wie schön!
Conradin - 25. Jun, 21:58
Hach, Gesprächsfetzen....
Hach, Gesprächsfetzen. <3 Mein Radio.
rebekka (Gast) - 2. Sep, 20:43
Echt?
Mal testen. Hm.
David (Gast) - 27. Mai, 17:24
yeeeeey
ich bin gerade so strahlefroh!! geil, dass das ein...
tonja (Gast) - 8. Mär, 15:46
Das ist ja schon witzig......
Das ist ja schon witzig... Du hast wirklich sehr sehr...
madove - 19. Jan, 22:00

Über mich

"Ma dove?" ist italienisch und heißt "Aber wo?".
Der "Name" ist eigentlich zufällig an mir hängenge-blieben, paßt aber bestechend:
Ich suche.
Den Sinn des Lebens, meinen Platz in der Welt, meinen eigenen Stil, und eigentlich ständig meinen Schlüsselbund. Bislang mit mäßigem Erfolg, aber unverdrossen.
Um herauszufinden, was ich denke, lese ich gerne hier nach. Dafür muß ich es aber erst schreiben.
Daher das blog.


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